Brenda Joyce
einen
Handschuh aus und begann energisch zu winken.
»Was tun Sie denn da?«, rief Joel. »Dieser Schweinehund ist da
drin. Ich dachte, Sie wollten ...« Er verstummte. »Was tun Sie denn?«,
wiederholte er misstrauisch.
Doch es war bereits zu spät. Bragg war aus den Schatten auf der
anderen Straßenseite getreten und kam, gefolgt von einem halben Dutzend
Männern, auf sie zugerannt. Als sie an Francesca und dem Jungen vorbeieilten,
sah sie, dass Bragg seine Pistole in der Hand hielt.
»Polypen!«,
rief Joel ihr zu.
Francesca packte ihn an beiden Armen, bevor er
Reißaus nehmen konnte, und schrie ihn an: »Halt den Mund!«
Er rang mit ihr, um sich aus ihrem Griff zu
befreien, doch sie hielt ihn fest, während sie beobachtete, wie die Polizisten
die Schenke stürmten. Plötzlich schallten Schreie und Rufe durch die Nacht.
»Bitte, Joel, das hier hat nichts mit dir zu tun. Es geht um den
Jungen, der vermisst wird!«
»Sie ham mich angelogen!«, schrie Joel und schaffte es schließlich,
sich zu befreien. »Sie ham mich angelogen, verdammt noch mal!«
»Ich hatte keine andere Wahl«, erwiderte
Francesca.
In diesem Moment stürmte eine weitere Gruppe
von Polizisten in ihren blauen Uniformen und Lederhelmen auf das Lokal zu.
Nach den Geräuschen aus dem Inneren der Schenke zu urteilen, war dort bereits
ein erbitterter Kampf ausgebrochen. Männer brüllten und fluchten, und man
hörte das Geräusch von splitterndem Holz. Francesca hoffte inständig, dass
Bragg Gordino ergreifen würde, und sie hoffte auch, dass niemand dabei zu
Schaden kam.
»Miss
Cahill?«
Francesca drehte sich um und erblickte den
Polizisten, der den Einspänner kutschiert hatte. Er war ein großer, kahlköpfiger
Mann in mittleren Jahren mit strahlend blauen Augen.
»Mein Auftrag lautet, Sie nach
Hause zu bringen, Miss.«
Francesca wollte gerade
Einwände dagegen erheben, als sie plötzlich Gordino erblickte, der in Richtung
Broadway rannte. Gute drei Meter hinter ihm folgten Bragg und fünf Polizisten
in Zivil, die drohend ihre Knüppel schwangen. Offenbar hatten die Männer das
Lokal durch eine Hintertür verlassen.
»Miss Cahill, ich habe meine Anweisungen«,
sagte der Kutscher, doch Francesca hörte ihn gar nicht. Sie beobachtete wie
gelähmt, dass Bragg plötzlich einen Hechtsprung vollführte und Gordino mit
sich zu Boden riss. Die Männer landeten auf der Straße, und eine Kutsche, die
von zwei Pferden gezogen wurde, konnte gerade noch ausweichen. Francesca schrie
vor Schreck auf, und der Kutscher stieß einen derben Fluch aus.
Bragg und Gordino nahmen nichts von alledem
wahr. Verbissen ringend wälzten sie sich auf der Straße. Plötzlich war Gordino
wieder auf den Beinen, doch Bragg rappelte sich ebenfalls sofort auf, sodass
der Schurke es nur einen Schritt weit schaffte, ehe Bragg ihn an der Schulter
packte, herumwirbelte und einen brutalen Schlag in seinem Gesicht landete.
Gordino taumelte zurück, fiel aber nicht hin. Bragg sprang auf ihn zu und holte
zum nächsten Schlag aus.
»Jemand muss sie aufhalten!«, rief Francesca
entsetzt, raffte ihren Rock zusammen und rannte die Straße entlang auf die Kampfhähne
zu. Als sie am Ort des Geschehens eintraf, hatten die anderen Polizisten
bereits einen Kreis um die beiden Männer gebildet, aber niemand machte
Anstalten, einzuschreiten.
Gordino landete einen Treffer an Braggs Kinn, woraufhin dessen
Kopf nach hinten flog und er beinahe gestürzt wäre, aber es gelang ihm, dem
nächsten Schlag auszuweichen. Sogleich trat er Gordino mit voller Wucht gegen
das Knie, der daraufhin zusammensank.
»So halte sie doch jemand auf!«, rief Francesca verzweifelt, aber
es schien sie niemand zu hören.
Bragg stürzte sich auf Gordino und schlug ihm dreimal ins Gesicht
– ein Schlag brutaler als der andere.
Francesca wandte sich voller Entsetzen um und zerrte einen der
Polizisten am Ärmel.
»Beenden Sie die Sache!«, schrie sie. »Beenden Sie die Sache,
bevor jemand zu Schaden kommt! Bitte!«
Der Mann warf ihr einen eigenartigen Blick zu
und verschränkte die Arme vor der Brust. Er gab ihr weder eine Antwort noch
rührte er sich. Francesca betrachtete fassungslos die Polizisten, die den
Kampf beobachteten. Alle schienen sie auf den Ausgang gespannt zu sein, aber
niemand machte Anstalten, die Kämpfenden zu trennen. Ganz offenbar genossen
sie das Spektakel.
Bragg, aus dessen Mundwinkel Blut tropfte,
hockte mittlerweile rittlings auf Gordino und holte zu einem weiteren Schlag
aus.
»Wo ist
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