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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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verzog
das Gesicht. »Natürlich weiß ich das. Wegen diesem Jungen. Der entführt wurde.
Um den geht's.«
    »Du weißt
nicht zufällig wo er ist?«, fragte Francesca. »Ich meine, was »munkelt«
man denn so über die Entführung?«
    »Dies und
das, aber nich viel«, erwiderte Joel achselzuckend.
    »Was genau
ist das für ein Gerede, Joel?« Francesca setzte sich auf das kleine Sofa im
Zimmer und ergriff Joels Hände.
    »Ich weiß
nich.« Er errötete und zog seine Hände weg. »Bloß, dass es 'ne komische Sache
ist. Das denkt jeder.«
    »Wieso
denn? Bitte, du musst es mir sagen«, drängte Francesca ihn.
    Er zögerte. »Der, der das gemacht hat, ist kein gewöhnlicher
Gauner, Miss Cahill. Das Ganze war das Werk eines Eingeweihten, da wusste
einer ganz genau, was er tat, heißt es. Man munkelt, dass einer Burton schwer
im Visier hat. Ja, Burton ist das Ziel, sagt man.«
    Also ist der Entführer ein Feind von Robert Burton, dachte Francesca.
»Wie können wir Gordino finden? Wirst du mir dabei helfen?«, fragte sie.
    Joel zögerte erneut. »Ich schätze schon. Immerhin haben Sie mir
diese Arbeit gegeben, auch wenn ich mich entschieden habe, sie nich
anzunehmen.«
    Sie fragte
sich plötzlich, ob er ihr die Wahrheit gesagt und das Tafelsilber womöglich
wirklich nicht gestohlen hatte.
    »Bist du
wirklich nicht davongelaufen, weil du das Silber gestohlen hast, Joel? Um es
zu verkaufen, damit deine Brüder und deine Schwester genug zu essen haben?«
    Seine Augen
funkelten. »Ich hab Ihnen gar nichts gestohlen, Miss!
Jemand, der für Sie arbeitet, is 'n Betrüger und der hat's ausgenutzt, dass ich
da war und hat Sie beklaut! Verstehen Sie, was ich meine? Man hat Sie
betrogen!«
    Francesca
stand auf. Sie war verunsichert, denn wenn Joel Recht hatte, war einer der
Dienstboten der Cahills ein Dieb. »Ich würde es verstehen, wenn du das Silber
gestohlen hättest, Joel«, sagte sie noch einmal.
    »Hab ich aber nich. Ich kann jeden Tag zehn Geldbörsen schaffen,
wenn ich will«, sagte er hitzig. »Ich brauch Ihr Silber nich!«
    Und mit einem Mal glaubte sie ihm. Sie legte ihre Hand auf sein
dichtes, lockiges Haar und kämpfte gegen den Drang an, sie wieder wegzuziehen,
da es so dreckig war.
    »Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte sie leise. »Es tut
mir Leid, dass ich dich verdächtigt habe.«
    Er zuckte zurück. »Sie entschuldigen sich bei mir?«, stieß er
hervor.
    Francesca musste unwillkürlich lächeln. »Ja, das tue ich. Ist das
denn eine solche Überraschung?«
    Joel errötete und blickte zur Seite. Dann murmelte er: »Vielleicht
weiß ich, wo er ist.«
    »Was?«
    »Ich weiß vielleicht, wo Gordino steckt.« Er
blickte zu ihr auf.
    »Wo
denn?«, rief sie.
    »Holen Sie mich heute Abend um elf hier ab. Dann bring ich Sie da hin.«
    Francesca
starrte den Jungen entgeistert an. »Heute Abend? Du willst, dass ich dich heute
Abend um elf hier treffe?« Er nickte.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wohin wirst du mich
bringen, Joel? Ich muss es wissen.«
    Er starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Arbeiten Sie
für diesen Fuchs?«
    Fuchs –
damit meint er Bragg, dachte sie. »Nein.«
    »Seien Sie um elf hier, vielleicht können wir Gordino finden«,
wiederholte er.
    Francesca starrte eine Weile lang vor sich hin. Dann nickte sie,
obwohl ihr ganz und gar nicht wohl bei der Sache war.

Kapitel 10
    DIENSTAG, 21. JANUAR 1902 – 16 UHR
    Die Channings
lebten auf der West Side. Ihr neues Haus lag nur einen Wohnblock südlich von
der Gegend, die den Spitznamen »Dakota« wegen ihrer vom Rest der zivilisierten
Welt abgeschiedenen Lage trug. Als Francesca aus ihrer Kutsche stieg, musterte
sie die im gotischen Stil erbaute Villa kritisch. Sie konnte sich einfach
nicht vorstellen, was sich der Architekt dabei gedacht hatte, als er die vielen
erkerartigen Anbauten und Türmchen entwarf, ganz zu schweigen von den
zahlreichen Wasserspeiern, die sich an die Fassade des Gebäudes klammerten.
    Wie sich herausstellte, war Sarah Channings
Vater bereits verstorben. Ihre Mutter hatte seine Millionen geerbt und
daraufhin das Haus auf der West Side errichten lassen. Sarah war, wie
Francesca erfahren hatte, ein Einzelkind. Eines Tages würde sie das gesamte
elterliche Vermögen erben.
    Francesca fiel es schwer, sich auf den Besuch
bei der zukünftigen Verlobten ihres Bruders zu konzentrieren. Die Verabredung
mit Joel Kennedy später am Abend ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Jedes
Mal, wenn sie daran dachte, hatte sie

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