Brenda Joyce
hast, Francesca.«
Francesca hatte einige Tage zuvor versucht, ihren Vater umzustimmen,
aber zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, dass dieser sich weigerte, die Verbindung noch einmal zu überdenken. »Eins
nach dem anderen, Evan. Es ist noch eine lange Zeit bis Juni. Bis dahin kann
noch so viel passieren. Warum sollen wir beide Sarah nicht einmal gemeinsam
einen Besuch abstatten?«
»Es ist noch eine lange Zeit bis Juni!«, wiederholte Evan ungläubig.
»Es sind gerade einmal vier Monate!«
»Ich hoffe, du gerätst jetzt nicht in Panik«,
erwiderte sie besorgt.
»Würde es dir an meiner Stelle denn anders ergehen? Stell dir doch
nur einmal vor, Mutter hätte entschieden, dass du im Juni Mr Wiley heiraten
sollst. Würdest du dann etwa nicht in Panik geraten?«
Als sie ihm in die Augen sah, begriff sie zum ersten Mal das ganze
Ausmaß seiner Misere. »Ich würde nicht mit ihm vor den Altar treten«, sagte sie
schlicht.
Evan verzog das Gesicht. »Aber du würdest ja auch nicht wegen
deiner Spielschulden im Gefängnis landen.«
»Ach, Evan! Also musst du dich entweder in
Sarah verlieben, oder wir müssen einen Ausweg aus diesem Dilemma finden.«
Er lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wenn das Ganze
nicht so absurd wäre, könnte ich es glatt mit der Angst zu tun bekommen.«
»Du musst keine Angst haben. Ich werde mir alles noch einmal sehr
genau durch den Kopf gehen lassen und versuchen, eine Lösung zu finden, das
verspreche ich dir.«
»Wie du es bei Connie getan hast?« Er grinste und griff nach der
Tür.
Sie ignorierte seine Bemerkung. Evan wollte sich erheben, doch
Francesca hielt ihn zurück.
»Was gibt es denn noch?«, fragte er ohne jede Ungeduld in der
Stimme.
»Evan, ich bin sehr besorgt über etwas, das du gestern Abend
gesagt hast.«
Er blickte sie fragend an. Das Lächeln auf seinem Gesicht war
verschwunden. »Ich war betrunken.«
Sie zuckte zusammen. »Ja, ich weiß. Und ich hoffe, dass du heute
Abend nicht vorhast, deinen Kummer erneut zu ertränken.«
»Nein, natürlich nicht.«
Sie zögerte.
»Heraus damit, Fran! Früher oder später wirst du es ohnehin zur
Sprache bringen.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun, letzte Woche hatte
ich den Eindruck gewonnen, dass sich deine Spielschulden auf eine bestimmte
Summe belaufen.« Francesca würde diese Summe niemals vergessen, denn sie war
geradezu Schwindel erregend hoch –133.000 Dollar.
Evans Augen nahmen einen seltsam
verschleierten Ausdruck an. »Ich glaube nicht, dass dich meine Schulden
irgendetwas angehen, Fran«, sagte er vollkommen ruhig und wollte sich erneut
erheben.
»Warte! Deine Schulden gehen mich durchaus etwas an, denn du bist
mein Bruder und ich liebe dich! Wenn Papa dich zu dieser Heirat zwingt ...«
»Er erpresst mich«, fiel er ihr ins Wort. »Wir sollten doch kein Blatt
vor den Mund nehmen.«
Sie blickte Evan betroffen an. Aber er hatte
Recht, so ungern sie es auch zugab. Tief in ihrem Herzen mochte sie immer noch
nicht glauben, dass ihr Vater dazu imstande war, seinen eigenen Sohn zu
erpressen. »Du hast doch wohl nicht schon wieder gespielt?«, fragte sie nach
einer Weile.
Evans Gesicht nahm einen verschlossenen
Ausdruck an, und seine Augen musterten sie kühl. »Ich bin spät dran«, erwiderte
er.
»Versuchst du etwa, es Vater mit deiner Spielerei heimzuzahlen?«,
fragte sie bestürzt. »Hör mal, Evan, was wäre, wenn wir das Geld aufbringen
könnten, um deine Schulden zu bezahlen? Bitte mach nicht noch mehr Schulden,
Evan! «, rief sie, doch er sprang bereits aus der Kutsche.
Dann
schloss er die Tür und blickte sie durch das Fenster an. »Kein Mensch würde mir
so viel Geld leihen«, sagte er.
»Woher
sollen wir das wissen, wenn wir es nicht versuchen?« Er stopfte die Hände in
die Hosentaschen und starrte vor sich hin.
»Halt dich von den Spieltischen fern. Das ist
keine Lösung«, drängte Francesca, doch Evan blickte weiter schweigend zu Boden.
»Papa hat mich gebeten, mit dir zu reden. Er sagt, du würdest ihn ignorieren.«
Sie wartete ängstlich auf seine Antwort.
Evan stieß ein bitteres Lachen aus. »Was für
ein Feigling er doch ist!«, sagte er. »Unterlasse es bitte demnächst, mir Nachrichten
von ihm zu überbringen. Ich habe ihn nämlich nicht ignoriert, Fran, ich habe
ihn aus meinem Leben – und aus meinem Herzen – gestrichen.«
»Evan!«, rief sie entgeistert, doch er schritt bereits davon.
Francesca steckte ihren Kopf durch das Fenster. »Sag doch so
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