Brenda Joyce
war
und von Rechtschreibfehlern strotzte:
Fünftausend
Dollar Dinstach Mittach oder den Kinnern gehts schlecht. Nette Kinner. Mag sie
richtich gern.
Nach dem Essen hatten sich die Herren auf Andrews Vorschlag hin bei
Zigarren und Brandy in der Bibliothek versammelt. Connie und Neil hatten es
abgelehnt, noch zu bleiben, und sich entschuldigt – obwohl es noch nicht spät
war, wirkte Connie sehr erschöpft. Hart hatte Francesca einen belustigten Blick
zugeworfen, der unmissverständlich besagte, dass er es vorgezogen hätte, mit
ihr einen guten Scotch zu trinken. Doch dann war er ohne Widerrede mit den
Herren gegangen.
Julia, Grace, Lucy und Francesca blieben in demselben Salon zurück,
in dem sich die Gesellschaft zu Beginn versammelt hatte. Francesca hatte vor
dem Essen keine Gelegenheit mehr gefunden, mit Lucy zu sprechen, denn kaum
dass sie die Nachricht mit der Drohung gelesen hatte, war Julia erschienen und
hatte darauf bestanden, dass sie endlich zum Essen hereinkamen. Nun war
Francesca entschlossen, ein ausgiebiges Gespräch mit Lucy unter vier Augen zu
führen, und ihr schien, dass Lucy dasselbe dringende Bedürfnis hatte.
Allerdings wäre es mehr als unpassend
gewesen, ihre Mutter mit Grace Bragg allein zu lassen. Die beiden Frauen hatten
so ausgesprochen wenig gemeinsam.
Julia stellte Lucy höfliche Fragen über ihr Leben in Texas und
ihre Großeltern, denen sie zweimal bei politischen Anlässen in Washington
begegnet war. Francesca stand indessen vor dem Kamin und grübelte insgeheim
über Craddocks Botschaft nach. Für sie bestand kein Zweifel mehr daran, dass
diese Angelegenheit ein Fall für die Polizei war.
»Wir hatten noch gar keine Gelegenheit, uns zu unterhalten«,
bemerkte Grace, die neben sie getreten war.
Francesca erschrak – sie war so sehr in ihre Überlegungen vertieft
gewesen, dass sie die andere Frau gar nicht hatte kommen hören. Sie zwang sich
zu einem Lächeln, wobei ihr selbst bewusst war, dass sie entsetzlich nervös
wirken musste. »Nein, in der Tat nicht.«
Grace betrachtete sie forschend. »Sie scheinen eine außergewöhnliche
junge Frau zu sein. Wenn ich richtig verstanden habe, heißt Ihre Familie es
nicht gut, dass Sie sich für die Ermittlung in Kriminalfällen interessieren?«
Francesca zögerte, doch Grace hatte so leise gesprochen, dass
niemand anders ihre Bemerkung gehört haben konnte, und so gestand sie: »Nein,
das stimmt. Mama ist sehr auf Tradition bedacht und würde sich wünschen, ich
wäre genau wie Connie.«
»Ja, das ist nicht zu übersehen. Connie hat die
Erwartungen, die an sie gestellt wurden, in erstaunlichem Maße erfüllt. Sie ist
mit einem Adligen verheiratet, hat zwei Kinder und beteiligt sich an genügend
Wohltätigkeitsveranstaltungen, um jegliche Schuld zu tilgen. Ich kann mir nicht
recht vorstellen, dass Sie in die Fußstapfen Ihrer Schwester treten sollten.«
Dabei lächelte Grace ausgesprochen freundlich.
Doch Francesca war sehr wohl bewusst, dass sie
ausgefragt wurde. »Ich unterscheide mich sehr von meiner Schwester.«
»Zweifellos. Ich glaube nicht, dass Ihre
Schwester mit solchem Mut und solcher Überzeugung den Mörder von Harts Vater
dingfest gemacht hätte. Es sollten mehr Frauen wagen, nach höherer Bildung zu
streben, sich politisch und sozial zu engagieren und einen Beruf zu ergreifen.«
Sie hielt inne. »Wenn ich nicht irre, zählte mein Sohn vorübergehend zu den
Verdächtigen. Ich danke Ihnen, Francesca, für alles, was Sie für ihn getan
haben.«
Sie errötete. »Calder und ich sind befreundet.
Außerdem hat Bragg – ich meine, Rick – mir geholfen. Wir haben den Mord
gemeinsam aufgeklärt.«
Grace musterte sie schweigend.
Francesca sprach hastig weiter, um das mehr
als unbehagliche Schweigen zu überbrücken: »Ich würde dasselbe auch für jeden
anderen tun, der Ungerechtigkeit und Verbrechen zum Opfer fällt.«
»Sind Sie in einen meiner Söhne verliebt?«
Francesca erstarrte. Ihr fiel keine vernünftige Antwort ein – in
ihrem Inneren brach schiere Panik aus.
Nach einer Weile fuhr Grace in ernstem Ton fort: »Das Letzte, was
ich mir wünsche, ist, dass zwei meiner Söhne um eine Frau streiten, mag es auch
eine solch einzigartige Frau wie Sie sein.« Francesca spürte, wie ihr die
Tränen kamen. Sie atmete tief durch, um sich zu fassen. »Mrs Bragg, Hart und
ich sind befreundet, weiter nichts ...«
»Und Rick ist verheiratet, Calder hingegen nicht«, versetzte Mrs
Bragg vielsagend.
Francesca erbleichte.
Grace
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