Brenda Joyce
Wangen noch heißer
wurden.
»Ist Ihnen
warm, Francesca?«, fragte Bragg leise.
Sein Tonfall hatte sich verändert, war sanft
und sinnlich geworden. Sie spürte, wie ihr Körper umgehend reagierte, und
fragte sich atemlos, was nun folgen würde. »Ich bin nur etwas ... überrascht
... das ist alles. Ihr Bruder ist ...« Sie verstummte.
»Sittenlos, verdorben, gerissen und überaus selbstsüchtig«,
beendete Bragg den Satz für sie.
»Daisy
sagt, er sei ein freundlicher Mann.«
Bragg lachte. »Das glaube ich gern. Wenn er etwas haben will, kann
er sehr freundlich sein.«
»Vielleicht kennen Sie Ihren Bruder ja doch nicht so gut, wie Sie
meinen«, gab Francesca zu bedenken.
Er erstarrte. »Wollen Sie meinen Halbbruder
etwa verteidigen?«
Sie zuckte zusammen. »Aber nein, natürlich nicht! Ich wollte damit
nur zum Ausdruck bringen, dass er möglicherweise gar kein so schlechter Kerl
ist!«
»Alle Frauen verlieben sich in Calder. Wie ich sehe, bilden auch
Sie keine Ausnahme«, sagte er steif.
Francesca rang um Fassung. Eine solch heftige
Reaktion auf ihre arglose Bemerkung hatte sie nicht erwartet. »Ich bin nicht
verliebt in Calder Hart!«, rief sie. Und beinahe hätte sie hinzugefügt: »Ich
bin in dich verliebt, du elender Narr!«
»Um Ihretwillen hoffe ich, dass das der Wahrheit entspricht«,
erwiderte Bragg. »Calder ist unfähig, einen anderen Menschen zu lieben. Er
liebt nur sich selbst.«
Francesca war verwirrt. Hatte
sie sich da etwa gerade selbst eingestanden, dass sie in Bragg verliebt war?
Sie begann zu zittern. Doch ihr Herz sagte ihr, dass es auf diese Frage nur
eine einzige Antwort gab – sie war verliebt. Sie war in Rick Bragg verliebt.
»Was ist?«, fragte er.
Sie riss sich zusammen und schluckte. »Hart ist Ihr Bruder, und
deshalb mag ich ihn – falls man es überhaupt so nennen kann«, brachte sie
hervor.
Bragg starrte aus dem Fenster, und mit einem Mal kam er ihr
verdrießlich vor.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe keine Lust,
mich mit Ihnen zu streiten, Bragg. Wir arbeiten doch jetzt zusammen! «
»Wir streiten ja gar nicht. Halten Sie sich bloß von Hart fern!«
»Versprochen«, sagte sie.
Er wandte sich ihr zu und blickte sie forschend an. »Es ist mir
ernst damit.«
Sie schluckte. »Mir auch.«
Bragg musterte sie aufmerksam. Francesca zuckte zusammen, als sie
es bemerkte. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen?
Sie straffte die Schultern,
lächelte und sagte: »Hart hat also ein Alibi.« Ihre Stimme klang vor lauter
Nervosität ganz schrill. Bragg wandte seinen Blick nicht von ihrem Gesicht.
»Geht es Ihnen gut?«
»Aber ja. Ganz wunderbar!«
»Calder hat diese beiden Frauen bezahlt, Francesca. Sie würden
niemals etwas sagen, was nicht in seinem Sinne ist.«
Sie blickte ihn mit offenem Mund an. »Sie ... Sie glauben ihnen
also nicht? Sie sind der Ansicht, dass er ... dass er sie ... bestochen hat,
damit sie behaupten, er sei gestern Abend mit ihnen zusammen gewesen?«, fragte
sie bestürzt.
»Haben Sie denn gar keine Ahnung, wie es da
draußen im Leben zugeht, Francesca?«, gab Bragg wütend zurück. »Ich befürchte,
dass Sie Ihr Vertrauen und Ihre Naivität eines Tages einmal ins Unglück stürzen
werden. Calder besitzt Millionen von Dollar. Er ist ein einflussreicher Mann.
Wenn zwei Prostituierte, die er regelmäßig aufsucht, behaupten, dass er
gestern Abend mit ihnen zusammen gewesen sei, dann ist diese Behauptung
wertlos. Natürlich sagen sie genau das, was Hart wünscht. Sie würden niemals
gegen ihn handeln, genauso wenig wie Mrs Pinke, und ich glaube nicht einmal,
dass Calder sie dafür bestechen musste – zumal er sich damit strafbar gemacht
hätte, und so dumm ist er nicht.«
Francesca sah ihn an und stellte fest, dass
sich seine Züge verhärtet hatten. »Aber ich glaube trotzdem, dass die beiden die
Wahrheit gesagt haben«, sagte sie schließlich, auch wenn sie sich dessen gar
nicht mehr ganz sicher war.
»Natürlich
könnte es so sein, aber ich möchte bezweifeln, dass wir jemals mit Sicherheit
werden sagen können, ob Calder nun gestern Abend bei den Mädchen gewesen ist
oder nicht.«
»Und warum
haben Sie die beiden dann ins Stadtgefängnis bringen lassen?«
»Weil sie das Gesetz gebrochen haben und es meine Pflicht ist, die
Wahrheit herauszufinden. Vielleicht wird Daisy etwas verraten; sie scheint mir weicher zu sein als
Rose. Da die beiden offenbar aneinander hängen, ist es das Beste, sie zu
trennen und einzeln zu vernehmen. Eine
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