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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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einer Mietdroschke eingetroffen war.
    Bill Randall stand am Randstein und half
seiner Mutter aus der Droschke. Im hellen Tageslicht wirkte sein Gesicht blass
und kantig, sein schlaksiger Körper beinahe schon hager. Er machte einen müden
und erschöpften Eindruck. Ob Sorgen der Grund waren? Übermüdung? Oder das Leid,
das über seine Familie gekommen war? Warum hatte er nur in Bezug auf sein
Eintreffen in der Stadt gelogen, wenn er angeblich nichts zu verbergen hatte?
    »Sei vorsichtig, Mutter«, sagte er gerade. »Hier liegt überall
Schneematsch.«
    »Vielen Dank, Liebes«, gab Henrietta leise zurück und klammerte
sich beim Aussteigen an ihren Sohn. Sie trug einen dunklen Mantel und darunter
ein schwarzes Ensemble, dazu einen schwarzen Hut mit einem Halbschleier. Immer
wieder presste sie ein zusammengeknülltes Taschentuch unter dem Schleier gegen
die Augen. Ganz offenbar war sie immer noch außer sich.
    »Vorsicht, es ist glatt, Mary«, warnte Bill auch seine Schwester,
nachdem er seiner Mutter auf den Gehsteig heruntergeholfen hatte.
    Francesca beobachtete Mary beim Aussteigen,
ihre viel zu dünne Gestalt in dem zu großen, beigefarbenen Mantel, das
verhärmte, bleiche und vom vielen Weinen gezeichnete Gesicht. Sie trug einen
Hut ohne Schleier, unter dem sich einzelne Strähnen ihres ungekämmt wirkenden
Haares bereits lösten, und umklammerte eine verblasste braune Samthandtasche.
    Francesca spürte, dass Bragg ihren Arm
berührte, und sah ihn an. Er wies mit dem Kopf in Henriettas Richtung, und sie
traten auf sie zu.
    »Mrs Randall?«, sagte Bragg leise. »Wir sind gekommen, um Ihrem
Mann die letzte Ehre zu erweisen.«
    Sie gab ein ersticktes Schluchzen von sich,
blickte zu Bragg auf und sah ebenso schnell wieder weg. »Oh, Commissioner
Bragg«, flüsterte sie, »ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass Sie ...« Sie
verstummte und blickte erneut kurz auf, dieses Mal zu Francesca. »Und Miss
Cahill!«, flüsterte sie. Wieder schluchzte sie auf und hielt ihre behandschuhte
Faust vor den Mund.
    »Es tut
uns sehr Leid«, sagte Francesca beunruhigt. Sie streifte ihre Handschuhe ab und
ergriff die Hände der Frau. »Wenn wir irgendetwas für Sie tun können ...«,
fügte sie hinzu.
    »Nein,
nein, vielen Dank«, murmelte Henrietta, ohne Francesca noch einmal anzusehen.
    Sie schaute zu Bragg hinüber. Er erwiderte ihren Blick und verzog
das Gesicht. Offenbar ahnte er, was sie im Schilde führte.
    »Vielen Dank für das Angebot«, sagte Bill
Randall in diesem Moment barsch, ergriff Henriettas Arm und hakte sie besitzergreifend
unter. »Guten Tag, Commissioner, Miss Cahill. Haben Sie den Mörder schon
gefunden?« Seine Stimme klang schrill.
    »Ich habe von keiner Verhaftung gehört!«, sagte Mary, die mit weit
aufgerissenen Augen neben ihrem Bruder stand.
    »Es hat bisher auch keine Verhaftung gegeben, aber wir arbeiten
rund um die Uhr an dem Fall«, erwiderte Bragg ruhig. »Wir werden den Mörder
finden.«
    »Aber Sie wissen doch, wer meinen Vater ermordet hat!«, rief Mary.
    »Nein, das weiß ich noch nicht«, antwortete Bragg und nickte
höflich, als wolle er gehen.
    In diesem Moment stieg Calder Hart aus der
elegantesten und größten Kutsche, die bisher vor der Kirche gehalten hatte.
Francescas Magen krampfte sich unwillkürlich zusammen, als sie ihn erblickte.
Er trug einen tiefschwarzen Anzug und einen dazu passenden Mantel und sah wie
immer atemberaubend gut aus. Wie Bragg hatte auch er sich gegen einen Hut
entschieden.
    »Vielleicht ist es an der Zeit, dass Sie sich wegen Befangenheit
von der Untersuchung zurückziehen«, sagte Bill Randall steif. »Haben Sie heute
den Leitartikel in der Times gelesen, Commissioner?«
    »Ich fürchte, nein, aber falls die Notwendigkeit bestehen sollte,
dürfen Sie sicher sein, dass ich den Fall abgeben werde«, erwiderte Bragg
gelassen. »Sollen wir hineingehen?«, fuhr er an Francesca gewandt fort. Falls
er Hart gesehen hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Aber Francesca
wusste, dass ihm nur selten etwas entging.
    Sie sah, dass Hart auf die Familie Randall zukam. Zweifellos
beabsichtigte er, sie zu begrüßen, anstatt direkt in die Kirche zu gehen.
Francesca spürte, wie ihre innere Anspannung wuchs. Eine Szene schien
unvermeidlich.
    In diesem Augenblick begegnete er ihrem Blick und zwinkerte ihr
zu.
    Sie hätte ihn am liebsten erwürgt. Warum
konnte er nicht einfach in die Kirche gehen und sich unauffällig benehmen?
    Francesca wusste, dass auch Bragg

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