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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 06 - Fallen der Liebe
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»Edward, lassen Sie Raoul mit der Kutsche vorfahren
und sagen sie meinen letzten Termin ab. Ich werde selbst ins Bellevue fahren.«
    Sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört zu
weinen. Bridget saß auf dem Boden in einer Ecke des beinahe leeren Raumes, der
nur mit einer Kommode und einem großen Bett
eingerichtet war. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und zitterte hin
und wieder. Es war wie ein Krampf, der sogar ihre Zähne zum Klappern brachte.
Die beiden Männer – ihre Entführer – hatten sie vor wenigstens zwei Stunden auf
dieses Bett geworfen, ihr die Fesseln abgenommen und den Sack vom Kopf
gezogen. Sobald sie sich wieder frei bewegen konnte, war sie vom Bett geklettert
und hatte sich in die Ecke gehockt, wo sie noch immer saß. Die Männer waren
sofort verschwunden und hatten die Tür hinter sich abgeschlossen, aber sie
blieb dennoch vor Angst erstarrt.
    Der tote Junge lag auf dem Boden in der Nähe
der Tür.
    Bridget sah ihn an und musste sich zum wiederholten Mal übergeben.
Eine Träne kullerte ihr über die Wange.
    Sie hatte solche Angst. Wie sollte Mama sie hier finden und retten?
Sie wusste, was diese Männer wollten; sie hatte es in ihren Augen gesehen. Sie
war keine Närrin. Sie hatte Papa einige Male mit Mama im Bett gesehen und die
beiden auch oft genug gehört, denn ihre Kate im County Clare hatte nur aus
einem einzigen Raum bestanden, und das Bett ihrer Eltern war von dem ihren
lediglich durch einen dünnen Vorhang getrennt gewesen. Einmal hatte sie Mama
auch unten am Bach in den Armen des Grafen beobachtet. Mama hatte gelächelt.
Bridget hatte sie noch niemals so glücklich gesehen. Sie war schön gewesen wie
ein Engel.
    Und der Graf hatte auch gelächelt und schien glücklich zu sein.
    Bridget gab einen erstickten Laut von sich. Sie würde niemals
wieder nach Hause zurückkehren, weder in diese schreckliche kleine Wohnung noch
nach Irland, sie würde ihren Vater niemals wiedersehen und, was viel schlimmer war,
auch nicht ihre Mutter. Und Mama würde vor Kummer sterben.
    Sie kniff die Augen zu. Wie viel Zeit ihr wohl noch blieb, bis die
Männer zurückkamen? Mama konnte sie nicht retten. Sie musste sich selbst etwas
einfallen lassen, aber vor lauter Angst war sie kaum fähig, einen klaren
Gedanken zu fassen. Sie musste eine Möglichkeit finden, hier herauszukommen.
Als sie in der Nähe der Tür ein leises Geräusch hörte, sah sich Bridget
ängstlich nach einer Ratte um. Sie hasste Ratten. Manche waren so groß wie
kleine Hunde. Falls sich eine Ratte im Zimmer befand, würde sie den toten
Jungen auffressen. Sie musste etwas finden, womit sie die Ratte erschlagen
konnte.
    Bridget vernahm ein leises Seufzen.
    Sie rappelte sich mühsam auf und sah sich noch einmal um, konnte
aber keine Ratte entdecken. Ihr Blick fiel auf den Jungen. Jetzt glaubte sie
aus seiner Richtung ein Stöhnen zu hören.
    Sie starrte den leblosen Körper einen Moment lang ungläubig an –
erst die beiden Schurken, dann eine Ratte und nun ein Geist? Doch dann sah sie,
wie die Augenlider mit den dichten, schwarzen Wimpern flatterten.
    Der Junge war gar nicht tot!
    Bridget lief zu ihm, sank erleichtert neben ihm auf die Knie und
hob seinen Kopf mit beiden Händen an. Aus der Wunde, die der fette Mann ihm
zugefügt hatte, war eine Menge Blut gesickert. »Junge? Junge?«, flüsterte
Bridget eindringlich, doch dann besann sie sich darauf, dass sie ja seinen
Namen kannte – sie hatte nur so getan, als wüsste sie ihn nicht, weil er sie
immer so anstarrte. »Joel! Wach auf! Wie schlimm bist du verletzt?«
    Er stieß
ein langes, tiefes Stöhnen aus.
    Bridget hielt seinen Kopf im Schoß und hätte ihm am liebsten eine
Ohrfeige versetzt, damit er aufwachte, bevor die beiden Männer zurückkamen. Aber das erschien ihr dann doch zu grob, fast
schon grausam. Stattdessen packte sie seine mageren Schultern und schüttelte
ihn. »Joel, ich bin's, Bridget O'Neil! Bitte wach auf! Wir müssen hier raus!«,
rief sie.
    Er öffnete langsam die Augen und schaute zu ihr auf, doch sein
Blick war seltsam leer.
    Hatte ihn der Schlag auf den Kopf etwa den Verstand gekostet?
»Kannst du mich sehen? Weißt du, wer ich bin? Rede mit mir, du Dummkopf!«
    Und dann sah sie, wie ein Schimmer des Begreifens in seine Augen
trat. »Bridget?«, flüsterte er verwirrt.
    »Gott sei Dank, du bist am Leben! Ich dachte, die hätten dich
abgemurkst!« Sie umarmte ihn ganz fest, rückte dann jedoch hastig von ihm ab,
als ihr klar wurde, was sie da

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