Brenda Joyce
und stattlich wie die eines Prinzen.
Plötzlich drehte er den Kopf, als habe er ihre Anwesenheit
gespürt, und als er sie sah, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
Sie konnte nicht anders, sie musste dieses Lächeln einfach
erwidern. Was für eine Närrin du doch bist, Mrs. Kennedy, und viel zu nett –
netter, als gut für dich ist.
Maggie weigerte sich, auf Joe zu hören. »Mr.
Cahill, ich wollte Ihnen nur 'nen kurzen Besuch abstatten – man sagte mir, ich
könne gleich hochgehen«, erklärte sie nervös.
»Kommen Sie nur herein«, forderte er sie auf, sichtlich erfreut,
sie zu sehen, und humpelte auf sie zu.
Maggie beeilte sich, ihm entgegenzugehen.
»Sollten Sie denn wirklich schon auf sein und herumlaufen?«, fragte sie besorgt.
Sie bemerkte, dass die blauen Flecken in seinem Gesicht langsam verblassten,
aber er trug noch immer die Augenklappe. Sie verlieh ihm etwas Gefährliches,
das ihn in gewisser Weise desto attraktiver machte.
»Finneys Segen habe ich«, antwortete Evan.
»Und ich halte es im Bett einfach nicht mehr aus. Außerdem muss ich einiges
erledigen.« Er deutete auf den geöffneten Schrank.
Maggie blinzelte, bemerkte erst jetzt die große lederne Reisetasche
auf dem Boden. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie schüchtern.
»Ich ziehe in das Fifth Avenue Hotel«,
erklärte er.
Sie war fassungslos. »Aber ... aber warum
denn?«
Er lächelte sanft. »Das ist eine lange
Geschichte.«
Sie mochte es einfach nicht glauben, dass er seine wundervolle
Familie verließ. Andererseits hatte sie beinahe zwei Wochen im Haus der Cahills
gelebt und sie hatte Augen im Kopf. Sie wusste, dass es zwischen ihm und seinem
Vater Spannungen gab. »Ich bin eine gute Zuhörerin«, sagte sie
leise.
Er stützte sich auf seinen Stock und fasste sie am Arm. Sie begann
zu zittern und mied seinen Blick.
Du musstest einfach zurückkommen, obwohl du
dir damit nur noch mehr wehtust, nicht wahr, Maggie, mein Schatz? Was zum
Teufel willst du hier eigentlich?
»Sie sind wirklich die gütigste Frau, die mir
je begegnet ist«, sagte Evan mit sanfter Stimme und brachte sie dazu, in seine
lebhaften, blauen Augen zu blicken. »Aber ich weigere mich, Sie mit den
Unerfreulichkeiten meines Lebens zu belasten. Wie geht es den Kindern?«,
erkundigte er sich eifrig.
»Es geht ihnen gut«, log sie. In Wahrheit beklagten sie sich
lauthals darüber, wieder zu Hause zu sein, ausgenommen natürlich Joel, der als
Einziger wirklich begriffen hatte, dass ihr kurzer Aufenthalt in der Welt der
Reichen nichts weiter als eine Illusion gewesen war. »Sie haben nach Ihnen
gefragt.«
Das schien ihn zu freuen. »Würden Sie sie zu mir bringen, damit
ich sie sehen kann? Ins Hotel? Ich habe vor, mich morgen dort anzumelden.«
Sie nickte und ihr Herz vollführte einen
Sprung, denn dadurch hatte sie einen weiteren Vorwand, ihn zu besuchen. Doch
jetzt rückte sie rasch von ihm ab. Ihr Arm fühlte sich an der Stelle, wo er ihn
gehalten hatte, so nackt an. Joel hatte recht. Das hier war albern und auch
gefährlich. Sie war drauf und dran, sich in einen Mann zu verlieben, den sie
niemals haben konnte, einen Mann, der zum erlauchtesten Kreis der feinen
Gesellschaft gehörte, einen Mann, der mit einer anderen Frau –
wenn auch unglücklich – verlobt war, einen Mann, der sie lediglich als eine
Freundin betrachtete. Und der außerdem in eine andere Frau verliebt war – denn
dass er Gefühle für die Gräfin Benevente hegte, war nicht zu übersehen.
»Was ist denn los?«, fragte er und zog sie zu sich herum, so dass
er ihr ins Gesicht schauen konnte. »Sie wirken so traurig!«
Sie musste sich zu einem Lächeln zwingen.
»Ehrlich gesagt bin ich gekommen, um Ihnen mein Beileid auszusprechen, Mr.
Cahill. Das mit Miss Conway tut mir wirklich so leid.«
Sein Lächeln schwand.
Sie kannte den Artikel in der Sun. Eine
Kollegin von ihr, die wusste, dass sie sich gerade zehn Tage lang bei den
Cahills erholt hatte, hatte ihr erzählt, dass die tote Schauspielerin Evan
Cahills Mätresse gewesen war und dass es in der Zeitung stand. Maggie hatte
nach der Arbeit in der Fabrik von Moe Levy sechs Zeitungsstände abgeklappert,
um noch eine Ausgabe der Sun zu ergattern.
Sie hatte keine Ahnung davon gehabt, dass Evan eine Mätresse
aushielt, aber sie wusste einfach, dass sie ihm nicht gleichgültig gewesen war,
denn dieser Mann konnte nur mit einer Frau zusammen sein, für die er Zuneigung
empfand. Und sie war schlicht entsetzt, dass dieser Reporter Evan
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