Brenda Joyce
einem baldigen Ende der Vereinbarung zwischen Hart
und ihr sehnte.
Und
Francesca hatte das Bordell gesehen, in dem die beiden jungen Frauen gewohnt
und gearbeitet hatten, bevor Bragg dort eine Razzia durchführen ließ und Hart
Daisy in diesem Haus untergebracht hatte. Daisy war auf der gesellschaftlichen
Leiter nach oben geklettert, und Francesca freute sich für sie. Allerdings
fragte sie sich, wo Rose wohl wohnen mochte und hoffte, dass sie nicht wieder
in die Dienste von Mrs Pinke zurückgekehrt war.
Daisy hatte Erfrischungen
bestellt, und der Dienstbote schob einen Servierwagen mit Tee und Gebäck zur
Tür herein. Als Francesca sah, dass hinter ihm Hart das Zimmer betrat,
erstarrte sie unwillkürlich.
Hart wirkte in seinem schwarzen
Anzug mit der schwarzen Krawatte und dem schneeweißen Hemd wie immer äußerst
schneidig. Seine olivfarbene Haut kam in dem Hemd gut zur Geltung. Mit langen
Schritten betrat er den Salon und schenkte als Erster Francesca ein Lächeln,
was sie zu ihrer eigenen Überraschung freute.
Dann
schaute er zu Daisy hinüber und trat auf sie zu. Seine Mätresse schien erstaunt
zu sein, ihn zu sehen. »Hallo«, sagte er. Er gab ihr weder einen Kuss noch
machte er Anstalten, sie in irgendeiner Weise zu berühren. Alles in allem
verhielt er sich wie ein perfekter Gentleman. Francesca war beeindruckt,
fragte sich dann aber sogleich, was sie stattdessen erwartet hatte. Etwa dass
er Daisy umarmen und vor aller Augen küssen würde?
Hart wandte sich Francesca zu.
»Welch eine willkommene Überraschung«, sagte er, bevor er Joel anschaute, der
einen gelangweilten Eindruck machte. »Hallo, Kennedy.« Joel bedachte ihn mit
einem widerwilligen Blick.
Einen
Moment lang schwiegen alle.
Francesca
sah, dass Hart Rose interessiert anstarrte. Die junge Frau machte den
Eindruck, als würde sie ihm am liebsten die Augen auskratzen, während Hart
amüsiert zu sein schien.
»Guten Tag,
Rose«, grüßte er sie mit sanfter Stimme.
»Hart«,
erwiderte sie knapp.
»Ich dachte, du hättest
beschlossen, niemals einen Fuß in mein neues Haus zu setzen?«, sagte er und zog
seine Brauen fragend in die Höhe.
»Miss
Cahill hat mich zu diesem Besuch überredet.«
»Verstehe.
Nun, dein Beschluss hat immerhin drei Tage gehalten.« Er lachte.
»Calder!«,
protestierte Daisy, doch er ignorierte sie.
»Du bist ein solcher
Mistkerl!«, brach es aus Rose hervor. »Ich weiß wirklich nicht, was sie an dir
findet.«
»Doch, ich
glaube, das weißt du. Zumindest wusstest du es einmal. Denn du hast es mit
eigenen Augen gesehen, nicht wahr?«
Francesca
spürte, wie sie rot wurde.
»Wie kannst
du dich nur mit dieser Arroganz abfinden?«, fragte Rose. »Sechs Monate, das ist
doch eine Ewigkeit! Daisy ...« Sie verstummte, aber der flehentliche Tonfall
hing noch in der Luft.
Daisy blickte beunruhigt von
einem zum anderen. Sie machte Anstalten, auf Rose zuzugehen, doch Hart griff nach
ihrer Hand und hielt sie zurück. »Wage es nicht, eine Szene zu machen, Rose.
Nicht in meinem Haus«, sagte er leise, aber mit einem warnenden Unterton in der
Stimme.
Rose
musterte ihn mit einem verkrampften Lächeln. »Weißt du was? Es ist mir
vollkommen egal, wie stinkreich du bist! Und du jagst mir auch keine Angst ein,
Hart.« Sie schnaubte fast vor Wut.
»Versuchst
du mir etwa zu drohen?«, fragte er verächtlich. Rose machte den Eindruck, als
wollte sie sich im nächsten Moment auf ihn stürzen.
»Es reicht!«, mischte sich
Daisy ein. »Wir haben Gäste, und ich mag es nicht, wenn ihr beide euch
streitet.«
»Versuch
niemals, mich zu etwas zu drängen, Rose«, sagte Hart. »Ich schlage vor, du
findest dich mit der Realität ab. Ansonsten könnte ich versucht sein, die
Spielregeln zu ändern, und dann wärest du in diesem Haus nie wieder erwünscht.«
Rose starrte ihn wütend an,
während Daisys Augen einen ungläubigen Ausdruck trugen.
»Joel und
ich müssen jetzt gehen«, sagte Francesca forsch.
»Daisy, es
hat mich sehr gefreut, Sie wiederzusehen.« Sie konnte einfach nicht glauben,
dass sich Hart Rose gegenüber derart hartherzig zeigte. »Benötigen Sie eine
Mitfahrgelegenheit?«, fragte sie und blickte zu Rose hinüber. Vor dem Haus
wartete zwar kein Fahrzeug auf sie, aber Francesca wusste, dass es das Beste
sein würde, wenn Rose ebenfalls ginge. Außerdem hatte Hart zweifellos einen
Grund für den Besuch bei seiner Mätresse. Francesca versuchte nicht weiter
darüber nachzudenken, aber es wollte ihr nicht so recht
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