Brenda Joyce
auf
ihrem Arm.
»Darf ich?«, fragte Francesca eifrig, nahm ihrer Schwester das
Baby ab und wiegte es in ihren Armen. Aber sosehr sie den Augenblick auch
genoss, sofort sah sie wieder das Bild von Eliza in Braggs Armen vor sich. Wie
sollte sie diesen Anblick nur jemals vergessen?
»Warum blickst du plötzlich so finster drein?«, fragte Connie.
Francesca zuckte zusammen. »Tue ich doch gar nicht, Connie. Ich kann mich bloß
nicht daran erinnern, dass du jemals zu einer solchen Zeit herübergekommen
bist, um mit uns zu frühstücken.«
Insgeheim fragte sie sich, wie sie unbemerkt aus dem Haus gelangen
sollte, um Maggie Kennedy aufzusuchen, wenn Connie blieb. Sie beabsichtigte
nämlich, bei Moe Levys Geschäft auf dem Broadway vorbeizugehen, um dort zu
erfragen, wo sich die Fabrikräume befanden.
»Ist Papa schon fort?«, erkundigte sich ihre
Schwester, ohne auf Francescas Bemerkung einzugehen und reichte einem der
Hausangestellten ihren Pelzmantel, den Hut und die Handschuhe.
In diesem Moment kam Charlotte, die bereits nach Andrew gesucht
hatte, zurück in die Eingangshalle gerannt. Sie trug immer noch ihren
marineblauen Mantel und den dazu passenden Hut.
»Großpapa ist nicht zu Hause«, jammerte sie.
»Miss Charlotte, kommen Sie zu mir und ziehen
Sie Mantel und Hut aus«, forderte Mrs Partridge sie mit strenger Stimme auf.
Charlotte blickte missmutig drein, ging aber folgsam zu der kleinen,
pummeligen Frau mit den widerspenstigen grauen Haaren.
»Und benehmen Sie sich wie eine Dame. So wie Ihre Frau Mama«,
schalt Mrs Partridge sie leise.
Charlotte nickte und rief dann: »Tante Fran!
Lass uns einkaufen gehen! Kannst du mir eine Puppe kaufen? Jetzt gleich?«
Bevor Francesca etwas antworten konnte, nahm Connie ihre Tochter an die Hand.
»Du hast zwei Dutzend Puppen, Charlotte. Du kannst also durchaus bis zu deinem
Geburtstag auf eine neue warten.«
Francesca blinzelte ihrer Nichte zu. Später,
bedeutete sie ihr. Charlotte klatschte strahlend in die Hände und schaute dann
sogleich schuldbewusst zu ihrer Mutter auf, um zu sehen, ob sich diese der
Verschwörung bewusst war, die hinter ihrem Rücken vonstatten ging. Connie
seufzte. »Oh, Fran! Ich wünschte, du würdest sie nicht so verwöhnen. Du
brauchst ein eigenes Kind, glaub mir.«
»Ich hätte gern Kinder«, erwiderte Francesca
und reichte Lucinda an Mrs Partridge weiter, »aber das ganze Drumherum ist
das, was mich stört.« Sie lächelte. »Ich bin noch zu jung, um zu heiraten.«
Connie schenkte ihr ein gelassenes Lächeln.
»Jetzt, da Evan sich verlobt, hast du noch ungefähr ein halbes Jahr Zeit.
Sobald er verheiratet ist, bist du an der Reihe, kleine Schwester.«
Francesca blickte die Ältere verblüfft an. »Heißt das, die
Hochzeit soll schon im Juni stattfinden?«, fragte sie. Es fiel ihr schwer, dies
zu glauben.
»Wenn Mama ihren Willen bekommt.«
Francesca war mehr als entsetzt. Sie konnte
sich einfach nicht mit der Tatsache abfinden, dass sich Evan verloben wollte,
von einer Hochzeit ganz zu schweigen. Und alles in einer solchen Eile!
»Hast du schon gefrühstückt?«, fragte Connie.
»Ja, das habe ich. Ich war gerade auf dem Weg
nach draußen«, erwiderte Francesca, deren Gedanken bereits wieder zu Bragg,
Eliza, Maggie Kennedy und dem Fall abschweiften.
»So früh schon?« Connies gepflegte Augenbrauen
wanderten in die Höhe. Ihr Haar war zu einem makellosen Nackenknoten
aufgesteckt, sie trug eine schlichte Perlenkette über dem Kragen ihrer Bluse,
und ihre Lippen waren zartrot geschminkt. Francesca fragte sich, ob ihre
Schwester wohl auch derart perfekt aussah, wenn sie ins Bett ging und wenn sie
am Morgen erwachte. Sie vermutete, dass dies der Fall war.
»Und was führst du dieses Mal im Schilde, wenn ich fragen darf?«,
fuhr Connie fort. »Und versuche bitte gar nicht erst diesen Gesichtsausdruck
aufzusetzen, als könntest du kein Wässerchen trüben, das funktioniert bei mir
nicht!«
Francesca lächelte. »Ich führe nichts im
Schilde, Con. Ich wollte zur Bibliothek, um zu lesen. Das ist alles.« Sie war
überrascht, wie leicht es ihr fiel, ihre Schwester anzuschwindeln, aber sie
fand keinen Gefallen daran.
Connie schien offensichtlich unschlüssig zu
sein, ob sie ihr glauben sollte oder nicht. Doch anstatt sie weiter auszufragen,
packte sie Francesca am Arm und sagte: »Ach, leiste mir doch für ein Weilchen
Gesellschaft! Stopfen wir uns mit Waffeln und Ahornsirup und heißer Schokolade
mit Sahne voll, damit wir kugelrund
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