Brenda Joyce
sich mit Hart amüsiert hatte. Aber sie verspürte auch
eine gewisse Traurigkeit. »Wenn ich dort aufgetaucht wäre, dann tatsächlich nur
unter irgendeinem Vorwand.«
Sein Blick verdüsterte sich und sie fuhr fort,
ehe er sie zu widerlegen versuchte. »Lassen Sie uns doch bitte nicht streiten.
Es ist zu schmerzlich. Was halten Sie davon, wenn ich morgen in aller Frühe in
Ihr Büro komme, damit wir unser weiteres Vorgehen planen können?« Sie versuchte
sich an einem kleinen Lächeln. »Wir müssen diesen Mörder finden, Bragg. So
schnell wie möglich.«
Er seufzte und sein Gesicht nahm einen
weicheren Ausdruck an. »Ich weiß. Und es tut mir leid, dass ich die Beherrschung
verloren habe. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als mir Hart
eröffnete, dass er Sie zu heiraten gedenkt.«
»Das hat er Ihnen gesagt?«, fragte sie fassungslos. Aber natürlich
hatte er das. Das sah ihm so ähnlich. Er fand großen Gefallen daran, seinen
Halbbruder in allem zu übertrumpfen und zu verspotten.
»Er benutzt Sie«, sagte Bragg leise. »Und Sie fallen darauf
herein. Ich mache mir Sorgen um Sie, Francesca.«
Es wurde ihr angst und bange. »Aber nein. Wir sind wirklich gute
Freunde und ...«
»Wie können Sie sich nur derart zum Narren
halten lassen? Er hat mir offen ins Gesicht gesagt, was er zu tun beabsichtigt!
Er hat sich damit gebrüstet, dass er Sie mir wegnehmen wird – und er weiß
genau, dass mir in den nächsten sechs Monaten die Hände gebunden sind! Es gibt
nichts, was ihm größere Freude bereitet, als dabei zuzusehen, wie ich mich vor
Unbehagen winde. So ist es schon immer gewesen. Er ist mein schlimmster Rivale
und das wissen Sie genau, da Sie es schon oft genug mit eigenen Augen gesehen
haben.«
Sie schlang die Arme um ihren Körper. Sie wusste, dass Hart sie
mochte. Und sie wusste auch, wie eifersüchtig er auf Bragg war – und umgekehrt.
Die beiden bekämpften einander schon ein Leben lang. Und doch war sie sich
sicher, dass Hart sie begehrte und zur Frau nehmen wollte. Und er würde Bragg
niemals die Frau stehlen, die dieser liebte.
Sie schloss erschüttert die Augen. Aber
war sie sich dessen auch wirklich ganz sicher? Und was bedeutete es schon,
dass Hart mit ihr schlafen wollte? Was bedeutete seine Leidenschaft? Nichts! Er
war mit Hunderten von Frauen zusammen gewesen. Sie war nicht halb so schön wie
Daisy – um nur eine von ihnen zu nennen. Und doch war sie diejenige, die er
plötzlich zu heiraten wünschte.
»Francesca«, sagte Bragg mit eindringlicher Stimme und zog sie an
sich. »Ich will dir doch nicht wehtun – ich versuche dich lediglich vor einem
überaus rücksichtslosen Mann zu schützen.«
Sie lächelte ihn tapfer an. »Zunächst
einmal«, erwiderte sie mit erstickter Stimme, »weiß Hart, dass ich niemals
heiraten werde. Also müssen Sie sich um mich keine Sorgen machen.«
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich werde mir
immer Sorgen um dich machen. Das nicht mehr zu tun wäre, als sollte ich
aufhören zu atmen.«
Sie zögerte, denn das Einzige, das sie mit
ihm verband, mit Hart jedoch nicht, war das Vertrauen, das sie ihm gegenüber
empfand. Dann kam ihr der unwillkommene Gedanke, wie lange es gedauert hatte,
ehe Bragg so weit war, ihr von seiner Frau zu erzählen, von der er getrennt
lebte. Seltsamerweise vertraute sie ihm dennoch, denn das war etwas, das für sie ebenso natürlich war wie das Atmen. Sie gab nach. Sie schloss die Augen und
ließ zu, dass er sie noch fester an sich zog. Sie fand mehr als nur Trost in
seiner Umarmung – da war auch ein unglaubliches Gefühl von Geborgenheit.
Wenn sie doch nur wüsste, was Hart wirklich
empfand und ob er tatsächlich ein solcher Bastard war, sie lediglich zu
benutzen.
Solche Gedanken entsetzten sie. Sie war von
Natur aus eine Optimistin. Sie glaubte an das Gute in Hart. Es war ihr nicht
einen Augenblick lang der Gedanke gekommen, dass er sie benutzen könnte, um
seinem Bruder eins auszuwischen.
Bis jetzt.
»Du solltest nach Hause gehen«, sagte Bragg mit rauher Stimme und
ließ sie los. In seinen Augen lag ein Ausdruck, von dem sie wusste, was er zu
bedeuten hatte.
Aber sie war viel zu erschüttert, um mehr als nur ein leises
Begehren für den Mann zu empfinden, dessen Umarmung sie gerade gespürt hatte.
Sie wich seinem Blick nicht aus. Bei Bragg wusste sie wenigstens, wo sie stand,
und sie hatte das Gefühl, daran werde sich nie etwas ändern.
Seine Frau würde von nun an bis in alle Ewigkeit bei
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