Brenda Joyce
wollte augenblicklich zustimmen,
allein schon weil sie auf diese Weise die Gelegenheit bekäme, Bragg zu treffen.
Allerdings würde auch Hart zugegen sein.
»Ich glaube, Mama hat schon andere Pläne«, erwiderte Sarah. Dann,
nach kurzem Zögern, gestand sie: »Ehrlich gesagt bin ich ein wenig
niedergeschlagen und würde den Abend lieber zu Hause verbringen.«
»Aber nicht doch«, widersprach Lucy und fasste ihre Hand. »Sie
werden von meiner Familie begeistert sein! Glauben Sie mir, Sie werden sich
gewiss amüsieren!«
Sarah lächelte matt. »Ich bin
sicher, dass es Mama eine große Freude sein wird, mit Ihrer Familie zu
dinieren. Sie ist immer so beeindruckt von Reichtum und vornehmer Abstammung.«
Lucy zuckte ein wenig zusammen.
»Aber sie meint es gut«, warf Francesca hastig ein. Sarahs Bemerkung
überraschte sie – auch wenn sie der Wahrheit entsprach, war sie doch nicht
besonders freundlich.
»Ja, sie meint es immer gut«, räumte Sarah ein. Sie wirkte bedrückt.
Francesca
und Lucy wechselten einen raschen Blick.
»Und Sie kommen auch mit«, sagte Lucy
energisch zu Francesca.
Francesca zögerte, doch schließlich siegte ihr Verlangen, den
Abend mit Bragg zu verbringen. »Einverstanden.« Sie wandte sich Sarah zu.
»Sarah? Hast du schon einmal daran gedacht, dass der Vandale womöglich gar
nicht dich treffen wollte, sondern einen Groll gegen Bartolla hegt?«
Sarah schwieg einen Moment lang angespannt, ehe sie erwiderte:
»Nein, der Gedanke ist mir noch nicht gekommen. Aber womöglich hast du Recht!
Ich habe keine Feinde, doch es würde mich nicht überraschen, wenn Bartolla
welche hätte.«
Die drei Frauen blickten sich in stummem
Einverständnis an, dann kehrten sie ins Esszimmer zurück, wo sie die Gräfin
jedoch nicht mehr antrafen. Bartolla hatte sich soeben in ihre Räumlichkeiten
zurückgezogen. Francesca bat Lucy, unten auf sie zu warten, und eilte dann ins
Obergeschoss, um ein kurzes und, wie sie hoffte, aufschlussreiches Gespräch zu
führen.
»Huch, das ging aber schnell«,
bemerkte Bartolla, als ein Dienstmädchen Francesca in die luxuriöse Suite
einließ. Die Gräfin war im Begriff, zwischen drei verschiedenen Pelzstolen zu
wählen, zu denen jeweils ein passender Muff gehörte. »Was meinen Sie?«, wollte
sie wissen und hielt den Fuchs in die Höhe. »Oder passt der Nerz besser zum Blau
meines Kleides?«
»Ja, lieber den Nerz. Bartolla, es tut mir Leid, dass Sie und Lucy
sich nicht verstehen.«
Bartolla legte die Stola wieder auf dem Himmelbett ab. »Aber wie
kommen Sie denn darauf? Ich habe durchaus kein Problem mit Lucy. Mir scheint allerdings,
sie ist eifersüchtig auf mich.«
Sie zuckte die Schultern. »Schließlich bin ich eine Gräfin. Sie
hingegen ist nur ... eine Bragg.«
Francesca ließ sich
wohlweislich nicht auf das Thema ein. »Ich muss Ihnen einige Fragen stellen«,
erklärte sie. »Es ist wichtig.« Bartolla ging zu einem gewaltigen
Kleiderschrank hinüber, der offen stand, und begann Handschuhe und einen Hut
auszusuchen. »Ich weiß nichts über den Vandalismus in Sarahs Studio,
Francesca.«
»Und was, wenn der Täter jemand ist, den Sie kennen? Jemand, der
eigentlich Sie treffen wollte und nicht Sarah?«, versetzte Francesca.
Bartolla
wandte sich verblüfft zu ihr um. »Wie bitte?«
»Es wurde nur ein einziges Gemälde zerstört«, erklärte Francesca.
»Die Leinwand wurde aufgeschlitzt und mit Farbe bis zur Unkenntlichkeit
verschmiert. Bei dem Bild darauf handelte es sich um ein Porträt von Ihnen,
Bartolla.«
Die Gräfin starrte sie einen Moment lang an, dann breitete sich
ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Aber ich bitte Sie! Glauben Sie denn
tatsächlich, jemand hätte sich meinetwegen mitten in der Nacht ins Haus
gestohlen? Das kann ich mir kaum vorstellen.« Sie lachte.
»Bartolla, Sie sind eine Frau,
die Herzen brechen kann. Fällt Ihnen niemand ein, den dieses Schicksal in
letzter Zeit ereilt hat?« Bartollas Lächeln erstarb. »Ich bin gerade erst in
die Stadt gekommen. Ich hatte noch keine Zeit, Herzen zu brechen, Francesca.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich bin sicher«, bekräftigte die Gräfin energisch. »Im Übrigen
bin ich in Eile.« Nach kurzem Zögern setzte sie hinzu: »Sarah zieht es vor,
nicht mitzukommen, aber ich treffe mich mit Ihrem Bruder zu einem kleinen
Schaufensterbummel. Es ist solch ein herrlicher Tag.«
Francesca verkrampfte sich. Sie wusste, dass die beiden nur befreundet
waren, doch sie kannte ihren Bruder – Bartolla
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