Brenda Joyce
ebenfalls geschlossen
war. Joel ließ Bridgets Hand los, um es zu öffnen. Anfangs klemmte es, doch
endlich ließ sich die schwere Scheibe nach oben schieben. Bridget beugte sich
hinaus – und dann entfuhr ihr ein leiser Schrei. Sie waren sehr hoch oben, und
der nächste Baum war viel zu weit entfernt, als dass sie ihn hätten erreichen
können. »Wir werden uns das Genick brechen!«, rief sie.
Joel zögerte, dann entschied er: »Du bleibst hier. Ich versuche,
runterzuklettern und Hilfe zu holen.«
»Aber du kannst doch nicht an 'ner Hauswand runterklettern!«,
wandte sie atmelos ein. »Und ich will nicht allein hier bleiben!«
Joel wollte gerade etwas darauf erwidern, als auf der Treppe
Schritte ertönten. »Du hast keine andere Wahl!«, rief er und schob sie zur
Seite.
»Warte«, protestierte sie entsetzt, doch er kletterte bereits
durch das Fenster.
»Hey! Hey! Das is das neue Mädchen – und der Junge haut durchs
Fenster ab!« Der fette Schurke hatte beinahe den Treppenabsatz erreicht.
Joel saß bereits rittlings auf dem Fenstersims. »Ich komme
zurück«, versprach er.
»Beeil dich«, drängte Bridget ihn und sah sich nach der Treppe um.
Beide Männer kamen auf sie zugelaufen. Tapfer stellte sie sich
ihnen in den Weg.
»Kümmer dich um den Jungen!«, rief der
Größere der beiden.
Joel lächelte sie an, und im nächsten Moment war er aus ihrem
Blickfeld verschwunden.
Bridget stellte dem fetten Mann, der Joel so fest geschlagen
hatte, dass sein Kopf blutete, ein Bein und brachte ihn zu Fall. Als der
Schurke stürzte, empfand sie eine tiefe Befriedigung.
»Du verdammte kleine Schlampe!« Der große Mann stieß sie grob zur
Seite und stürzte auf das Fenster zu.
Bridget
packte ihn an der Hose und hielt ihn fest.
Er stieß einen Fluch aus, drehte sich um und trat nach ihr. Doch
sie klammerte sich mit aller Kraft an ihn.
Der fette Mann versetzte ihr einen Schlag. Durch die Schwärze, die
sie umfing, hörte sie noch, wie der andere Mann sagte: »Scheiße! Der kleine
Mistkerl hat es bis zur Straße geschafft. Komm mit, bevor er sich aus dem Staub
macht!«
Ergeben
ließ sie sich in die Dunkelheit fallen.
Es war bereits kurz nach vier, und sie war spät dran. Francesca
hatte erwartet, von Solange Marceaux persönlich empfangen zu werden, aber
stattdessen tauchte eine atemberaubende Brünette in ihrem Alter auf, die einen
dünnen Satinmorgenrock und bestickte, hochhackige Schuhe trug. »Emerald?«
»Hallo«, sagte Francesca mit gespielter Heiterkeit. In ihre Hochstimmung
mischte sich eine gewisse Nervosität. Sie hielt das sorgfältig in Papier
verpackte Kleid umklammert, das ihr die Gräfin geliehen hatte.
»Ich bin Dawn.« Die Brünette lächelte. »Komm mit. Ich werde dir
dein Zimmer zeigen.«
Francesca nickte und folgte Dawn durch die Eingangshalle, vorbei
am Klavier, wo der Pianist bereits zu spielen begonnen hatte. Er war ein
junger Mann, kaum älter als sie selbst. Als die beiden Frauen vorbeigingen,
beäugte er zuerst Dawn und bedachte dann Francesca mit einem Lächeln. Dawns
dünner Morgenrock war so durchsichtig, dass sie ebenso gut nackt hätte sein
können, und als sie an dem Pianisten vorbeiging, wackelte sie mit dem
Hinterteil. »Fred ist ein netter Junge«, bemerkte sie und zwinkerte Francesca
zu.
Francesca vermutete, dass die beiden eine Affäre hatten. Sie rang
sich ein Lächeln ab. Sie vermochte sich des unbehaglichen Gefühls nicht mehr
zu erwehren, dass diese Nacht möglicherweise anders verlaufen würde, als sie es
sich vorgestellt hatte.
»Das hier ist dein Zimmer. Hübsch, nicht wahr?«, sagte Dawn und
ließ Francesca als Erste eintreten.
Die sah sich überrascht um. Es war in der Tat ein hübsches Zimmer
mit elfenbeinfarbenen Wänden und rosa und grünen Akzenten. Dem großen
Himmelbett schenkte Francesca weiter keine Beachtung. Es gab einen Kamin mit
Marmorsims und davor einen netten Essbereich. Francesca legte ihre Handtasche auf einer Kommode ab und drehte
sich um.
»Warte, ich hänge das für dich auf.« Dawn nahm ihr das Kleid ab
und befreite es von dem Papier. »Oh, das wird dir sicherlich einige Bewunderer
einbringen«, sagte sie mit einem frechen Grinsen.
»Das war meine Absicht«, erwiderte Francesca.
Dawn lachte. »Tee?« Ohne eine Antwort
abzuwarten, ging sie mit geschmeidigen Bewegungen zum Tisch, wo ein silbernes
Tablett mit einer Teekanne, Tassen und Untertellern sowie einigen Petit Fours
stand, und schenkte zwei Tassen Tee ein.
Francesca setzte sich und
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