Brenda Joyce
lächelnd.
Er zog die Augenbrauen hoch, schien aber nicht sonderlich
beeindruckt. »Fahren Sie fort.«
Seine süffisante Art ging Francesca auf die Nerven. »Vier Kinder
werden vermisst, Kurland. Vier außergewöhnlich hübsche Mädchen im Alter
zwischen zwölf und vierzehn Jahren. Wir befürchten, dass sie womöglich in die
Hände eines Mädchenhändlers gefallen sind und zur Prostitution gezwungen
werden.«
»Wer ist 'wir'?«
»Bragg und
ich«, erwiderte Francesca ungeduldig.
Wieder zog der Reporter die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich? Ich
dachte, das 'Wir' bezöge sich auf Sie und Calder Hart – wo Sie beide doch jetzt
verlobt sind. Herzlichen Glückwunsch übrigens.«
Sie erstarrte. »Danke.«
»Dabei waren Sie bis vor kurzem doch noch ein häufiger Gast im
Hause des Commissioners. Ach, ich vergaß – das war, bevor seine Frau eintraf,
nicht wahr?«
Francesca versetzte zornig: »Bragg und ich sind Freunde, Kurland.
Und das werden wir auch immer sein. Außerdem wissen Sie sehr wohl, dass wir eng
zusammenarbeiten! Ich gebe Ihnen hier die Gelegenheit zu einer Exklusivmeldung.
Sind Sie nun interessiert oder nicht?«
»Ich bin an allem interessiert, was mit Ihnen zu tun hat, Miss
Cahill, denn Sie sind eine wahrhaft außergewöhnliche Frau«, erwiderte er
lächelnd.
»Die Namen der vermissten Mädchen lauten
Bonnie Cooper, Rachael Wirkler, Deborah Smith und Emily O'Hare. Die ersten
drei besuchen alle die Schule an der Fourteenth Street, zwischen Second und
Third Avenue. Emily arbeitet mit ihrer Mutter bei Moe Levy. Sie ist als Letzte
verschwunden, erst am vergangenen Montag. Mit den Wirklers und den Coopers
muss ich noch sprechen. Seltsamerweise hat der Direktor der Schule nicht die
Polizei informiert. Außerdem fehlen sämtliche Unterlagen über die Mädchen. Ach
ja, beinahe hätte ich es vergessen: Tom Smith, Deborahs Vater, wurde gestern
ermordet.« Francesca starrte den Reporter zornig an. »Lass uns gehen, Beth.«
»Vielen Dank für die Informationen, Miss Cahill. Wann ist denn
eigentlich die Hochzeit?«
Aber Francesca hatte Beth bereits an die Hand
genommen und eilte mit ihr die Stufen hinauf. Dieser
Reporter brachte sie doch jedes Mal wieder in Rage! Leider kannte er die
Wahrheit – er wusste, dass sie etwas mit Bragg gehabt hatte, bevor seine Frau
in die Stadt zurückgekehrt war. Was er nicht wusste, war, dass es nie bis zum
Äußersten gekommen war, dass es sich eigentlich gar nicht um eine richtige
Affäre gehandelt hatte. Francesca war bei dieser Angelegenheit äußerst unwohl.
Sie hatte das Gefühl, dass eine Bombe tickte und Kurland derjenige sein würde,
der sie zündete.
Mit erzwungener Ruhe führte Francesca Beth in das Besprechungszimmer
und bat sie, dort zu warten. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, blieb sie
vor Braggs Tür mit dem Milchglaseinsatz stehen, straffte die Schultern und
atmete einmal tief durch. Kurland besaß einfach ein Talent, sie aus der Fassung
zu bringen. Sie argwöhnte, dass er es genoss, ihr Unbehagen zu verursachen.
Entschlossen klopfte Francesca
an.
»Herein.«
Bragg empfing sie an seinem Schreibtisch sitzend, das Kinn auf die
übereinandergelegten Hände gestützt. Er wirkte verdrossen, bedrückt und schien
in Gedanken versunken. »Rick?«
Er blickte auf, sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und er
erhob sich rasch. »Gut. Ich bin froh, dass du hier bist«, sagte er, während er
auf sie zutrat und ihr aus dem Mantel half. »Geht es dir auch gut, Francesca?«
Sie
stutzte. »Du weißt es bereits?«
»Calder hat mich benachrichtigt. Verdammt,
dass ich es von ihm erfahren musste, Francesca.« Sein Blick verdüsterte sich.
Sie verstand. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wäre sie gleich
nach dem Überfall selbst zu ihm gekommen. »Es geht mir gut. Aber der Mann muss
Tom Smiths Mörder gewesen sein. Er hat mir ein Messer an die Kehle gehalten und
mich gewarnt, dass ich die Mädchen vergessen soll, Bragg.« Er hob mit einer
Hand ihr Kinn an und öffnete die beiden obersten Knöpfe an ihrem Kragen. Als
er die schmale, dunkelrote Linie an ihrem Hals sah, verzog er das Gesicht.
»Smith ist tot. Ich möchte, dass du dich ab sofort aus dieser Ermittlung
heraushältst.«
»Kommt nicht in Frage!«, rief
sie und wich zurück. Er lieB die Hand sinken.
»Wie kannst du so etwas auch nur denken? Ich bin sehr wohl in der
Lage, mich zu schützen. Ich trage meine Pistole bei mir und sie ist geladen.«
Er verschränkte die Arme vor
der Brust und sah sie mit
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