Brenda Joyce
darunter völlig nackt war. Sie presste sich gegen Bragg. »Warum hast du
das denn nich gleich gesagt? Für den Commissioner ist es natürlich umsonst.
Alles, was du willst«, schnurrte sie.
Francesca beobachtete fassungslos, wie Rose ihre Hand über Braggs
Schenkel auf seinen Schritt zu gleiten ließ.
Bragg, dessen Gesichtsausdruck sich nicht
verändert hatte, trat von der Brünetten weg. »Bringen Sie sie und ihre Freundin
ins Stadtgefängnis. Wenn sie sich benehmen, will ich sie morgen früh um acht in
meinem Büro sehen.« Er kehrte Rose den Rücken zu.
Francesca tat einen tiefen Atemzug. Sie hatte sich gerade auf die
andere Frau stürzen wollen, weil sie Bragg auf eine solch ungebührliche Art und
Weise berührt hatte.
Rose spuckte ihm vor die Füße.
»Trennen Sie die beiden«, sagte Bragg ungerührt. »Stecken Sie sie
in verschiedene Zellen. Geben Sie ihnen keine Möglichkeit, miteinander zu
reden.«
»Leck mich doch! Aber bloß in deinen Träumen, Polyp!«, fauchte
Rose.
»Bitte hör auf, Rose«, flüsterte Daisy und ergriff ihre Hand.
»Schaffen Sie die beiden hier weg«, befahl Bragg einem der
Polizisten. Dann sagte er an einen Dritten gewandt: »Vergewissern Sie sich,
dass das Haus leer ist, und verschließen Sie es. Vernageln Sie die Fenster und
die Haustür mit Brettern. Hier wird niemand mehr etwas verdienen.«
Francesca blickte von seinem starren Gesicht zu Daisy und Rose
hinüber, die über die Straße zu dem Polizei-Fuhrwerk geführt wurden. In diesem
Moment schaute Daisy über ihre Schulter zurück, als habe sie Francescas Blick
gespürt. In ihren Augen lag ein Flehen.
Francesca zögerte einen Moment lang und nickte dann kaum merklich.
Sie hoffte, Daisy damit begreiflich machen zu können, dass sie versuchen
würde, ihnen zu helfen.
Daisy lächelte erleichtert.
Bragg, der den Blickwechsel beobachtet hatte, sagte: »Ich wäre
Ihnen dankbar, wenn Sie mich zum Polizeipräsidium fahren würden, Francesca.
Dickens, begleiten Sie Miss Cahill und den Jungen zu ihrem Brougham und sorgen
Sie dafür, dass sie dort auf mich warten.«
Francesca blickte ihn mit großen Augen an, bemühte sich aber, gelassen
zu bleiben. Warum wollte er mit ihr fahren? Sie befürchtete, dass seine Motive
nicht privater Natur waren.
»Haben Sie denn kein Fahrzeug, Bragg?«, fragte sie.
Er ignorierte sie und trat aus dem Haus zu Mrs Pinke, die noch
immer auf der Straße stand. Sie trug einen pelzgefütterten Umhang um die
Schultern. Als Francesca vor ihrer Kutsche stand, spitzte sie die Ohren, um die
Unterhaltung zwischen Bragg und Mrs Pinke mitzuverfolgen.
»Haben Sie es sich anders überlegt?«, hörte
sie Bragg fragen.
»Wenn Sie damit meinen, ob ich bereit bin, die Namen irgendwelcher
Kunden zu nennen, so lautet die Antwort nein«, erwiderte Mrs Pinke.
Braggs Lächeln hatte etwas so Gefährliches an sich, dass es
Francesca unwillkürlich kalt den Rücken hinunterlief. »Es gibt keinen Grund
mehr, Ihre Kunden zu schützen, da Sie Ihr Haus niemals wieder öffnen werden.«
Mrs Pinke sah ihn fassungslos an und sagte dann mit vor Wut
zitternder Stimme: »Sie werden in dieser Stadt niemals überleben,
Commissioner. Ich möchte Sie um eine Unterredung unter vier Augen bitten.«
»Warum? Um mir ein paar tausend Dollar anzubieten? Im Gegensatz zu
meinen Vorgängern bin ich nicht käuflich, Mrs Pinke. Sie haben die Wahl –
entweder Sie werden wegen Zuhälterei, Prostitution, Betrug, Erpressung, Bestechung
eines Polizeibeamten und Gott weiß was mir noch so alles einfallen könnte,
angeklagt, oder Sie erzählen mir, was ich wissen will, und kommen mit einer
Verwarnung davon.«
Sie starrte ihn entgeistert an. »Und mein
Haus?«
Er lächelte. »Das wird geschlossen, Mrs Pinke, und aus meiner
Sicht ist diese Stadt damit wieder einmal um ein Nest der Korruption ärmer
geworden.«
Mrs Pinke zitterte vor Wut. »Ich habe einen Anwalt, Commissioner.
Einen verdammt guten!«
Bragg kehrte ihr den Rücken zu. »Stecken Sie
sie zu den anderen«, wies er einen uniformierten Polizisten an. Dann richtete
er seinen Blick auf Francesca, die gerade in ihre Kutsche steigen wollte, und
seine Augen verzogen sich zu Schlitzen.
Als er auf die Kutsche zumarschiert kam, um ihr die Tür aufzuhalten,
lächelte Francesca ihn an, aber er erwiderte ihr Lächeln nicht.
Schweigend stieg er nach ihr in die Kutsche und setzte sich
gegenüber von Joel auf den Platz neben Francesca.
Für eine Weile fuhren sie schweigend vor sich hin. Jedes Mal,
Weitere Kostenlose Bücher