Brenda Joyce
wenig unbehaglich. »Sie würden doch nicht etwa unsere
Freundschaft verraten und Bragg von der Waffe erzählen, oder?«
»Doch, das
würde ich.«
»Sie sind
wirklich skrupellos!«
»Ja, das
bin ich.«
Darauf fiel ihr nichts mehr
ein. Sie konnte ihn nur noch entgeistert anstarren.
Sein Gesichtausdruck wurde
weicher, und er versetzte ihr einen liebevollen Stupser gegen das Kinn. »So
begreifen Sie doch, meine Liebe. Sollten Sie jemals wirklich eine Waffe benötigen,
dann wird Ihnen dieses Spielzeug da auch nicht helfen.«
»Ich habe Sie nicht nach Ihrem
Rat gefragt.« Sie kehrte ihm den Rücken zu. »Joel? Wir sind spät dran. Lass uns
gehen.« Hart kicherte, packte ihren Arm und zog sie wieder zu sich herum.
»Francesca, irgendjemand sollte auf Sie Acht geben. Das ist offensichtlich.«
»Aber dieser Jemand sind ganz
bestimmt nicht Sie. Außerdem haben Sie im Augenblick ja wohl alle Hände voll
zu tun, nicht wahr?«
Seine dunklen Augen blitzten.
»Sieh mal einer an! War das etwa ein Seitenhieb auf mein Privatleben?«
Francesca
stemmte ihre zu Fäusten geballten Hände in die Hüften. »Und ob es das war! Sie
haben den Charme eines tollwütigen Stieres! Und ich bestehe darauf, dass Sie
Rose gegenüber etwas Mitgefühl zeigen. Müssen Sie denn so unfreundlich zu ihr
sein?«
Er lächelte, ohne etwas zu
sagen. Aber es war ein barbarisches Lächeln.
Ihr war beklommen zumute. »Es
gefällt mir nicht, wie Sie mich ansehen.«
»Rose hatte einen Wutanfall –
und es war nicht ihr erster –, weil ich nicht bereit bin, das zu teilen, was
mir gehört.«
Francesca begann zu begreifen
und errötete.
»Und solange Daisy in meinem
Haus lebt und auf großzügigste Weise von mir versorgt wird, ist es mein Recht,
auf einer gewissen Loyalität zu bestehen.«
Ging es
hier wirklich um das, was sie vermutete? »Rose ist gewiss nicht wütend, weil Sie«
– Francesca stockte –, »weil Sie ...« Sie vermochte es einfach nicht
auszusprechen.
»Genau das.
Daisy gehört nun mir. Und zwar ausschließlich mir. Und sollte Rose sie jemals
anfassen, werde ich Daisy hinauswerfen.«
Francesca
starrte ihn an. »Gott, sind Sie eiskalt!«
»Finden
Sie? Nun, ich bin da anderer Meinung. Daisy und ich haben eine Vereinbarung
getroffen, die mich einiges kostet, und dafür erwarte ich ihre ungeteilte
Aufmerksamkeit.« Francesca errötete erneut. »Aber hier geht es doch nicht um
... um Erotik. Hier geht es um Liebe.«
»Wie naiv
Sie sind!«, erwiderte Hart lachend.
»Nein, wie stumpfsinnig Sie
doch sind! Hier geht es um Liebe«, wiederholte Francesca voller Inbrunst.
Er legte die Hand an ihre
Wange. »Meine Liebe, hier geht es einzig und allein um Sex.«
Sie wich
zurück. In ihren Kreisen sprach niemand dieses Wort laut aus! »Hart, Rose liebt
Daisy. Sie hat Angst, dass Daisy sich in Sie verlieben könnte. Sie hat Angst,
sie zu verlieren.« Er lachte laut auf. »Rose ist einfach nur scharf auf meine
Mätresse, das ist alles.«
Francesca
war sich sehr wohl bewusst, wie unschicklich ihre Unterhaltung war, doch Harts
zynische Einstellung schockierte sie noch viel mehr. »Ist das wirklich Ihre
ehrliche Meinung?«
»Ja.«
»Dann tun
Sie mir Leid, Hart.«
Sein
Lächeln erstarb, und er wurde nachdenklich. »Ich beneide Sie um Ihre
romantischen Vorstellungen, Francesca, aber ich fürchte, dass Ihnen Ihre
reizende Naivität eines Tages genommen werden wird.«
»Es gibt so viel Gutes auf der
Welt, Hart, so viel Gutes und so viel Liebe«, versuchte sie es aufs Neue und
berührte ihn leicht am Arm.
Er
schüttelte den Kopf. »Es gibt nur Begierde, Francesca. Die Menschen gieren nach
Reichtum, Macht, Einfluss, Prestige ... nach Sex, Trinken, Essen, Besitz. Und
nach Rache. Allein darum geht es auf dieser Welt, Francesca.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein,
nein. Sie sind ein schrecklicher Zyniker!«
Er zuckte mit den Schultern.
»Und Sie eine hoffnungslose Romantikerin. Eine ganz reizende hoffnungslose
Romantikerin, wie ich zugeben muss, aber ich fürchte, Sie werden einmal
schwer enttäuscht werden.« Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht zurück.
»Gibt es sonst noch irgendetwas, das Sie mir sagen wollen?«
Sie erwiderte das Lächeln,
obgleich sie erschüttert war – denn er irrte sich, dessen war sie sich ganz
sicher. »Ich bestehe darauf, dass Sie Bragg nichts von meiner Pistole
erzählen.«
Er führte
sie zur Tür. »Francesca, ich werde ihm davon erzählen, sobald sich die
Gelegenheit dazu ergibt. Meiner Ansicht
nach besteht
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