Brenda Joyce
Worte
versetzten Francesca umgehend in Hochstimmung, und sie öffnete ihre Geldbörse.
Aber Joel hielt sie zurück.
»Nein«,
sagte er zu ihr und dann, an Gordino gewandt: »Erzähl ihr erst, was du weißt,
dann kriegst du das Geld.«
Gordino
blickte Joel so drohend an, dass Francescas Mut sofort wieder sank und sie
hastig überlegte, wie sie so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden
konnte.
»Ist schon
gut«, sagte sie verzweifelt und griff in ihre Geldbörse.
»Nein,
Miss, nicht!«, rief Joel warnend.
Francesca
reichte Gordino das Geld und zog ihren Arm danach schnell wieder zurück, um zu
verhindern, dass er ihn ergriff. Er grinste und zählte die Scheine langsam und
sorgfältig. Dann steckte er sie in die Tasche und blickte sie an. »Vielen
Dank, Prinzessin«, sagte er.
»Wer hat
Ihnen die Nachricht gegeben?«
Er lachte.
»Ich hab keine Ahnung, wovon zum Teufel du redest«, sagte er. »Aber wir können
immer noch gern nach oben gehen«, fügte er mit einem anzüglichen Blick hinzu.
Francesca starrte ihn mit offenem Mund an.
»Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie
sollen ihm das Geld nich vorher geben!«, rief Joel.
»Sie hatten versprochen, es mir zu sagen!«, protestierte Francesca.
Der Ganove
lachte noch lauter.
Joel nahm ihre Hand. »Der wird nich singen. Sehen wir zu, dass wir
hier rauskommen.«
»Mr Gordino, ich bitte Sie«, sagte Francesca, ohne sich von der
Stelle zu bewegen.
»Wenn du mit nach oben kommst, erzähle ich dir, was du wissen
willst.«
Francesca starrte ihn ungläubig an, während Joel immer fester an
ihrer Hand zog.
»Los,
kommen Sie mit«, drängte er.
Gordino
grinste.
»Also
schön«, brachte sie flüsternd hervor.
Joel zerrte sie zwischen den Tischen hindurch
zur Tür zurück. Wieder ertönten Pfiffe und eindeutige Bemerkungen, die Francesca
dieses Mal vor lauter Verzweiflung gar nicht wahrnahm. Endlich standen sie
wieder draußen auf der Straße.
»Dieser verdammte Kutscher!«,
schrie Joel gleich darauf. Francesca blickte sich suchend um und bemerkte, dass
die Droschke verschwunden war.
»Das kann doch nicht wahr
sein«, sagte sie ungläubig.
»Kommen Sie. Wir suchen uns
eine Kutsche am Broadway.«
»Um diese Zeit?«, keuchte
Francesca.
»Auf jeden Fall müssen wir hier weg. Kommen
Sie schon!« Joel zog sie die Straße entlang hinter sich her Richtung Broadway.
Francesca musste beinahe laufen, um mit ihm Schritt halten zu
können, und stolperte über den unebenen Untergrund, der durch die gefrorenen Schneereste entstanden war. Sie hatte gerade
den schlimmsten Abend ihres Lebens durchlitten und fragte sich, ob sie jemals
imstande sein würde, ihn zu vergessen. Und dabei war alles umsonst gewesen! Sie
hatten Gordino zwar gefunden, doch er hatte sie nur abermals gedemütigt – und
obendrein hatte sie fast siebzig Dollar verloren.
An der Ecke zum Broadway blieben sie stehen. Im selben Moment kam
eine Droschke die Straße entlanggefahren, und Francescas Arm schoss in die
Höhe, um sie heranzuwinken. Doch sie war besetzt und fuhr einfach weiter.
Während Francesca dort allein mit Joel auf dem großen,
menschenleeren Boulevard stand, beschlich sie ein unerträgliches Gefühl der
Verlassenheit.
»Wie soll
ich jetzt bloß nach Hause kommen?«, flüsterte sie.
»Wir können
immer noch zu meiner Wohnung gehen«, sagte Joel. »Wenn Sie wollen, können Sie
über Nacht bleiben.«
Francesca
schloss für einen Augenblick vor Entsetzen die Augen. Wenn ihre Eltern
entdecken sollten, dass sie verschwunden war, würden sie umgehend die Polizei
verständigen.
Wie auf ein Stichwort tauchte plötzlich ein Polizist auf, der
gerade seine Runde machte.
»Verflixt«,
flüsterte Joel und wollte sich davonmachen. Francesca bekam seinen Kragen zu
fassen und hielt ihn auf. Der Anblick eines Polizisten war ihr nie willkommener
gewesen.
»Officer!«, rief sie. »Bitte helfen Sie uns.«
Der Polizist kam auf sie zugeeilt, und seine
Augen weiteten sich vor Überraschung, als er sah, dass er eine elegante junge
Dame vor sich hatte. Francesca setzte zu einer Erklärung an, doch stattdessen
brach sie in Tränen aus.
Kurz bevor die Droschke die Höhe der Auffahrt zu ihrem Elternhaus
erreicht hatte, blickte Francesca voller Erstaunen aus dem Fenster, denn vor
dem Haus der Burtons standen drei Polizei-Fuhrwerke und Braggs Automobil. Die
Villa selbst war hell erleuchtet.
Es musste etwas geschehen sein, dessen war sich Francesca sicher,
und genauso sicher glaubte sie zu wissen, dass es sich
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