Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
Vom Netzwerk:
distanziert gewesen, und sie
hatten schon seit Monaten nicht mehr miteinander geschlafen.
    »Connie?«
    Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. Und dann wandte sie
sich langsam zu dem Mann um, den sie von ganzem Herzen liebte. Er war so viel
größer als sie – Connie war gerade einmal einen Meter sechzig groß und Montrose
gut einen Meter neunzig. Er war wie immer tadellos gekleidet, und dennoch
zeugte seine Aufmachung von einer gewissen Lässigkeit: Seine Anzugjacke war
geöffnet, und die Krawatte saß ein wenig schief. Zusammen mit seinem
attraktiven Äußeren – dem dunklen Haar, den blauen Augen, der großen,
muskulösen Gestalt – verlieh ihm das ein leicht verwegenes Aussehen. Er
lächelte, was das Grübchen in seinem Kinn gut zur Geltung brachte.
    Als er das Gesicht seiner Frau sah, verschwand sein Lächeln. »Was
ist los? Bist du krank? Connie, setz dich hin.« Er eilte mit erhobenen Händen
auf sie zu.
    »Fass mich nicht an!«, fauchte sie und war selbst entsetzt über
ihren Tonfall – es war ganz so, als hätte eine andere Frau gesprochen.
    Neil blieb wie angewurzelt stehen, und Connie sah, wie er die
Hände langsam sinken ließ. Diese Hände, die beinahe jeden Zentimeter ihres
Körpers berührt hatten. Hände, die sie genau kannten. Hände, die ihr so viel
Lust bereitet hatten – nachdem sie erst einmal herausgefunden hatte, dass in
einer Ehe kein Grund zur Scham bestand.
    In seinem Kiefer zuckte ein Muskel. »Was ist los?«, fragte er noch
einmal, aber dieses Mal deutlich kühler.
    »Liebst du sie?«, hörte sie
sich mit eisiger Stimme fragen.
    »Wie bitte?«, fragte er
entgeistert.
    »Ich
glaube, du hast mich schon verstanden. Liebst du sie?« Ihr Mund verzog sich zu
einem freudlosen Lächeln. »Oder wolltest du dich lediglich amüsieren – und mich
ruinieren?«
    »Ich
verstehe«, sagte er. »Du hast dich offenbar mit deiner Schwester unterhalten.«
Sie erkannte seine Augen kaum wieder – durch die schweren Lider wirkten sie
plötzlich verhangen.
    Connie
spürte, wie ihr Herz zu zerbrechen begann. Sie meinte jede einzelne Scherbe zu
spüren, die sich ablöste. Es tat furchtbar weh, und das Atmen fiel ihr schwer.
»Ja. Francesca hat mir alles erzählt.«
    »Sie mischt
sich andauernd in alles ein.«
    »Also
streitest du es nicht ab?«
    Er starrte
sie an.
    Connie
wartete.
    »Und wenn
ich es tun würde?«, fragte er langsam.
    Jetzt war das Atmen unmöglich geworden. »Dann würde ich dir nicht
glauben«, sagte Connie. Und damit hatte sie sich ein weiteres Mal selbst in
Erstaunen versetzt.
    »Verstehe.« Er wandte sich ab.
    Sie öffnete den Mund, schnappte nach Luft und
klammerte sich dabei an einen der Sessel, die vor dem Schreibtisch standen –
wild entschlossen, ihre Fassung wiederzuerlangen, bevor er sich ihr erneut
zuwandte. Sie musste wohl wie ein Fisch aussehen, den man an Land gezogen hatte
und der einen jämmerlichen Tod fand. Für wie erbärmlich würde er sie wohl
halten, wenn er sie so sähe?
    Er drehte sich um. »Willst du denn gar nicht schreien und keifen?
In Tränen ausbrechen, schluchzen und eine Szene machen?«, fragte er.
    »Nein. Ich möchte nur wissen, wie lange das schon so geht. Wie
lange ist Eliza Burton – die ich in diesem Haus als Gast empfangen habe! –
schon deine Mätresse?« Ihre äußerliche Ruhe erstaunte sie selbst.
    »Noch nicht sehr lange.« Er errötete. »Als die Burtons bei uns
eingeladen waren, war sie noch nicht meine ... Mätresse. Sie ist es übrigens
nie gewesen.«
    »Verstehe. Es gibt also einen Unterschied zwischen einer Geliebten
und einer Mätresse.« Sie kehrte ihm den Rücken zu. Ob er wohl bemerkte, wie
sehr sie zitterte? Ob er erahnte, dass eine Stimme in ihrem Inneren ihm die
schlimmsten und undamenhaftesten Flüche entgegenschleuderte? Gewiss wusste er
es. »Liebst du sie?«, fragte sie noch einmal leise. Sie musste es einfach
wissen.
    »Nein.«
    Connie nickte, drehte sich aber immer noch
nicht wieder zu ihm um. »Liebst du mich?« In dem Moment, als ihr die Worte über
die Lippen kamen, wusste sie, wie überflüssig sie waren. Natürlich liebte er
sie nicht! Wenn er es täte, hätte er nicht diesen Ehebruch begangen.
    »Ja.«
    Sie drehte sich langsam um. Sein Blick ruhte
wachsam und unverwandt auf ihr. In diesem Moment erinnerte er sie an eine
Eule. Und sie war die Maus, die er zu töten gedachte.
    Dabei war sie doch schon tot. Sie spürte
nichts mehr in ihrem Inneren und würde auch niemals wieder etwas spüren, denn
er liebte sie nicht,

Weitere Kostenlose Bücher