Brenda Joyce
während Francescas Wangen zu glühen begannen. »Ich ... ich
kann das erklären«, stieß sie atemlos hervor.
Seine Augen wurden immer größer. »Sie wussten davon? Sie
hat Ihnen eine Nachricht geschickt? Und Sie haben es mir gegenüber mit keinem
Wort erwähnt?«
Francesca brachte keine Antwort heraus. Ihre Gedanken überschlugen
sich.
»Bitte, Rick, du solltest Miss Cahill nicht zürnen. Ich bin überzeugt,
dass sie die Absicht hatte, es zu erwähnen. Gewiss war es ihr nur entfallen«,
warf Leigh Anne rasch ein.
Seine Frau verteidigte sie? Konnte das alles wirklich geschehen?
Oder war es bloß ein Traum, ein grässlicher, beängstigender Albtraum?
Braggs Blick richtete sich wieder auf seine Frau. »Was soll das
alles, Leigh Anne?«
Sie erwiderte den Blick lange, ohne eine Spur von Zorn oder Hass
in ihrem makellosen Gesicht. Francesca empfand einen eigentümlichen Schmerz.
»Es sind vier Jahre vergangen«, sagte Leigh Anne schlicht. »Meinst du nicht, es
ist an der Zeit, dass wir miteinander reden?«
Er versteifte sich. Sein Gesicht war nun dunkelrot angelaufen.
»Peter, rufen Sie Miss Cahill eine Kutsche.«
Seine Worte trafen Francesca wie ein tödlicher
Schlag. »Ich kann mir selbst eine Droschke nehmen«, hörte sie sich tonlos
erwidern.
Er beachtete sie gar nicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum
du mit mir sprechen möchtest«, sagte er zu Leigh Anne.
»Du wusstest, dass ich in Boston war. Dir war
zweifellos klar, dass ich früher oder später auch nach New York kommen würde.«
Ihre grünen Augen ruhten unbeirrt und forschend auf seinem Gesicht.
»Ich muss sagen, darüber hatte ich überhaupt nicht nachgedacht«,
erwiderte er schroff.
»Nun, wie ich sehe, habe ich einen etwas ungünstigen Zeitpunkt
gewählt«, stellte sie mit bedauerndem Lächeln fest. »Ich bin wirklich nicht
hergekommen, um dich zu beunruhigen, Rick.
Ich war bei dir zu Hause und habe deinen Butler angetroffen, der
sich zufällig gerade auf den Weg machen wollte, um dich abzuholen. Ich wohne
im Waldorf Astoria«, erklärte sie. »Wenn du es dir anders überlegen solltest
und doch noch mit mir sprechen möchtest, findest du mich dort.«
Francesca schossen Tränen in die Augen. So erschüttert sie auch
war, ihr entgingen dennoch weder Leigh Annes Ausdruck und Haltung noch die
ihres Mannes. Während Bragg völlig niedergeschmettert wirkte, machte Leigh
Anne den Eindruck, als sei ihr die Situation kein bisschen unangenehm. Diese
Frau besaß eine bemerkenswerte Beherrschung, wie Francesca erbittert
feststellte. Andererseits hatte sie auch den Überraschungseffekt auf ihrer
Seite.
Gerade hielt eine Droschke neben dem
Automobil.
Bragg wandte sich mit unglaublich hartem Blick an Francesca. »Ihre
Droschke ist da«, sagte er knapp.
Sie zögerte. Ein Dutzend Erwiderungen kamen
ihr in den Sinn, doch am Ende sagte sie nichts. In diesem Moment hatte sie das
Gefühl, ihr müsse das Herz brechen. Dies alles war einfach zu viel für sie, zu
unerträglich. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass eine Begegnung mit
seiner Frau sie derart schmerzen würde.
Sie wollte ihm ihre Reisetasche abnehmen, doch er ließ sie nicht
los. Stattdessen stellte er seinen Seesack ab, nahm ihre Tasche in die andere
Hand und führte Francesca am Ellenbogen über den Bordstein und an seinem
Daimler vorbei zu dem Hansom.
Peter, der sie dort erwartete, hielt Francesca die Tür der Mietdroschke
auf.
Bragg blickte sie an.
»Ich hatte Angst, es Ihnen zu sagen«, brachte sie mit Tränen in
den Augen heraus.
Er biss die Zähne zusammen.
Sie öffnete ihre Handtasche und reichte ihm die Nachricht.
Endlich ließ er ihren Arm los, faltete den Zettel auseinander und
las ihn. Anschließend gab er ihn ihr zurück.
»Sie sind so zornig«, flüsterte sie.
Seine Miene blieb hart. »Ich bin rasend wütend. Aber nicht auf
Sie.« Endlich trat ein vertrauter Schimmer in seine Augen. »Ich bin ärgerlich
auf Sie, Francesca, aber nicht wütend. Wir werden bei Gelegenheit über diese
Geschichte sprechen müssen, das steht fest.«
»Es tut mir so Leid. Wie Sie schon sagten – mein Urteilsvermögen
ist wirklich jämmerlich.« Sie kam sich vor, als bettelte sie um seine Liebe.
Er zögerte, und endlich wurde sein Ausdruck weicher. »Manchmal
ist es das in der Tat. Wir werden später über alles reden.« Er blickte ihr fest
in die Augen und fügte hinzu: »Machen Sie sich keine Sorgen.«
Eine Erleichterung war das nicht. Sie nickte angespannt. »Kommen
Sie zurecht,
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