Brenda Joyce
schrecklich betrunken.
Es waren auch einige Frauen anwesend. Sie
trugen kurze, zumeist rote und sehr tief ausgeschnittene Kleider, die freie
Blicke auf Strümpfe und hochhackige Schuhe gewährten. Francesca hatte noch nie
eine solch freizügige Zurschaustellung von Dekolletees gesehen, und sie
vermochte ihren Blick kaum von den Frauen loszureißen. Ganz offenbar hatte sie
es hier mit Prostituierten zu tun.
Plötzlich ertönten Gejohle, Pfiffe und
Geschrei. Francesca erstarrte, als sie sich bewusst wurde, dass die Männer sie
meinten.
»Prinzessin! Hierher! Möchtest du Spaß haben? Dann bin ich dein
Mann!«
Francesca spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Joel stellte sich
schützend vor sie. O Gott, was tue ich hier nur?, dachte sie. Bin ich denn
verrückt geworden?
»Miss!«Joels Stimme war so laut, dass sie sie trotz der Pfiffe und
des Gejohles hören konnte. »Er sitzt da hinten in der Ecke. Lassen Sie uns
schnell hingehen und dann verschwinden wir wieder.«
Francesca folgte Joels Blick und entdeckte
Gordino, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. Er saß mit
vier anderen Männern an einem Pokertisch, hatte seine Karten mit der
Vorderseite nach unten vor sich abgelegt und starrte Francesca an. Ihr Mut
sank, als ihr klar wurde, dass er sie erkannt hatte. Joel nahm ihre Hand und
zog sie hinter sich her, während das allgemeine Gejohle anhielt.
»Wie wär's
mit 'nem kleinen Ritt?«
»Die feine Dame will's sicher mal mit 'nem richtigen Kerl
treiben!«
Francescas Wangen brannten, und ihr Herz
pochte so heftig, dass sie Angst hatte, es könnte ihr aus der Brust springen.
Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, einen Fuß in diese Schenke zu setzen –
aber jetzt musste sie unbedingt die Auskunft erhalten, wegen der sie
hergekommen war. Schließlich hätte sie sich sonst völlig umsonst diesem Albtraum
ausgesetzt.
»Prinzessin!
Vergiss ihn! Komm zu mir!« Irgendjemand griff nach ihrem Rock, wodurch
Francesca ins Stolpern geriet. »Lass sie los, du Schwanzlutscher!«, fuhr Joel
den Mann an, und mit einem Mal blitzte ein Messer in seiner Hand auf. Francesca
schnappte nach Luft.
»Leck mich, du Hurensohn«, knurrte der Mann Joel an und ließ Francescas
Rock los.
Joel schob sie vor sich her, bis sie plötzlich vor Gordino stand.
Er grinste ihr entgegen.
»Hallo,
Prinzessin«, sagte er und stand langsam auf. Francesca roch den Whiskey und
Tabak in seinem Atem. »Mr Gordino, ich muss Sie in einer sehr dringenden Angelegenheit
sprechen!«, rief sie eilig. »Ich werde Sie für Ihre Auskunft großzügig
bezahlen!«
»Ach, ja?«
Er hatte seine Hände in die Hüften gestemmt. »Ich weiß schon, wie du mich
bezahlen kannst, Prinzessin. Lass uns gehen«, sagte er und wies mit einer
ruckartigen Bewegung des Kopfes auf eine Treppe hinter sich.
»Gehen?«,
keuchte sie entsetzt auf.
»Nach
oben. Und lass den kleinen Hosenscheißer hier.« Angesichts seiner
Ausdrucksweise und dessen, was er von ihr als Bezahlung verlangte, spürte
Francesca die Hitze in ihre Wangen steigen. Sie schluckte. Ein brennender,
schmerzender Klumpen schien in ihrer Brust zu sitzen.
»Ich werde
Sie großzügig mit Bargeld bezahlen«, brachte sie hervor.
Der Mann grinste anzüglich. »Für mich gibt's nur eine Bezahlung,
und das ist deine hübsche, kleine Pussi.«
Francesca atmete tief durch. Sie konnte sich
vorstellen, was das letzte Wort zu bedeuten hatte. »Ich werde Ihnen fünfzig
Dollar geben, Sir, wenn Sie mir sagen, von wem Sie die Nachricht erhalten haben,
die Sie Joel am Sonntag gaben. Die Nachricht, die die Entführung des kleinen
Burton betraf.«
»Vielleicht nehm' ich das Geld. Oben«, sagte
Gordino und lachte.
Francesca
bemerkte, dass sie zitterte.
»Sie geht nich nach oben«, schaltete sich Joel mit drohender
Stimme ein. »Sag ihr schon, was sie wissen will, dann bekommst du das Geld.«
»Halt die Klappe, du kleiner Mistkäfer!«, erwiderte Gordino, ohne
Francesca aus den Augen zu lassen.
»Ich werde diese Treppe nicht hinaufgehen«, hörte Francesca sich
sagen. Leider klang ihre Stimme viel zu hoch und angsterfüllt. »Also, sagen Sie
mir jetzt, was ich wissen will, und nehmen
Sie das Geld, Mr Gordino, denn sonst verschwinde ich, und Sie werden heute
Abend nicht reicher sein als heute Morgen beim Aufstehen.«
»Ich bin
wirklich gut, Schätzchen«, sagte er.
Francesca
starrte ihn an und schwieg.
»Na schön«,
sagte er mit einem Achselzucken. »Gib mir das Geld, und dann erzähl ich dir,
was du wissen willst.«
Seine
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