Brenda Joyce
geworden,
als sie gemeinsam mit ihm ermittelt hatte. Diesem Mann würde immer
ein Teil ihres Herzens gehören.
Angesichts der Tatsache, dass er Leigh Anne
hatte und sie nun Calder Hart heiraten würde, bestand die Herausforderung
darin, ihre Freundschaft zu erhalten.
Sie durfte nicht länger auf dem Gehweg stehen
bleiben. Einige der Kutscher warfen ihr bereits neugierige Blicke zu. Francesca atmete tief durch, um Mut zu schöpfen, und schritt
dann entschlossen auf die Haustür zu. Peter, Braggs Bediensteter, öffnete auf
ihr Klopfen hin umgehend die Tür.
Er war ein großer, kräftiger Mann von einem
Meter neunzig, mit blauen Augen und blondem Haar. Francesca wusste aus
erster Hand, dass er ein Faktotum war – je nach Bedarf fungierte er als Braggs
Butler, Kammerdiener, Wirtschafter, Kutscher und sogar Leibwächter. Und bis Mrs
Flowers eingestellt worden war, hatte er sich zudem noch als Kindermädchen
betätigt.
Falls er überrascht war, sie zu sehen, so lieB er es sich nicht
anmerken. Er neigte mit unbewegter Miene den Kopf und ließ sie eintreten. Vorn rechts befand sich das Esszimmer, aus
dem Francesca allerdings keine Geräusche vernahm. Ohnehin war es zu klein, als
dass man darin dreißig Damen zum Lunch hätte
empfangen können. Von irgendwoher ertönten jedoch angeregte Stimmen und
Lachen. »Befinden sie sich im Salon?«, erkundigte sie sich nervös.
Peter nickte. »Und in seinem Arbeitszimmer. Mrs Bragg hat ein
Büfett anrichten lassen.«
Francesca reichte ihm ihren marineblauen Mantel mit den
Schlammspritzern. Wenn sie doch nur daran gedacht hätte, für den heutigen Tag
ein Kleid anzuziehen – nicht dass sie irgendwelche wirklich hübschen
Tageskleider besessen hätte.
Francesca trug wie immer einen schlichten marineblauen Rock und
eine weiße Bluse. Das war sozusagen ihre Uniform während des Tages. Außerdem
steckte Harts Ring an ihrem Finger, wie sie es versprochen hatte.
Sie spielte nervös damit. Leigh Anne gegenüberzutreten machte ihr
jedes Mal wieder zu schaffen.
»Folgen
Sie mir«, forderte Peter sie auf.
Sie legte ihm spontan eine Hand auf den Arm. »Sind die Mädchen
oben? Ich würde sie so gern zuerst für einen Moment sehen.«
Sein Gesicht verriet einen
Anflug von Erstaunen, doch dann erwiderte er: »Gewiss. Soll ich Sie
hinaufbegleiten?« Sie errötete – er wusste sehr wohl, dass sie den Weg kannte.
»Nein, das ist nicht nötig, vielen Dank, Peter.« Sie stieg rasch die schmale
Treppe zum Obergeschoss hinauf.
Die nächsten Worte des Bediensteten ließen sie
allerdings innehalten. »Es ist schön, dass Sie wieder da sind, Miss Cahill.«
Überrascht
drehte sie sich um und lächelte, wobei sie sich jedoch bewusst war, wie
ängstlich ihr Gesichtsausdruck immer noch wirken musste. »Ich freue mich auch,
wieder hier zu sein«, erwiderte sie, ohne es wirklich zu meinen. Er wandte sich
zum Gehen, als Francesca die Frage, die sie beschäftigte, nicht länger
zurückhalten konnte. »Peter?«
Er blieb stehen.
»Sind die Mädchen wohlauf? Wie
ist es ihnen ergangen, seit Mrs Bragg im Hause ist?« Sie spürte, wie ihre
Wangen zu glühen begannen. Die Frage war überaus unschicklich.
»Sie vergöttern
sie«, erwiderte er.
Francesca musste sich an dem glatten Holzgeländer festhalten, um
nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Wie bitte?«, entfuhr es ihr, doch sie
fing sich rasch wieder und fügte hinzu: »Wie wundervoll.« Übelkeit stieg in ihr
auf.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte,
insgeheim erschüttert, die übrigen Stufen hinauf. Peter war ein Mann, der nicht
viele Worte machte. Wenn er jedoch sprach, sagte er seine ehrliche Meinung, das
wusste Francesca aus Erfahrung.
Die Mädchen vergötterten Leigh Anne. Eigentlich
hätte sie das freuen müssen, doch stattdessen war sie schrecklich aufgebracht.
Leigh Anne war mehr als hinreißend – das fand Bragg offensichtlich, so oft er
auch beteuern mochte, er verachte seine Frau –, sie veranstaltete ein Essen für
einen wohltätigen Zweck, die Mädchen vergötterten sie und, verdammt noch mal,
sie würde eine perfekte Senatorengattin abgeben.
Du hast jetzt Calder Hart, rief sich Francesca in
Erinnerung. Als sie ihn im Geiste vor sich sah, wurde ihr beklommen zumute.
Aber sie war entschlossener denn je, die Verlobung aufrechtzuerhalten,
ihn zu heiraten, auch wenn die Anziehung zwischen ihnen keine Liebe, sondern
bloße Lust war. Das machte es jedoch nicht leichter, hier in Leigh Annes Haus
zu sein.
Francesca hatte den
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