Brenda Joyce
sagte sie eindringlich.
Francesca trat mit Joel aus der Tür und zögerte, als
sie sah, dass Bragg neben seinem Daimler stand und mit einem uniformierten
Polizisten sprach. Als er sie sah, winkte er ihr zu – ganz offenbar sollte sie
zu ihm herüberkommen.
Das hatte sein seltsamer Blick also zu bedeuten gehabt – er hatte
auf sie gewartet! Während Joel vor dem Haus stehen blieb, eilte Francesca
lächelnd auf Bragg zu.
»Jawohl, Sir«, sagte der Uniformierte gerade,
legte mit einer schneidigen Bewegung die Hand an die Stirn und wandte sich ab.
Bragg
blickte Francesca an.
»Jetzt lassen Sie Ihre Leute sogar schon vor Ihnen salutieren,
Bragg«, zog sie ihn auf.
Er lachte. »Das ist keine Vorschrift, Francesca. Wie geht es Ihnen?«
Sie dachte an Connie und an ihre Mutter und an das Geheimnis, das
Bragg umgab, und spürte, wie sie unwillkürlich ihr Gesicht verzog.
»Stimmt
etwas nicht?«
»Stimmt überhaupt noch irgendetwas?« gab sie zurück, in dem
Versuch, sich kokett zu geben.
Er betrachtete sie forschend und sagte dann: »Kommen Sie, fahren
Sie mit mir. Gibt es irgendwelche Fortschritte in Bezug auf Miss de Labouche?«
»Nein«, sagte Francesca folgte ihm zur Beifahrertür des Automobils.
»Ich denke zurzeit darüber nach, wohin sie verschwunden sein könnte.«
Bragg nickte ihr zu, ohne sie dabei anzusehen, und öffnete ihr die
Wagentür. »Ich bin mir sicher, dass Sie Erfolg haben werden«, sagte er.
Joel hat Recht, dachte sie, und starrte Bragg
an. Er versuchte wirklich, sie mit der Suche nach Georgette von der eigentlichen
Untersuchung fern zu halten! Sie blickte über ihre Schulter zu dem Jungen
zurück, der neben der Vordertreppe des Stadthauses stand und die Hände in den
Taschen vergraben hatte. Er warf ihr einen warnenden Blick zu, der nur eines
bedeuten konnte: Erzählen Sie dem Polypen bloß nichts!
Sie kämpfte gegen den Drang an, von Bragg zu
verlangen, dass er ihr die Wahrheit sagte. »Haben Sie heute Morgen mit Daisy
und Rose gesprochen?«, fragte sie stattdessen mit gepresster Stimme.
Sein Blick schien sie zu durchbohren, als er ihren eigenartigen
Tonfall vernahm. »Ja, das habe ich. Um acht Uhr. Sie bleiben bei ihrer
Geschichte. Ich habe sie getrennt vernommen, und wenn sie lügen sollten, dann
machen sie ihre Sache wirklich ganz hervorragend.« Er betrachtete Francesca
fragend. »Alles in Ordnung?«
»Aber gewiss doch«, sagte sie mit gespielt fröhlicher Stimme.
»Komm her, Joel.«
Der Junge trat langsam auf das Automobil zu, während Bragg sie
weiterhin anstarrte. Ganz offensichtlich glaubte er ihr kein Wort. »Wir sehen
uns dann später, wenn Sie mich noch mal brauchen sollten«, sagte Joel.
»Ich bin mir sicher, dass ich dich noch brauchen werde, und der
Commissioner würde dich bestimmt gern mitfahren lassen, nicht wahr, Bragg?«
Sie lächelte ihn an.
»Natürlich«,
erwiderte Bragg widerstrebend.
»Wir sehen uns dann später«,
wiederholte Joel mit finsterem Blick, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und
losrannte. »Joel!«, rief Francesca.
»Bis später, Miss!«, schrie er über die Schulter zurück und verschwand
um die Ecke.
Francesca stemmte die Hände auf die Hüften. »Da haben Sie's«,
sagte sie zu Bragg. »Jetzt sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben!«
Er schmunzelte. »Was habe ich
denn getan? Der Junge wollte nicht mitfahren – das hatte doch nichts mit mir zu
tun.«
»Sie hätten schon ein bisschen
netter zu ihm sein können«, erwiderte sie heftig.
»Sind Sie eventuell wütend auf mich, Francesca?«, fragte er
vorsichtig. »Und wenn ja, warum?«
Statt einer Antwort schlüpfte sie auf den eleganten Ledersitz und
starrte vor sich hin.
»Nein, ich bin nicht wütend auf Sie«, seufzte
sie. »Vielleicht war Hart ja wirklich bei den beiden Frauen, wie sie es behaupten.«
»Das will ich doch sehr hoffen.« Wieder
lächelte er sie an, und seine bernsteinfarbenen Augen schimmerten golden.
Als er so über die Beifahrertür gelehnt
dastand, fiel Francesca wieder einmal auf, wie überaus attraktiv er war. In
ihren Augen sah er einfach umwerfend aus, besser noch als ihr Schwager
Montrose.
»Sie scheinen ja heute sehr
gute Laune zu haben«, sagte sie. »Nun, ich mag nun einmal Sonntage – ganz
besonders, wenn ich bei einer Morduntersuchung eine echte Kriminalistin aus
Leidenschaft an meiner Seite habe.« Jetzt zog er sie auf! »Bragg! Was ist los?«
Er seufzte. »Francesca, ich bin eigentlich
meist ein gut gelaunter Mensch. Nur wenn man mich bedrängt und
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