Brenda Joyce
Begrüßung.
Joel warf ihm einen finsteren Blick zu und verschränkte die Arme
vor der Brust.
Francesca trat auf die rundliche Witwe zu. »Mrs Randall? Ich bin
hier, um Ihnen mein Beileid auszusprechen. Es tut mir sehr Leid, dass Sie einen
solchen Verlust erlitten haben.«
Henrietta Randall nickte. »Aber ich verstehe
nicht ganz, Miss Cahill«, sagte sie. »Wir sind uns nie begegnet. Sie kennen
meine Mary nicht. Auf Ihrer Karte heißt es, dass Sie Kriminalistin sind. Sind
Sie irgendwie mit meinem Mann bekannt gewesen?«
Francesca sah Bragg nicht an. »Nein, das war ich nicht, aber man
hat mich damit beauftragt, seinen Mörder zu finden.«
Henrietta Randall sah sie blinzelnd an. »Wer
hat Sie beauftragt?«
»Ich fürchte, mein Klient wünscht anonym zu
bleiben«, erklärte Francesca bestimmt und warf einen kurzen Blick zu Bragg
hinüber. Warum musste er nur so früh am Morgen schon so gut aussehen? Warum
dominierte seine Gegenwart den Raum und erfüllte ihn mit Wärme? Selbst wenn sie
ihn nicht ansah, war sie sich seiner Anwesenheit überaus bewusst, und sie
spürte, dass seine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war.
»Aber ich möchte Ihre Unterhaltung mit dem
Commissioner nicht unterbrechen«, sagte sie und schaute ihm direkt in die
Augen.
»Sie haben uns nicht unterbrochen«, erwiderte
Bragg. »Ehrlich gesagt, bin ich hier fertig und wollte mich gerade verabschieden.«
Francesca konnte ihre Enttäuschung kaum
verbergen.
Bragg warf ihr einen bedeutungsvollen Blick
zu und reichte Henrietta Randall seine Visitenkarte. »Mrs Randall, ich versichere
Ihnen, dass ich den Mörder Ihres Mannes finden werde. Wenn Ihnen im Anschluss
an unsere Unterhaltung noch etwas einfallen sollte, setzen Sie sich bitte
umgehend mit mir in Verbindung. Sie können mich jederzeit erreichen, ob in
meinem Büro oder zu Hause. Ich werde sofort kommen. Egal, wie unbedeutend oder
abwegig Ihnen der Gedanke auch erscheinen mag, Mrs Randall. Sie mögen etwas für
nebensächlich erachten, während es in meinen Augen eine heiße Spur darstellt.«
Er lächelte sie an und wandte sich dann Mary zu. »Das Gleiche gilt für Sie,
Miss Randall.«
Mary nickte, erwiderte aber: »Wir haben Ihnen alles gesagt, was
wir wissen.«
Plötzlich begann Henrietta zu weinen, und Mary
ergriff ihre Hand. Sie hatte einen breiten Mund mit schmalen Lippen, die sie
nun fest zusammenpresste. Ihr Haar hatte sie zu einem unordentlichen
Nackenknoten aufgesteckt.
»Miss Cahill.« Bragg lächelte und neigte den
Kopf.
»Auf Wiedersehen«, brachte Francesca hervor
und sah zu, wie er das Zimmer verließ. Sie wusste, dass er versucht hatte, ihr
mit seinem Blick etwas zu sagen, was sie ungemein freute. Aber leider hatte sie
keine Ahnung, was es damit auf sich hatte. Als er verschwunden war, ermahnte
sie sich im Stillen, sich zusammenzureißen, und lächelte der Witwe und ihrer
Tochter aufmunternd zu. »Dürfte ich Ihnen wohl auch noch ein paar Fragen
stellen?«
»Bitte«, erwiderte Henrietta.
»Haben Sie eine Ahnung, wer Ihrem Mann das angetan haben könnte?«
»Nein«, erwiderte Henrietta mit Nachdruck.
»Mein Mann war wohl gelitten, ein guter Mensch.«
»Mutter!«, rief Mary verzweifelt. »Warum sagst
du das immer wieder?« Sie warf Francesca einen wütenden Blick zu. »Ich habe es
dem Commissioner bereits gesagt und werde es auch Ihnen gegenüber wiederholen.
Es gibt sehr wohl einen Menschen, der meinen Vater gehasst hat.«
Francesca glaubte zu wissen, um wen es sich dabei handelte. »Und
wer ist das?«
»Sein unehelicher Sohn, Calder Hart. Mein Halbbruder«, fauchte
Mary.
Francesca sah Henrietta an. »Sehen Sie das
ebenso?«
Henrietta nickte mit gesenktem Blick, während
ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Er hat uns schon immer gehasst. Uns
alle.«
»Aber warum denn? Warum hat Hart seinen Vater
so gehasst?«, fragte Francesca, obgleich die Antwort auf der Hand lag. Dennoch
wollte sie es aus dem Munde dieser Frau oder ihrer Tochter hören.
»Warum?«, rief Mary ungläubig. »Warum? Ich werde Ihnen sagen,
warum! Weil Vater ihn nie gewollt hat, weder damals noch heute!«
»Hat Ihr Vater Hart auch gehasst?«, fragte
Francesca.
»Mein Vater hat niemanden gehasst«, sagte Mary. »Er war ein guter
Mensch, ein ganz wunderbarer Mensch! Er hat immer nur Rücksicht auf andere
genommen, hat jedem geholfen. Er war ein wahrer Heiliger!«
Francesca blinzelte. Wahrscheinlich würde sie über ihren eigenen
Vater ebenso reden, wenn er gerade gestorben wäre. »Es tut
Weitere Kostenlose Bücher