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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 03 - Stunde der Versuchung
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Sonntag zur Messe
gekommen und manchmal auch noch unter der Woche.«
    Es war nicht schwer gewesen, Mike O'Donnells Priester ausfindig
zu machen – die kleine Kirche, wo Vater O'Connor predigte, lag nur wenige
Häuserblöcke weit von der Water Street entfernt. Bei ihrem Eintreffen war die
Messe gerade zu Ende gegangen, und die letzten Gemeindemitglieder verließen
das Gotteshaus. Francesca war überrascht, dass Mike O'Donnell ein Kirchgänger
gewesen war, immerhin war er ihr bei ihrer Begegnung nicht besonders
gottesfürchtig vorgekommen.
    »Wann haben
Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«, fragte Bragg.
    »Letzten Sonntag«, erwiderte
O'Connor. Er war ein großer, weißhaariger Mann im fortgeschrittenen Alter.
»Erst dieser schreckliche Mord an seiner Frau – und jetzt auch noch seine
Schwester.«
    »Ja, es ist wirklich furchtbar.
Sie haben also beide Frauen gekannt?«
    »Eigentlich
nur Kathleen. Vor ihrer Trennung ist sie immer mit ihm zum Gottesdienst
gekommen. Damals haben sie sich eine Wohnung mit zwei anderen Familien in einem
Mietshaus ganz hier in der Nähe geteilt. Aber ich habe sie schon seit zwei
oder drei Jahren nicht mehr gesehen«, erwiderte der Geistliche. Sie hatten
inzwischen in einem kleinen Raum im hinteren Teil der Kirche Platz genommen. Es
war ein schlichtes, rechteckiges Zimmer mit Eichenboden und Steinwänden,
einem Bücherregal und einem Schreibtisch, an dem der Geistliche saß. »Sie war
so eine sanftmütige Frau, Commissioner. Ruhig und zurückhaltend und ebenfalls
sehr fromm. Ich war sehr traurig, als die beiden sich trennten.«
    »Sie haben
Mary also nie kennen gelernt?«
    »Doch, aber nur ein einziges
Mal, und das war bei Kathleens Beerdigung.«
    »Zu der
Mike nicht erschienen ist«, sagte Bragg.
    O'Connor zögerte. »Ich bin mir
sicher, dass er seine Gründe dafür hatte.«
    »Welche Gründe könnten das wohl
gewesen sein?«, murmelte Francesca.
    Der
Geistliche blickte sie an. »Er hat Kathleen geliebt und wollte die Trennung
damals gar nicht. Ich glaube, ihr Tod hat ihn zutiefst erschüttert. Seither ist
er ein anderer Mensch.«
    Francesca
blickte Bragg an. Mike O'Donnell war ihr nicht wie ein Mann vorgekommen, der am
Boden zerstört war. »Haben Sie jemals Kathleens Bekannten, Sam Carter, kennen
gelernt?«
    O'Connor blinzelte. Er hatte
hellgraue Augen, und mit seinem weißen Haar und der hellen Haut sah er beinahe
wie ein Albino aus. »Ich wusste nicht, dass sie sich einen Liebhaber genommen
hat. Ich bin sehr enttäuscht von ihr.«
    Er spricht von ihr, als ob sie
noch am Leben ist, dachte Francesca. Wie seltsam!
    »Hat sich Mike Kathleen
gegenüber jemals wütend über das Scheitern ihrer Ehe gezeigt? Haben Sie
vielleicht einmal gehört, dass er sie in irgendeiner Weise bedroht hat?«,
fragte Bragg.
    »Falls ja, so ist es mir nicht
bekannt. Ich gehe davon aus, dass sie hin und wieder gestritten haben, aber ich
habe niemals erlebt, dass er sich Kathleen gegenüber unfreundlich verhalten
hat.«
    »Also ist
er ein Heiliger«, sagte Francesca.
    O'Connor warf ihr einen
scharfen Blick zu. »Ich habe wohl kaum behauptet, dass er ein Heiliger ist.
Unbeherrschtheit ist eine Sünde, junge Dame.«
    »Er hat ihr also nie gedroht
oder abfällig über sie geredet? Nicht einmal in der Beichte?«
    »Commissioner! Sie wissen, dass
ich über das, was mir während der Beichte anvertraut wird, nicht reden darf!«
Francesca versuchte ihre Ungeduld zu zügeln.
    »Zwei
Frauen sind auf brutale Weise ermordet worden, Vater O'Connor«, erwiderte Bragg
kühl. »Und falls Sie irgendetwas gehört haben sollten, das mir helfen könnte,
den Mörder zu finden, schlage ich vor, dass Sie es mir mitteilen – selbst wenn
es während der Beichte geschehen sein sollte.«
    »Ich werde niemals meinen
heiligen Eid brechen«, erklärte O'Connor schroff. »Wäre das jetzt alles?«
    »Mary wird morgen beerdigt. Hat
O'Donnell irgendetwas über ihren Tod gesagt? Hat er ihnen gegenüber seine
Trauer oder irgendeine andere Empfindung offenbart?«
    O'Connor hatte sich bereits
erhoben, offenbar um zu zeigen, dass das Gespräch für ihn beendet war. »Nein,
das hat er nicht. Nicht wirklich.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte
Bragg, ohne sich zu rühren, obwohl Francesca ebenfalls aufgestanden war.
    O'Connor seufzte. »Mary und er
standen sich nicht sehr nahe.«
    »Und was
soll das nun wieder heißen?«
    »Genau
das, was ich gesagt habe.«
    »Aber dafür muss es doch einen
Grund gegeben haben. Sie wissen mehr, als Sie zugeben wollen«,

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