Brenda Joyce
und
streifte mit dem Arm die Glasreste vom Fensterrahmen ab.
Als ob sie in einer solchen Situation zurückbleiben würde!
Francesca wartete, bis er hindurchgeklettert war, und tat es ihm dann gleich.
Sie raffte ihren Rock und rannte die Treppe hinauf, Bragg dicht auf den
Fersen.
»Verdammt noch mal, du hast hier drin nichts zu suchen!«, rief er,
ohne sich umzudrehen.
Sie antwortete nicht, sondern lief atemlos weiter. Als sie in den
vorderen Raum der Galerie stürmten, erblickten sie einen großen Mann mit einem
Strumpf über dem Kopf, der Sarah Channing würgte.
Diesmal hatte er sie nicht
gegen eine Wand gepresst. Sie stand mit dem Gesicht zu ihnen, und es war blau
angelaufen.
»Loslassen! Sofort!«, schrie
Bragg und zielte mit seinem Revolver auf den Mann.
Als der Würger ihn sah, zog er Sarah wie
einen Schutzschild vor sich, wobei er allerdings von ihrem Hals abließ. Sie
begann zu husten und zu würgen und der blaue Farbton wich aus ihrem Gesicht,
bis es kreidebleich war. Der Mörder antwortete nicht. Der Grund lag auf der
Hand: Er wollte sich nicht durch seine Stimme verraten.
Er wich langsam zurück und zog
Sarah dabei mit sich.
»Lassen Sie sie los«, befahl
Bragg. »Es ist aus. Sie können nicht entkommen. Meine Männer haben das Gebäude
umstellt.«
Francesca wusste, dass das eine Lüge war. Und Brendan Farr war
schlau genug, es auch zu wissen.
Der Mörder schien sie anzulächeln, während er Sarah um die Ecke in
den nächsten Ausstellungsraum zerrte.
Francesca und Bragg eilten ihm nach. Als sie die Türschwelle
erreichten, blieben sie stehen, wechselten einen raschen Blick und drückten
sich gegen die Wand. »Bleib hier. Rühr dich nicht von der Stelle«, befahl
Bragg.
Doch Francesca hatte nicht die Absicht, in sicherer Deckung zu
bleiben, während sich ihre Freundin in der Gewalt eines Mörders befand.
Bragg spähte um die Ecke und Francesca folgte seinem Beispiel.
Der Würger hielt Sarah noch immer mit einem Arm fest, doch er
hatte bereits das Fenster an der Rückwand des Ausstellungsraumes aufgestoßen. Dort befand sich eine eiserne
Feuertreppe. Francesca blickte unvermittelt zu Boden und schnappte nach Luft –
Bertrand Hoeltz lag tot zu ihren Füßen, offenbar durch einen Kopfschuss
getötet. Er hielt einen Revolver in der Hand, und neben ihm auf dem Boden lag
ein beschriebenes Blatt Papier. Francesca kam der Gedanke, dass der Würger
Hoeltz seine Taten hatte anhängen wollen.
Der Mann begann Sarah auf die Feuertreppe hinauszudrängen.
»Er wird sie mitnehmen«, rief Francesca.
Bragg zielte mit seiner Waffe. »Nein, das wird er nicht«,
versetzte er grimmig und feuerte.
Francesca hatte keine Ahnung, ob Bragg ein
guter Schütze war. Sie schrie vor Erleichterung auf, als der Würger
zusammenzuckte, offenbar in die Schulter getroffen. Doch er hielt sich auf den
Beinen, stieß Sarah mit dem Gesicht voran auf die Eisenstufen, drehte sich dann
um, zog eine Waffe und erwiderte das Feuer.
Francesca ließ sich reflexartig zu Boden
fallen.
»Runter!«, schrie Bragg im selben Moment, ging
in die Knie und feuerte um die Wand herum in den anderen Raum.
Francesca rappelte sich auf und kroch auf allen vieren an die
Ecke.
»Zurück!«, schrie Bragg, dem der Schweiß über
das Gesicht lief. Aber Francesca riskierte dennoch einen Blick und sah, dass
der Mann aufrecht, scheinbar ganz ruhig, mit der Waffe in der Hand dastand und
auf sie beide zielte. Auf seiner Brust jedoch breitete sich rasch ein roter
Heck aus, er schwankte ein wenig und brach schließlich auf dem Boden
zusammen.
Francesca machte Anstalten, sich aufzurichten, doch Bragg hielt
sie zurück. »Bleib unten!«, zischte er.
Ein Schuss ertönte, traf die Kante der Wand,
an der Francesca und Bragg kauerten. Francesca duckte sich und hielt schützend
die Arme über den Kopf. Sie hörte ein eigenartiges Geräusch, einen dumpfen
Aufprall, und zugleich stöhnte Bragg neben ihr laut auf. Sie drehte sich zu
ihm um, fürchtete, er sei getroffen worden, doch es war kein Blut auf seinem
braunen Mantel zu sehen. »Du bleibst hier«, sagte er im Befehlston. Seine
bernsteinfarbenen Augen funkelten vor Entschlossenheit und seine Züge hatten
etwas Brutales an sich.
»Mach bloß keine Dummheiten«, flüsterte sie. »Ich will keinen
Helden beerdigen.«
Er gab ein unwirsches Grummeln von sich.
Francesca wurde klar, dass er tatsächlich getroffen war und Schmerzen hatte.
Er zielte mit seiner Waffe auf den am Boden liegenden Mann und begann
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