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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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sie empfingen. Doch als
eine Maus vor ihr über den Boden huschte, schrie sie laut auf und eilte die
Treppen zum dritten Stock hinauf.
    Bei der Wohnung C klopfte sie an die Tür, die
einen Moment später einen Spaltbreit geöffnet wurde. Francesca erhaschte einen
Blick auf eine dicke Frau mit zinngrauem Haar, die ein dunkles Tageskleid und
eine einstmals weiße, mittlerweile aber graue Schürze trug. Im Hintergrund
konnte Francesca in der düsteren, schlecht beleuchteten Wohnung einige schäbige
Möbel erkennen.
    »Maggie hat mir gesagt, dass ich Joel bei Ihnen finde«, sagte
Francesca.
    »Der ist nich hier«, sagte die Frau und taxierte sie mit offenkundigem
Misstrauen.
    Francesca reichte ihr einen Silberdollar. »Darf ich auf ihn
warten?«
    Die Frau steckte die Münze ein, entriegelte die Kette auf der
Innenseite der Tür und ließ Francesca eintreten. Dann drehte sie sich um. »Joel!
Hier ist jemand, der dich sprechen will!«, rief sie. Anschließend fixierte sie
Francesca erneut mit ihrem Blick.
    Dann gab sie ein eigentümliches Schnaufen von sich und ging in die
Küche. Schon bald tauchte Joel mit drei weiteren Kindern im Schlepptau aus dem Schlafzimmer auf. Als er Francesca
erblickte, weiteten sich seine Augen vor Schreck. Sie ermahnte sich, für den
Moment keinen Gedanken an das gestohlene
Tafelsilber zu verschwenden. »Hallo, Joel. Deine Mutter hat mir gesagt, dass
ich dich hier finde. Wie geht es dir?«
    Seine Augen wurden noch größer. »Sie hat's
Ihnen gesagt?«
    »Ja, das hat sie. Deine Mutter ist eine sehr
nette Dame.« Francesca betrachtete die drei Kinder, zwei kleine Jungen – einer
mit rabenschwarzem Haar wie das von Joel, der andere ein echter Rotschopf wie
seine Mutter – und ein Mädchen, das ungefähr in Charlottes Alter war und
ebenfalls rabenschwarzes Haar hatte. Die drei trugen verschossene, abgetragene
Kleider, und die Hosen der Jungen, die ungefähr fünf und sieben Jahre alt sein
mochten, waren einige Zentimeter zu kurz, sodass man ihre mageren Knie sehen
konnte. Aber die Sachen waren makellos sauber. Die Kinder starrten Francesca
mit offener Neugierde an.
    »Meine Mutter ist keine Dame«, sagte Joel. »Sie arbeitet.« Er
hatte einen Rußfleck auf der Nase und Schmutz an seinem linken Ellenbogen.
    »Aber sie hat den Charakter einer vornehmen Dame«, erwiderte Francesca.
    Er blickte
sie ungläubig an. »Hat sie?«
    »Unbedingt. Willst du mich denn nicht deinen Brüdern und deiner
Schwester vorstellen?«
    Er zögerte.
»Warum?«
    »Warum denn
nicht?«
    Joel seufzte und wandte sich um. »Das hier ist Lizzie, das Paddy
und das Mat. Und jetzt zischt ab!«, befahl er ihnen mit strenger Stimme. »Geht
ins Schlafzimmer und wartet da auf mich, bis ich euch was anderes sage!«
    »Wer ist die Dame und was will die?«, fragte der rothaarige Junge
namens Paddy.
    »Geht dich
gar nichts an«, antwortete Joel warnend.
    Unter
großem Protest zogen die drei schließlich davon und verschwanden in einem anderen Zimmer. Schon bald hörte man
Lizzie entsetzt kreischen und die Jungen lachen.
    »Die
spielen bloß«, erklärte Joel und vergrub seine Hände in den Taschen.
    »Joel, ich
benötige deine Hilfe.«
    Er zuckte
mit den Schultern. »Weiß nich, ob ich helfen kann.«
    »Wir müssen Gordino finden.
Weißt du, wo er ist?«
    »Nein.«
    Francesca
wollte gerade in ihre Geldbörse greifen – Bestechung schien eine schlechte
Angewohnheit von ihr zu werden –, als ihr plötzlich das gestohlene Silber
einfiel.
    »Joel, wie
konntest du nur?«, fragte sie.
    Er blickte
sie argwöhnisch an. »Wie konnte ich was?«
    »Wie
konntest du das Tafelsilber meiner Mutter stehlen?«
    Er starrte
sie an. »Ich hab kein Tafelsilber gestohlen, Miss.«
    »Ich muss
doch sehr bitten. Du bist weggelaufen, nachdem du unser Silber gestohlen hast –
nachdem ich dir eine heiße Mahlzeit, ein warmes Bett und Arbeit gegeben habe.«
    »Ich hab
kein Silber gestohlen«, wiederholte Joel scharf. Francesca stutzte, denn seine
offensichtliche Wut verwunderte sie. »Joel, meine Mutter wird mich umbringen,
wenn ich ihr erzähle, was passiert ist.«
    Er starrte Francesca
streitlustig an. »Ich dachte, Sie wollten was über Gordino erfahren.«
    Ihr Herz
machte einen Satz. »Das würde ich auch gern!«, rief sie.
    »Er versteckt sich seit
Sonntag, munkelt man«, sagte Joel.
    »Aber wo? Wir müssen ihn
finden!«
    »Keiner
weiß wo, Miss.«
    Francesca schürzte die Lippen und sagte dann: »Joel, weißt du,
warum wir ihn aufspüren müssen?«
    Er

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