Brenda Joyce
Smith reden. Warte hier. Rühr dich nicht von der Stelle.«
Beth nickte, und Francesca eilte über die
Straße, zwischen Lastkarren und Bierwagen hindurch. »Mrs Smith! Mrs Smith?«
Eliza hatte sie bemerkt, blieb stehen und wartete mit blassem,
verhärmtem Gesicht an der Ecke auf Francesca. »Gibt es Neuigkeiten?«, flüsterte
sie. Ihre Augen und ihre Nase waren gerötet – sie hatte geweint. Vielleicht um
ihren verstorbenen Mann?
Francesca nahm ihre Hand. »Ich werde Deborah finden. Ich habe eine
Zeugin aufgetrieben, die gesehen hat, wie sie entführt wurde. Wir werden die
Schurken finden, die ihr das angetan haben.«
Eliza nickte, offenbar nicht in der Lage, einen Ton herauszubringen.
Tränen standen ihr in den Augen.
»Das mit Ihrem Mann tut mir sehr leid«, setzte Francesca hinzu.
»Mir nicht!«, entfuhr es Eliza. Gleich darauf schnappte sie
erschrocken nach Luft und schlug die Hand vor den Mund. »Der Herr möge mir
vergeben, Miss Cahill, aber ich trauere nicht um meinen Mann.«
»Das kann ich gut verstehen«, sagte Francesca leise. »Haben Sie
eine Ahnung, warum er ermordet wurde? Wer ihn getötet haben könnte?«
Die Frau fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Das mit Deborah
stimmte nicht. Er hat gelogen. Ich wusste sofort, dass es 'ne Lüge war. Mein
Mann hätte sie nie zu Charlotte geschickt. Er hat Charlotte gehasst!«
»Wissen Sie, wer ihn ermordet hat?«, erkundigte sich Francesca
noch einmal behutsam.
Eliza schüttelte den Kopf.
Francesca seufzte. Dann
erkundigte sie sich: »Kennen Sie vielleicht die Wirklers? Oder die Coopers?«
Eliza zögerte. »Meinen Sie die
Familie von John Cooper?« Francesca packte ihre Hand fester. »Ja.«
»John hat öfter zusammen mit Tom einen getrunken. Sie waren
Freunde. Ich weiß aber nur, dass sie eine sehr hübsche Tochter haben, etwas
jünger als Deborah.«
»Wo wohnen
die Coopers?«
»Gleich hier um die Ecke. Aber
ich hab sie schon länger nicht mehr gesehen. Vielleicht sind Sie ja umgezogen.«
»Welches Gebäude?«, fragte
Francesca aufgeregt.
»Das hellbraune mit den blauen
Fensterläden«, sagte Eliza. »Wieso? Warum fragen sie überhaupt nach den
Coopers?«
»Weil ihre Tochter auch
vermisst wird.«
Auf dem Revier ging es an diesem Morgen sehr geschäftig zu. Als
Francesca mit Beth eintrat, drängten sich etliche Zivilisten vor dem Tresen,
hinter dem ein überaus mitgenommen aussehender Sergeant O'Malley mit hochrotem
Gesicht stand. In der Arrestzelle befanden sich ein halbes Dutzend verwahrlost
aussehende Männer, von denen zwei zusammengerollt auf dem Boden schliefen. Der
Lärmpegel war höher als gewöhnlich, das ständige Klicken des Telegrafen und
das Läuten mehrerer Telefone wurde beinahe übertönt vom Stimmengewirr der
zahlreichen Herren, die vor dem Tresen lautstark durcheinandersprachen, um ihre
Beschwerden loszuwerden.
Captain Shea war ebenfalls beschäftigt. Er stand mit zwei
Streifenpolizisten und einem Inspector an einem Schreibtisch hinter dem Tresen
und schien mit ihnen irgendwelche Formulare durchzugehen. Francesca entschied,
keine Zeit mit Formalitäten zu vergeuden. Sie wusste ja ohnehin, dass Bragg sie
sprechen wollte.
»Komm, ich bringe dich nach oben in das Besprechungszimmer«,
sagte sie zu Beth, die sich zitternd und mit großen Augen umschaute. »Dort
kannst du dir in Ruhe die Kladde mit den Verbrecherfotos ansehen.«
Beth nickte stumm, sie brachte keinen Ton
heraus.
Sie wollten gerade die Treppe hinaufeilen, als Francesca sah, wie
sich eine vertraute Gestalt aus der am Tresen versammelten Menge löste. Der
Mann, der lächelnd auf sie zukam, war Anfang dreißig, schlank und gepflegt,
hatte einen kleinen Schnäuzer und dunkle Haare. Francesca blieb stehen.
»Kurland«, sagte sie forsch, denn sie konnte ihn nicht besonders gut leiden.
»Sie sind genau der Mann, den ich suche!«
»Wirklich? Und wie geht es Ihnen, Miss Cahill?« Sein Blick ruhte
kurz auf dem hohen Kragen ihrer Bluse, als wisse er, dass ihr jemand am
vergangenen Abend ein Messer an die Kehle gehalten hatte.
Doch das war unmöglich.
Francesca fasste sich an den Kragen. »Es geht mir gut. Ich arbeite an einem
neuen Fall.«
»Und Sie möchten mir etwas
darüber verraten?« In seinen Augen lag ein heiterer Ausdruck.
»Ja, allerdings, Kurland. Denn in diesem Fall
bin ich ausnahmsweise der Ansicht, dass wir einander helfen können.«
Kurland
musterte nun Beth. »Ach, tatsächlich?«
»Mein Fall ist eine Schlagzeile wert«, erklärte Francesca
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