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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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geplanten Ausflug ohne Begründung abgesagt. Und es war ihm
offenbar nicht in den Sinn gekommen, einen neuen Termin auszumachen.
    Francescas Laune sank auf einen Tiefpunkt. »Worum geht es denn,
Papa?«
    »Um Evan«, erwiderte Andrew mit finsterer
Miene.
    Francesca ließ sich wieder auf die Sofakante sinken. »Und was ist
mit ihm?«
    »Er hat seit seiner Verlobungsfeier vor einer
Woche nicht mehr mit mir gesprochen. Ich weiß, dass er wegen der Verlobung und
meiner Weigerung, seine Spielschulden zu bezahlen, verstimmt ist, aber er ist
mein Sohn, Francesca. So kann das nicht weitergehen. Du musst mit ihm sprechen.
Wenn ihm jemand begreiflich machen kann, dass er sich ändern muss – und dass
Sarah Channing ihm dabei helfen wird -, dann bist du es.« Andrew verstummte.
    Evan war in der Tat furchtbar aufgebracht
darüber, dass man ihn zwang, eine Frau zu heiraten, die er nicht liebte. Sein
Vater hatte ihm begreiflich gemacht, dass er nicht bereit war, Evans große
Spielschulden zu bezahlen, wenn er sich weigerte, diese Ehe einzugehen.
Francesca, die sich für Evan eine Heirat aus Liebe gewünscht hätte, hatte
bereits versucht, für ihn einzutreten, aber ihr Vater war unnachgiebig
geblieben.
    »Natürlich werde ich mit ihm reden, Papa«,
versicherte sie ihm.
    Andrew strahlte sie an. »Ich wusste, dass du das tun würdest.«
    »Ich werde mit ihm reden, obwohl ich in dieser Angelegenheit ganz
und gar nicht deiner Meinung bin. Sarah und Evan passen nicht zueinander, und
ich halte ihre Verlobung für einen schrecklichen Fehler.«
    Da Andrew die
zweite Kutsche an diesem Tag nicht mehr benötigen würde, weil er sich weiter
der Erledigung von Schreibarbeiten widmen wollte, machte sich Francesca darin
auf den Weg durch den samstäglichen Verkehr auf der Upper East Side.
Straßenbahnen, Hansoms und elegante Broughams kämpften an jeder Kreuzung um die
Vorfahrt; Bahnen bimmelten, und gelegentlich ertönte ein ungeduldiges Hupen.
Auf der Fifty-seventh Street regelte ein Polizist in blauer Uniform den
Verkehr, doch niemand schien auf ihn zu achten. Die Fußgänger eilten einfach
zwischen den Kutschen und den vereinzelten Automobilen hindurch. Francesca
benutzte nicht gern Mietdroschken oder Bahnen, wenn sie zu den ärmeren Stadtvierteln
unterwegs war, in denen viele Verbrechen geschahen. Auf der Lower East Side
fiel sie stets auf, selbst wenn sie verkleidet war. Dies war ihr anlässlich
einer unangenehmen Begegnung während des Burton-Falles überaus bewusst geworden.
    Das Viertel, in dem Georgette de Labouche wohnte, bereitete
Francesca allerdings keine Sorgen. Sie hatte beschlossen, sich allein dorthin
zu wagen, falls sie Joel nicht finden sollte.
    Nach und nach veränderte sich das
Straßenbild. Man sah kaum noch elegante Kutschen, die auf wohlhabende Insassen
schließen ließen, und als sich Francescas Kutsche der Tenth Street und der
Avenue A näherte, bestand der größte Teil des Verkehrs aus Fuhrwerken, die mit
Waren und Gütern beladen waren. Straßenhändler boten den Passanten – von denen
es trotz der Kälte auf den Gehsteigen nur so wimmelte – eine eigenartige
Mischung von Dingen feil: Neben Handschuhen und Ohrenschützern gab es
frische Brezeln und gewürzte Schweineohren zu kaufen. Die Menschen waren so
dick eingemummelt, dass man kaum auszumachen vermochte, ob es sich um Männer
oder Frauen handelte, aber Francesca wusste, dass zu dieser Stunde zumeist arme
Immigrantenfrauen auf dem Weg zur Arbeit in einer Fabrik waren, die zu Hause
viele Mäuler zu stopfen hatten.
    In jedem Häuserblock gab es mindestens eine,
manchmal sogar zwei oder drei Schenken, und sie schienen ein gutes Geschäft
zu machen. Immer wieder torkelten betrunkene Gäste – Männer wie Frauen – über
die Straßen. Francesca wusste, dass es die hochgesinnten Bürger der Stadt – die
Geistlichkeit eingeschlossen – in aller Schärfe ablehnten, dass trotz der so
genannten Blue Laws, der Sonntagsschließungsgesetze, an diesem Tag Alkohol
ausgeschenkt wurde. Dennoch war es seit langem üblich, dass die Polizei dies
ungestraft durchgehen ließ. Bragg stand unter dem Druck, das Gesetz
durchzusetzen und dafür zu sorgen, dass die Schenken an Sonntagen geschlossen
blieben – nur eines von vielen Problemen, die der neue Commissioner zu
bewältigen hatte.
    Beim Gedanken an Bragg fragte sich Francesca erneut, warum ihr
Andrew wohl untersagt hatte, irgendwelche romantischen Gefühle für Bragg zu
hegen. Offenbar wusste er etwas, wovon sie keine Ahnung

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