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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 06 - Fallen der Liebe
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zu
machen.
    Francesca
fuhr herum. Der Türsteher war gerade mit einigen neu eintreffenden Herren
beschäftigt. Sie hastete an Solanges geschlossener Tür vorbei und den leeren
Flur entlang. Großer Gott, sollte es tatsächlich so einfach sein? Doch dann
überkam sie ein unbehagliches Gefühl. Vor ihr befand sich eine blau gestrichene
Tür, die geschlossen war. Das war alles viel zu einfach!
    Als sie an der Tür ankam, stellte sie fest, dass sie verriegelt
war, allerdings von innen. Sie drehte den kleinen Hebel und entschied, dieses
Geschenk des Schicksals nicht zu hinterfragen. Als sie ins Freie trat, wurde
sie von einem Sternenhimmel mit Halbmond empfangen. Sie schloss rasch die Tür
hinter sich und ein Gefühl der Erleichterung überkam sie. Sie hatte es
geschafft. Sie war entkommen.
    Doch plötzlich vernahm sie hinter sich die Stimme von Solange
Marceaux, die sagte: »Ergreift sie.«

Kapitel 20
    SONTAG, 31. MÄRZ 1902 – 21:00 UHR
    Das Mädchen,
das auf ihn wartete, hatte silberblondes Haar und hellgraue Augen. Sie trug
ein weißes Baumwollkleid mit Rüschen, das für ein Schulmädchen von acht oder
neun Jahren passender gewesen wäre. Hart schloss die Tür hinter sich und
lächelte die Kleine an. Man hatte sie offensichtlich unter Betäubungsmittel
gesetzt, denn sie saß apathisch da und blickte ihn benommen an. Es drehte ihm
schier den Magen um, ganz so, als habe man ihn selbst mit der Droge vergiftet.
    Er besaß nicht ohne Grund einen gewissen Ruf. Er hatte die
Freuden, die der weibliche Körper für einen Mann bereithielt, mit dreizehn
Jahren entdeckt und genoss sie seither mit schöner Regelmäßigkeit. Aber
anfangs waren seine ersten Liebhaberinnen einige Jahre älter gewesen als er. In
seiner späteren Jugend war er ein großer Verfechter des Hedonismus gewesen,
jener Philosophie, nach der die Lust der höchste Wert war. Und im Laufe der
Jahre, in denen er sich einigen verbotenen und schmutzigen Vergnügungen hingegeben
hatte, waren ihm durchaus hin und wieder Herren begegnet, die für ihre
pädophilen Neigungen bekannt waren. Er selbst jedoch hatte sich nie der Pädophilie
schuldig gemacht. Es war wohl bekannt, dass Kinder immer wieder entführt und
in die Sklaverei verkauft wurden – und das nicht nur wegen Sex –, aber bislang
war seine eigene dunkle Welt fleischlicher Begierde noch nie so offen mit
dieser anderen, noch dunkleren Welt
zusammengeprallt, und nun, da der Moment gekommen war, war er außer sich vor
Zorn. Er war entschlossen, ohne jede Rücksicht die Männer und Frauen zu
entlarven, die hinter diesem neuesten Versuch der Kinderprostitution standen.
Er würde es genießen, jeden Einzelnen der Beteiligten in die Knie zu zwingen.
Und im Gegensatz zu seinem, ach, so tugendhaften Halbbruder würde er es
vorziehen, sie einzubuchten und in ihren Zellen verrotten zu lassen. Doch da
er nun einmal kein Polizist war, würde er kaum die Gelegenheit dazu bekommen.
Nun, das richtige Wort, ins richtige Ohr geflüstert, würde den gleichen Zweck
erfüllen.
    Er blickte sich grimmig um. An einer Wand hing ein Spiegel – aber
war es auch tatsächlich ein Spiegel, oder befand sich auf der anderen Seite
möglicherweise ein Zuschauerraum? Wut stieg in ihm auf, und er war drauf und
dran, sich bei Madame Marceaux zu beschweren, doch als er den Spiegel abnahm,
war dahinter festes Mauerwerk. Sie waren allein.
    Er wandte sich dem Bett zu, auf dem Rachael saß, und legte den
Zeigefinger an seine Lippen. »Pssst«, hauchte er. Rachael starrte ihn nur an.
    Er ging langsam auf sie zu, doch sie zuckte nicht zurück und
schien auch keine Angst zu haben, wie er es eigentlich erwartet hatte. Er
blieb vor ihr stehen und kniete nieder. »Rachael? Ist dein Name Rachael
Wirkler?«, fragte er leise, da er Angst hatte, dass jemand draußen im Flur oder
an der Tür, die offensichtlich in ein Nebenzimmer führte, lauschen könnte.
    Endlich reagierte sie. Sie blinzelte ihn
überrascht an.
    »Ich bin kein Freier. Ich werde dafür sorgen, dass du wieder nach
Hause kommst«, flüsterte er.
    Rachael biss sich auf die Lippe. Sie schien zu begreifen, was vor
sich ging.
    »Mein Name ist Calder Hart«, sagte er mit einem beruhigenden
Lächeln. »Kannst du mir sagen, wo deine Freundinnen Emily, Bonnie und Deborah
gefangen gehalten werden?«
    Sie nickte, befeuchtete ihre Lippen, sprach aber kein Wort. Hart
verstand. Er ging zu dem Nachttisch und goss ihr ein Glas Wasser ein.
Vermutlich hatte man ihr eine kleine Dosis Opium verabreicht –

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