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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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der Mann schüttelte nur grimmig den
Kopf.
    Mit einem Mal fiel ihr etwas ein, was Bragg ihr gegenüber einmal erwähnt
hatte. Sie griff errötend in ihre schwarze Satingeldbörse und reichte dem Mann
einen Silberdollar. Prompt lächelte er sie an.
    »Die Rothaarige da hinten«, sagte er und zeigte auf eine der
Frauen. Dann ging er zurück an seinen Arbeitsplatz.
    Francesca starrte ihm nach. Sie hatte soeben
zum ersten Mal in ihrem Leben einen Menschen bestochen und wusste nicht, ob sie
das freuen oder erschrecken sollte. Doch im Augenblick hatte sie Wichtigeres zu
tun, als darüber nachzugrübeln. Sie schlängelte sich zwischen den Tischen und
Arbeitern hindurch, bis sie vor Maggie stand, die hinter einem großen Ballen
Stoff beinahe verschwand.
    Die Frau hielt mit dem Nähen inne und starrte
Francesca aus ihren blauen Augen neugierig an. Francesca musterte sie ebenso
neugierig. Maggie war recht hübsch, doch obwohl sie wahrscheinlich erst in
Connies Alter war, wirkte sie viel älter. Ihre helle Haut war faltig, die
Lippen aufgesprungen, aber es waren insbesondere ihre Augen, die sie alt
erscheinen ließen. Ihr Blick wirkte matt und leer, und es lagen keine Träume
oder Hoffnungen darin.
    Francesca wusste, dass Maggie vier Kinder hatte. Joel war zehn
oder elf, sie musste ihn also bereits mit dreizehn oder vierzehn Jahren bekommen haben. Francesca hatte noch nie eine Frau kennen
gelernt, die unter solchen Umständen lebte
    »Mrs Kennedy?«
    »Nennen Sie mich Maggie«, erwiderte die
Rothaarige und beugte sich wieder über ihre Näharbeit. Im Unterschied zu den
Näherinnen ringsum wirkte ihre Konzentration nur gespielt.
    »Können wir uns unterhalten?«, fragte
Francesca.
    »Warum
denn?«, erwiderte Maggie ohne aufzublicken.
    »Weil ich
verzweifelt bin«, sagte Francesca. »Weil ein sechsjähriger Junge vermisst
wird, und Joel einen Hinweis geben könnte, um ihn zu finden.«
    Maggie hatte aufgehört zu nähen. Sie hielt den Kopf gesenkt, und
Francesca sah, dass ihre Hände zitterten. Dann blickte sie endlich auf.
    »Das mit dem kleinen Jungen tut mir Leid«,
sagte sie. »Der Polizist hat mir schon davon erzählt. Aber so was passiert
dauernd in dieser Stadt. Kinder verschwinden. Oder es stößt ihnen was
Schlimmeres zu. Tut mir wirklich Leid. Aber ich kann Ihnen nich helfen. Ich
weiß nich, wo Joel steckt.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie beugte sich rasch wieder
über ihre Arbeit und nähte mit ruckartigen, schnellen Bewegungen weiter.
    Francesca streckte instinktiv die Hand aus und legte sie auf die
der anderen Frau.
    »Ich weiß, dass Sie Angst um Joel haben. Doch das müssen Sie
nicht. Er kann eine große Hilfe sein, Maggie. Ich bitte Sie von Frau zu Frau
... Ich habe zwar selbst keine Kinder, aber ich
habe zwei Nichten. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was ich anstellen würde,
wenn man sie entführt hätte. Eliza Burton – die Mutter des verschwundenen
Jungen – ist krank vor Kummer und Sorge. Bitte, ich muss Joel finden! Ich
glaube, dass er helfen kann. Bitte!«
    Maggie sah sie an. »Ich weiß nich, wo er sich
rumtreibt«, sagte sie. »Weiß ich nie. Er kommt und geht, wie's ihm gefällt.
Steckt immer in Schwierigkeiten. Ist schon so viele Male im Knast gewesen, dass
ich aufgehört hab zu zählen.
    Der is wie sein Vater, bloß dass Daniel Kerlen die Taschen leer
geräumt hat und Joel es bei den Nutten versucht. Aber die beiden sind wie Pott und Deckel, und ich hab die Nase voll. Ich leg
mich krumm, damit die drei andern 'n Dach überm Kopf haben und was zu futtern,
und ich kann einfach nich mehr!« Plötzlich rannen ihr Tränen über die Wangen,
und ihre Hände zitterten.
    Francesca verstand kaum die Hälfte von dem, was Maggie sagte,
begriff aber das Wesentliche.
    »Er ist kein schlechter Junge«, flüsterte sie. »Er hat mich aus
einer schrecklichen Lage gerettet.«
    Maggie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich kann
einfach nich mehr«, wiederholte sie und wischte sich erneut über die Augen.
»Irgendwann ist jeder mit seinen Kräften am Ende.«
    Francesca ergriff ihre Hand. »Sie müssen eine
sehr starke Frau sein«, sagte sie aus tiefstem Herzen. Sie konnte sich nicht
einmal ansatzweise vorstellen, was für ein Leben diese Frau führte.
    »Bin ich nich. Ich bin schwach und müde, und ich schrei die
Kleinen die ganze Zeit an«, erwiderte sie. Sie richtete ihre verweinten Augen
auf Francesca. »Er hat sie aus einer schrecklichen Lage gerettet?«
    Francesca nickte, und ein

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