Brenda Joyce
in ihrem Club zu
empfangen. Und was hatte dieser letzte Satz zu bedeuten? »Dem Jewel eilt
ebenfalls ein gewisser Ruf voraus.« Er lächelte und blickte sich um. »Ich bin
beeindruckt.«
Ihr Lächeln schien ihr ins Gesicht gemeißelt. »Das zu glauben
fällt mir schwer, aber ich freue mich dennoch. Möchten Sie etwas trinken? Oder
eine Zigarre? Vielleicht auch etwas zu essen? Wir haben einen hervorragenden
Koch aus Paris, der heute Abend Wildente in einer Pfirsich-Weinbrand-Soße serviert.«
»Ich fürchte, ich habe bereits gespeist, aber ein Scotch wäre sehr
angenehm.«
Madame Marceaux wandte sich zu einer wunderschönen Frau von
ungefähr achtzehn Jahren um, die hinter ihr aufgetaucht war. Ihr Blick war
glutvoll und einladend, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte eine
Haut wie Milchkaffee, was auf afroamerikanische Vorfahren schließen ließ, und
trug ein tiefrotes Kleid, das einen Großteil ihrer kleinen Brüste freiließ.
»Linda, bitte hole Mr Hart ein Glas von unserem besten Scotch.«
Linda lächelte ihn verführerisch an und verschwand wieder, um dem
Wunsch nachzukommen. Als Hart sich erneut seiner Gastgeberin zuwandte, streifte
sein Blick kurz ein vertrautes Gesicht, und sein Herz schlug heftiger. Aber er
schaute nicht noch einmal zu Rose hinüber.
Welch ein Zufall, dass die Geliebte seiner Mätresse hier in diesem
Club war. Er hatte Daisy seit seiner Verlobung mit Francesca im vergangenen Monat nicht mehr besucht, ihr jedoch
gestattet, während der viereinhalb Monate, bis ihr Arrangement endete, in dem
Haus wohnen zu bleiben, das er für sie
gekauft hatte. Hart war Daisy eines Tages auf der Straße begegnet und
hatte sie fälschlicherweise für eine Dame gehalten. Doch ihm war rasch klar
geworden, dass sie eine Prostituierte war,
und da ihre außergewöhnliche Schönheit es ihm angetan hatte, begann er
sie in dem Bordell zu besuchen, wo sie arbeitete. Dort hatte er auch ihre Geliebte, Rose, kennengelernt. Eins hatte zum
anderen geführt, und schon bald hatte er mit beiden das Bett geteilt.
Roses Anwesenheit hier stellte ein Problem dar. Sie war furchtbar wütend auf
ihn gewesen, weil er Daisy zu seiner Mätresse gemacht hatte. Und Rose wusste
zweifellos über seine Verlobung mit Francesca Bescheid, da Daisy ihr sicherlich
davon erzählt hatte. Sie hasste Hart aus tiefstem Herzen, und er traute ihr
nicht über den Weg.
»Und was
führt Sie ins Jewel Mr Hart?«
»Langeweile«,
entgegnete er lächelnd.
Sie zog
ihre hellen Augenbrauen hoch, ohne sonderlich beeindruckt zu wirken.
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Mann wie Sie an Langeweile leidet. Aber
ich bin mir sicher, wir können Sie davon kurieren.«
»Daran zweifle ich nicht. Deshalb bin ich hier«, antwortete Hart
leichthin. Er spürte Roses Blick im Rücken.
»Dann schlage ich vor, wir ziehen uns in mein Büro zurück, um die
Angelegenheit dort zu besprechen«, sagte Solange Marceaux.
Hart stimmte zu und folgte ihr, vorbei an den beiden Salons, in
ein großzügiges Wohnzimmer. Die Tür zu dem angrenzenden Raum stand offen, und
er erhaschte einen Blick auf ein elegantes Schlafzimmer mit einer in einem
Goldton vertäfelten Decke, jadegrünen Textiltapeten und passenden
Brokatvorhängen. Die Möbel in beiden Zimmern waren antik.
Er wandte sich seiner Gastgeberin zu, die ihn beobachtet hatte,
und nahm in dem Sessel Platz, den sie ihm anbot. »Ihre Räumlichkeiten sind
überaus elegant.«
Sie setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel
auf der anderen Seite eines kleinen Couchtisches. Das Sofa zu ihrer Rechten
blieb leer. »Das Gleiche habe ich über Ihr Heim gehört, Mr Hart. Nun, wie kann
ich Ihnen helfen?«
Im selben Moment klopfte es an der Tür, und Linda kam mit seinem
Scotch und einem weiteren Getränk herein, das wie Eiswasser aussah. Sie
lächelte Hart an, während sie ihm seinen Drink reichte, und blickte Solange
dann fragend an »Du kannst gehen«, sagte die Madame. »Sorge bitte dafür dass
uns niemand stört.«
Als Linda fort war, setzte Solange ihr Glas auf dem Tisch zwischen
ihnen ab, ohne daraus zu trinken. »Was entspräche denn Ihren Neigungen, Mr
Hart?«
»Ich bin auf der Suche nach Unschuld«, sagte er. »Und nach
Schönheit, natürlich.«
Sie zuckte nicht mit der Wimper. »Und welches Alter bevorzugen
Sie?«
»Vierzehn. Dreizehn wäre mir angenehmer. Aber auf keinen Fall älter
als vierzehn.«
Solange lächelte ihn höflich an, erhob sich und schritt langsam
zu dem Kamin hinter der Sitzgruppe. Dort
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