Brenda Joyce
Sie, ehe Sie sich versehen, schon wieder gut bei ihr angeschrieben
sein.«
»Ich habe Sie heute Abend ausgeführt und werde Sie auch nach Hause
zurückbringen. Wenn Sie noch etwas Zeit benötigen, werde ich warten.« Ein
Muskel an seinem Kiefer zuckte und seine dunklen Augen blickten düster.
Bragg kam auf sie zu. »Calder hat recht. Heute Nacht gibt es
nichts mehr zu tun. Wenn Sie heute Abend mit ihm ausgegangen sind, sollte er
Sie auch wieder nach Hause begleiten. Ihre Eltern dürften inzwischen außer sich
sein vor Sorge.«
Francesca
blickte von Bragg zu Hart und murrte: »Ich hasse es, wenn Sie beide sich gegen
mich verbünden.«
»Das wäre
nicht nötig, wenn Sie Ihren gesunden Menschenverstand benutzen würden«,
versetzte Hart.
Sie hätte ihm am liebsten gegen das Schienbein getreten.
Stattdessen ignorierte sie ihn und sagte an Bragg gewandt:
»Wir müssen herausfinden, warum Hoeltz gelogen hat. Und wir
sollten noch einmal Neville und LeFarge vernehmen. Wir müssen endlich
Fortschritte machen, bevor noch ein Mord geschieht!«
»Da stimme ich Ihnen zu. Und Sie müssen Sarah
befragen und sie dazu bringen, sich an jedes Wort zu erinnern, das dieser
Wahnsinnige zu ihr gesagt hat«, erwiderte er unwirsch.
Francesca zögerte. »Das könnte ich direkt
morgen früh tun. Ich werde heute Nacht bei ihr bleiben«, entschied sie.
»Nein«, widersprachen Hart und Bragg wie aus einem Munde.
»Warum denn nicht?« Sie blickte von einem zum anderen. »Sie
braucht mich!«
»Rourke bleibt bei ihr, falls sie Laudanum
benötigen sollte«, teilte Hart ihr nüchtern mit. »Sie gehören nach Hause.«
Francesca sah ihn an und wusste, dass er dabei an sein Verhältnis
zu ihren Eltern dachte. »Feigling«, sagte sie.
Er bedachte sie mit einem finsteren Blick und wandte sich seinem
Halbbruder zu. »Kann ich irgendwie bei den Ermittlungen behilflich sein?«,
fragte er zu Francescas Überraschung.
»Ja«,
antwortete Bragg mit eiskalter Stimme. »Indem du dich verdammt noch mal von
Francesca fernhältst.«
Hart gab
einen verächtlichen Laut von sich, salutierte sarkastisch und marschierte
davon.
»Er wollte
doch nur helfen!«, rief Francesca.
»Wann zum Teufel wollten Sie
mir eigentlich sagen, dass er Sie zu heiraten gedenkt?«, fragte Bragg mit vor Wut bebender
Stimme.
Sie erstarrte.
Seine bernsteinfarbenen Augen waren zu Eis geworden. »Oder
beabsichtigten Sie es mir zu verschweigen?«
Es gelang ihr mühsam, ihre Stimme wiederzufinden. »Ich hatte
gehofft, Ihnen das ersparen zu können, Bragg.«
Er stieß heftig die Luft aus, wirbelte herum
und schritt davon.
Francesca rannte ihm nach und packte ihn an der Schulter, doch er
blieb nicht stehen. »So warten Sie doch!«
Er erstarrte.
Sie trat vor ihn, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Ich werde
ihn nicht heiraten. Wir sind nicht verlobt. Das habe ich sehr deutlich gemacht.
Es ist doch nicht meine Schuld, wenn er so störrisch wie ein Esel ist!«, rief
sie.
»Und warum haben Sie dann den heutigen Abend mit ihm verbracht?«,
fragte er kühl.
»Wie bitte? Aber warum sollte ich das denn
nicht tun? Ich genieße seine Gesellschaft! Und wir waren ja nicht allein –
Rourke und Sarah haben uns begleitet!« Sie begann vor Wut zu zittern. »Es ist
ja nicht so, als hätten Sie mich heute Abend ausführen wollen, oder? Ach ...
dürfte ich Sie in diesem Zusammenhang vielleicht fragen, wie Sie diesen Abend
verbracht haben?« Sie war davon überzeugt, dass er Leigh Anne zu irgendeiner
grässlichen Veranstaltung begleitet hatte. »Sie haben sich mit Ihrer Frau versöhnt,
Bragg. Ich habe ein Recht darauf, meine Abende so zu verbringen, wie ich es
will, genau wie Sie.«
»Ich bin bis elf Uhr im Präsidium geblieben,
Francesca«, entgegnete er, »um einer Situation aus dem Weg zu gehen, die für
mich unerträglich ist und die ich mir nicht ausgesucht habe. Und ich habe es
Ihnen bereits erklärt – es gibt keine Versöhnung.«
Das ließ sie verstummen. Sie blickte ihn ungläubig an. Schließlich
sagte sie: »Es tut mir leid. In meinen Augen haben Sie sich nun einmal bereits
mit Leigh Anne versöhnt. Und so sollte es auch sein.«
»Nein, das sollte es nicht«, erwiderte er mit
aufsteigender Wut. »Ich habe heute Abend ständig an Sie denken müssen und
dabei albernerweise gehofft, Sie würden unter irgendeinem Vorwand, etwas
bezüglich der Ermittlungen mit mir besprechen zu wollen, in meinem Büro
auftauchen.«
Ihre Schuldgefühle nahmen zu. Er hatte
gearbeitet, während sie
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