Brenda Joyce
und
Intelligenz schließen ließ. Als sich Joel widerwillig davongemacht hatte,
betrat Francesca das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie schaute sich
um und stellte fest, dass der Raum recht hübsch eingerichtet war. Er hatte
einen Kamin, und in der Mitte stand ein großes Himmelbett.
Daisy hatte sich mittlerweile einen seidenen Morgenrock übergezogen.
Er war elfenbeinfarben und passte gut zu ihrem hellblonden Haar und der
blassen Haut. Jede andere Frau hätte mit diesem Teint wohl erschöpft gewirkt,
aber Daisy verlieh er etwas Leuchtendes. Die blassen Farben betonten irgendwie
ihre hohen Wangenknochen, die feinen Züge, die strahlend blauen Augen und die
vollen roten Lippen.
Francesca begriff, warum Calder Hart zu dieser Frau ging – sie war
einfach atemberaubend schön.
»Ich habe noch nie eine Frau als Freier gehabt«, sagte Daisy mit
sanfter Stimme. Sie sprach nicht wie eine Frau von der Straße, sondern äußerst
kultiviert. »Sagen Sie mir, was ich tun soll.« Sie lächelte.
Francesca erstarrte. »Ich bin kein Freier. Ich bezahle Sie – und
Rose –, damit Sie mir ein paar Fragen beantworten.«
Daisy nickte und zuckte mit den Schultern, als ob es ihr gleichgültig
sei, aber Francesca erkannte den wachen Ausdruck in ihren Augen.
»Wo ist Rose?«, fragte Francesca.
»Sie kommt gleich – sie ist wahrscheinlich noch mit einem Kunden
beschäftigt.« Daisy setzte sich in einen großen grünen Sessel und schlug ihre
langen Beine übereinander. »Um was für Fragen handelt es sich denn?«
Francesca blickte sich suchend um und nahm in dem einzigen verbliebenen
Sessel Platz. »Sind Sie eine Freundin von Calder Hart?«
»Nie von ihm gehört«, sagte Daisy mit ihrer
sanften Stimme. Francesca erkannte sogleich, dass man sie hereingelegt hatte.
Diskretion war hier das oberste Gebot, und obgleich sie fünfzig Dollar gezahlt
hatte, um mit den beiden Mädchen zu reden, würden diese niemals zugeben, einen
Calder Hart zu kennen – geschweige denn, dass er ihr Kunde war.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und eine
weitere Frau betrat das Zimmer. Francesca drehte sich um und sah sie an. Die
Frau war ebenfalls atemberaubend schön, allerdings ein ganz anderer Typ als
Daisy. Sie hatte taillenlanges schwarzes Haar, helle Haut und große grüne
Augen. Daisy war schmal und klein, Rose dagegen war groß und hatte einen üppig
geformten Körper. Glücklicherweise trug sie bereits einen seidenen Morgenrock,
auch wenn er ihr gerade einmal bis zu den Oberschenkeln reichte.
»Vielleicht können Sie mir etwas über Ihre Beziehung zu Calder
Hart sagen«, hob Francesca an.
Rose blinzelte. Ihre Augen waren ebenso wach und intelligent wie
Daisys. »Über wen?«, fragte sie.
»Also, so kommen wir nicht weiter. Hart steckt möglicherweise in
Schwierigkeiten. Er hat Ihre Namen erwähnt, und ich muss wissen, ob er die
Wahrheit gesagt hat.«
»Sind Sie seine Frau?«, fragte Daisy und
blickte sie forschend an.
»Nein.« Francesca spürte, wie sie bei der
Vorstellung errötete.
»Er ist nicht verheiratet.« Rose trat hinter Daisys Sessel. Die
Bewegung hatte etwas Beschützendes.
Daisy zuckte mit den Schultern. »Was meinen Sie mit 'Freundin'?«
»Ist er ein Freier?«, fragte Francesca ohne Umschweife. »Wann
haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
Francesca bemerkte, dass Rose ihre Hand auf Daisys Schulter gelegt
hatte. Es war eine so intime Geste, dass Francescas Wangen zu brennen begannen.
Diese Frauen waren eindeutig keine Schwestern, und Francesca konnte sich des
Eindrucks nicht erwehren, dass sie mehr waren als nur Freundinnen.
»Was wäre, wenn ich Ihnen verrate, dass man Hart möglicherweise
des Mordes anklagen wird?«, fragte Francesca.
Daisy
presste die Lippen zusammen und blickte zu Rose hinauf. Die beiden hielten
einander bei den Händen.
»Möglicherweise
kennen wir Hart«, sagte Rose langsam. »Aber was hätte das damit zu tun, ob man
ihn des Mordes anklagt oder nicht?«
»Wenn er Ihr Freier ist, so darf ich Ihnen
versichern, dass er nichts dagegen hat, wenn Sie dies bestätigen. Er hat
bereits erzählt, dass er Sie beide kürzlich besucht hat. Ich muss wissen, wann
genau er das letzte Mal bei Ihnen gewesen ist«, sagte Francesca.
»Wem hat er es erzählt?«,
fragte Daisy. Ihre Stimme war nach wie vor sanft, aber die Art, wie sie die
Frage stellte, war es nicht. »Der Polizei«, erwiderte Francesca leise.
Die beiden Frauen sahen einander nicht an, aber Francesca
beobachtete, dass Roses Griff um
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