Brenda Joyce
Bragg und ich
tun, ist nicht Ihre Angelegenheit. Und da ich Sie niemals werde überzeugen
können, dass es so etwas wie Liebe gibt – warum sollte ich mir noch einmal die
Mühe machen, mich zu verteidigen? Wollen Sie mir nun helfen, meinen Fall
aufzuklären, oder nicht?«, fauchte sie.
»Wenn Sie tatsächlich schon wieder an einem Fall arbeiten, bin ich
eher versucht, Sie eigenhändig übers Knie zu legen«, versetzte er trocken.
»Als wären Sie zwölf und nicht zwanzig.«
»Was zum Teufel soll das heißen?« Die Spannung hatte sich ins
Unerträgliche gesteigert. Die ganze Situation war eine echte Zerreißprobe für
Francescas Nerven.
»Ist das dort an Ihrer Hand ein Verband oder nicht?«, fragte Hart
scharf.
»Haben wir darüber nicht auch schon gesprochen? Ich bin eine
erwachsene Frau, und ...« Sie verstummte.
Er lächelte sie an – sie hatten in der Tat bereits darüber gesprochen,
und er war bei dieser Gelegenheit außerordentlich beleidigend geworden. »Sie
sind nicht wirklich erwachsen«, sagte er leise.
»Weil ich erst zwanzig bin? Oder weil ich noch nie mit einem Mann
geschlafen habe?«
Seine
Kiefermuskeln spannten sich an. »Letzteres.«
Am liebsten hätte sie eine Bemerkung darüber
gemacht, dass sich das dank Bragg bald ändern werde, doch sie hielt sich zurück,
denn in Harts Augen lag ein bedrohlicher Ausdruck. »Dies ist kein gefährlicher
Fall«, brachte sie schließlich heraus. »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, aber
Sie brauchen sich wirklich nicht zu beunruhigen.«
»Ich kann es nicht glauben. Erst vor ein paar Tagen haben Sie einem
geisteskranken Mörder gegenübergestanden, und jetzt arbeiten Sie schon wieder
an einem neuen Fall?« Er wandte sich abrupt ab und schritt zu einer Anrichte
hinüber. Seine heftigen, unbeherrschten Bewegungen ließen Francesca erahnen,
wie zornig er auf sie sein musste.
»Sie können mich nicht hindern, Hart.« Doch offenbar sorgte er
sich um ihr Wohlergehen – eine Vorstellung, bei der sie ein Schauder der Erregung überlief.
Er
schenkte zwei Gläser Whiskey ein, ohne sie einer Erwiderung oder eines Blickes zu würdigen.
»Ich trinke keinen Whiskey«, wandte sie ein. Bei jeder Bewegung
sah sie die Muskeln an seinem Rücken spielen.
»Ach, nein? Darin trinke ich ihn eben allein.« Er wandte sich um und hielt ihr ein Glas entgegen.
Sie nahm
es nicht an.
Hart stellte es wieder auf die Anrichte und nippte an seinem. Dabei
seufzte er wohlig und betrachtete Francesca über den Rand des Glases hinweg.
Sie verdrehte wütend die Augen. Insgeheim
fragte sie sich, ob dieser Whiskey wohl besser war als der, den er ihr am Mittwoch
zu trinken gegeben hatte, um die Schmerzen in ihrer verbrannten Hand zu
lindern. Es war das erste Mal gewesen, dass sie etwas anderes Alkoholisches
getrunken hatte als Wein, Sherry oder Champagner, und sie hatte es tatsächlich genossen.
»Den habe ich letztes Jahr aus Irland mitgebracht«, bemerkte er
gelassen. »Irischer Whiskey ist etwas gänzlich anderes als Scotch.« Seine Augen
wirkten groß und unschuldig wie die eines Neugeborenen.
Francesca riss den Blick von der unergründlichen Schwärze seiner
Iris los, starrte ihr unberührtes Glas an und wandte sich dann mit grimmigem
Ausdruck wieder Hart zu. »Lucy möchte gern Daisy kennen lernen. Haben Sie ein
Problem damit?« Daisy war seine Mätresse, eine bildschöne Frau.
»Keineswegs. Aber ich schlage vor, Sie kündigen sich bei Daisy an,
ehe Sie sie besuchen.«
Es war ihr nicht gelungen, ihn zu provozieren. »Vielleicht möchte
Grace auch mitkommen?«
Er zuckte die Schultern. »Sie ist Feministin. Sie würde sie mögen,
denke ich.«
Francesca schnaubte verärgert. »Gibt es eigentlich gar nichts,
womit ich Sie wütend machen kann?«
»Doch. Aber wenn Sie die Möglichkeit nicht selbst erkennen, werde
ich Sie nicht darüber aufklären«, entgegnete Hart. Dann ließ er sich in einem
Sessel nieder und schlug seine muskulösen Beine übereinander. Bei anderen
Männern mochte diese Geste feminin wirken, doch nicht bei ihm. »Weiß mein
lieber Bruder, dass Sie an einem Fall arbeiten?«
Sie
zögerte. »Ja.«
»Nun, dann scheinen Sie ihn ja gut unter der Fuchtel zu haben«,
bemerkte er gelassen, während er mit sichtlichem Genuss seinen Whiskey trank.
»Ich habe überhaupt niemanden unter der Fuchtel!« Francesca
marschierte energisch zu der Anrichte, auf der er ihr Glas abgestellt hatte,
nahm es und setzte sich damit auf ein Sofa. Nachdem sie daran genippt hatte,
ohne sein
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