Brenda Joyce
einen Gehilfen benötigen,
könnte er Ihnen zur Seite stehen, Francesca.«
Sie sah ihn blinzelnd an. »Ich habe bereits einen Gehilfen. Joel.«
Sie warf dem Jungen einen Blick zu, doch der starrte aus dem Fenster auf die
Straße hinaus und tat so, als langweile ihn ihre Unterhaltung – dabei wusste
Francesca, dass er auf jedes ihrer Worte lauschte.
Bragg riss erstaunt die Augen auf. »Der Junge ist jetzt Ihr Gehilfe?«
Sie nickte stolz. »Ich habe ihn
angestellt. Und machen Sie sich keine Sorgen, Bragg, er hat seine kriminellen
Machenschaften aufgegeben. Man kann ihm in jeder Hinsicht vertrauen.«
Bragg stöhnte.
Francescas Gedanken überschlugen sich. Mit
Peter an ihrer Seite könnte sie es mit den übelsten Schurken aufnehmen –
vielleicht sogar mit einem halben Dutzend gleichzeitig. »Möglicherweise könnte
ich Peter hin und wieder doch gebrauchen.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
»Soll er mich etwa bespitzeln?«
»Nein.« Bragg lächelte. »Er soll Sie beschützen, Francesca, und
dafür sorgen, dass Sie nicht in Gefahr geraten.«
Sie schenkte ihm ein süßliches Lächeln. »Ich
habe es während der Burton-Affäre durchaus geschafft, mich selbst zu
verteidigen.«
»Und Sie sind dabei einige Male nur um Haaresbreite überaus
brenzligen Situationen entkommen«, gab er zurück.
Das entsprach allerdings der Wahrheit. »Ich
werde Georgette de Labouche für Sie finden, Bragg«, erklärte sie entschlossen
und beschloss spontan, ihm noch nichts von ihrer heißesten Spur, Georgettes
Bruder Mark Anthony, zu erzählen. »Aber es könnte sein, dass sie sich weigert,
mit Ihnen zu reden.«
»Dann wird sie sich eben mit Ihnen
unterhalten, und Sie werden für mich Augen und Ohren offen halten.«
Francesca strahlte. »Damit wird ein Traum für mich wahr!«, platzte
sie heraus und hätte sich am liebsten sogleich die Zunge abgebissen.
»Vielleicht gelangen Sie ja doch noch zu dem Schluss, dass Ihnen
das Detektivspielen nicht zusagt.«
»Das möchte ich bezweifeln.« Das »Detektivspielen« würde ihr immer
zusagen, ganz besonders mit Bragg an ihrer Seite. »Möchten Sie denn gar nicht
wissen, was mir Daisy und Rose erzählt haben?«, fragte sie nach einer Weile und
gab sich ein kleines bisschen kokett.
»Bitte«, sagte er und hob die Hand. »Nur zu.«
»Zunächst einmal möchte ich betonen, dass beide sehr nette Frauen
sind und ganz und gar nicht das, wofür Sie sie halten. Sie sollten die beiden
nicht einsperren, Bragg.«
Er blickte ihr in die Augen. »Francesca, die beiden sind Prostituierte,
und was sie tun, ist gegen das Gesetz.«
»Das mag sein, aber« – Francesca berührte
reflexartig seine Hand, und dieses Mal nahm sie sich einen Moment lang Zeit, um
die Beschaffenheit seiner Haut zu spüren – »Rose hat sich ganz anders benommen,
als sie mit Ihnen sprach. Vorher, als wir allein waren, habe ich an ihrer Art
zu reden gemerkt, dass sie aus einer vornehmen Familie kommt und gute Schulen
besucht hat. Ich könnte schwören, dass diese beiden Frauen Damen von Stand
waren, bevor sie sich für dieses Leben entschieden! «
»Und welchen Unterschied macht das? Jetzt
sind sie Prostituierte. Sie verkaufen ihre Körper.« Er starrte sie an. »Sie bestreiten
ihren Lebensunterhalt damit, das Gesetz zu brechen, Francesca.«
Sie hielt seinem Blick stand. »Sie waren doch derjenige, der mir
vor noch gar nicht so langer Zeit erklärt hat, dass nichts einfach nur schwarz
oder weiß ist, sondern dass sich in jeder Situation auch immer einige Grautöne
finden lassen.«
Er
seufzte. »Touch! Ich gebe mich geschlagen.«
»Wirklich?« Sie war zufrieden und schenkte ihm ein offenes
Lächeln.
»Ich habe trotz Roses pöbelhaftem Benehmen sofort bemerkt, dass es
sich bei den beiden nicht um gewöhnliche Huren handelt, wie man sie in jedem
Bordell antrifft. Ich nehme an, dass sie eine Vereinbarung mit Mrs Pinke
getroffen haben. Da ich meinen Bruder nur zu gut kenne, hatte ich mit etwas
Derartigem gerechnet.«
Francesca konnte nicht verhindern, sich Calder
Hart in einer überaus kompromittierenden Situation mit den beiden Frauen
vorzustellen. »Nun, jedenfalls habe ich gute Neuigkeiten«, sagte sie. »Hart ist
gestern Abend dort gewesen.« Sie verstummte für einen Moment und errötete. »Er
war bis beinahe neun Uhr mit Daisy und Rose zusammen, wie er gesagt hat. Er hat
den beiden sogar erzählt, dass er noch auf eine Party gehen würde.«
Bragg
musterte sie neugierig.
Sie erwiderte seinen Blick und spürte, wie ihre
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