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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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dann
schieben Sie die Schuld eben auf mich.«
    Alfred schaute sie verblüfft an, dann lächelte er. »Das werde ich
in der Tat.«
    »Eins noch – hat Mr Hart seine Dienstboten am Freitagabend
weggeschickt?« Francesca wusste, dass es niemand glauben würde, falls es
stimmen sollte – niemand, weder die Polizei noch die Geschworenen.
    Alfred
nickte. »Ja, das hat er.«
    »Aber ...
warum denn nur?«
    Der Butler
zögerte erneut.
    »Ich versuche Ihrem Dienstherren nur zu
helfen, Alfred«, sagte sie. »Sie missbrauchen sein Vertrauen nicht, wenn Sie
mit mir sprechen.«
    Alfred
nickte. »Hin und wieder schickt er das gesamte Personal weg. Es kommt
vielleicht zwei oder drei Mal im Monat vor.«
    »Aber das
hier ist ein so großes Haus, ein richtiger Palast! Und er schickt alle weg?«,
fragte Francesca verblüfft.
    »Alle«,
erwiderte Alfred mit Nachdruck.
    »Aber
warum?«
    »Ich weiß
es nicht.«
    Francesca konnte sich nicht vorstellen, dass
jemand in einem Haus von dieser Größe allein sein wollte. »Lädt er an diesen
Abenden Gäste ein?« Das war die einzig mögliche Erklärung. Vielleicht gab er
Partys wie Stanford White.
    »Das haben wir uns auch gefragt, Miss Cahill.
Aber eines der Mädchen hat einmal ein wenig herumgeschnüffelt und herausgefunden,
dass er niemanden einlädt. Er wandert umher. Allein.« Alfred hielt inne, als
wolle er noch etwas hinzufügen, schien es sich dann aber anders zu überlegen.
    »Und?«
    »Er trinkt, wandert von einem Zimmer ins andere und schaut sich
seine Gemälde und Skulpturen an.«
    Francesca war erschüttert. »Und wie war das
am Freitagabend? Wann ist er nach Hause gekommen? Um wie viel Uhr hat er die
Dienstboten weggeschickt?«
    »Er kam um
kurz nach sechs nach Hause und wirkte ein wenig verdrießlich. Dann hat er
sofort alle weggeschickt.«
    Francesca
blieb beinahe das Herz stehen. Calder hatte also kein Alibi für die Zeit
zwischen sechs und neun am Mordabend. »Ich danke Ihnen, Alfred.«
    Er nickte und sagte: »Nein, ich danke Ihnen, Miss Cahill.«
Dann machte er sich auf den Weg in die Küche.
    Francesca war völlig entgeistert von dem, was
sie erfahren hatte. Wieso in aller Welt war Calder nach Hause gekommen, hatte
seine Dienstboten weggeschickt und war dann ein paar Stunden später zu Whites
Party gegangen? Voller innerer Unruhe kehrte sie in die Bibliothek zurück.
Calder lag so still da, dass es beinahe so schien, als würde er nicht mehr
atmen. Besorgt trat sie auf ihn zu und stellte mit Erleichterung fest, dass
sich seine Brust unter der samtenen Hausjacke kaum merklich hob und senkte.
    Sie verspürte großes Mitleid mit diesem komplizierten Mann, der,
wie sie vermutete, tief verletzt worden war.
    Und nun würde er in große Schwierigkeiten geraten, falls
irgendjemand die Wahrheit darüber erfahren sollte, wo er sich am Freitagabend
aufgehalten hatte.
    Francesca blickte sich um. Die Vorhänge waren
noch nicht geschlossen, und sie konnte sehen, dass es draußen kräftig
schneite. Aus einem der Fenster konnte sie auf das leere Grundstück sehen, dass
in nördlicher Richtung neben Calders Besitz lag. In der Ferne erkannte sie wie
durch einen Schleier das gelbe Licht der Straßenlaternen auf dem Boulevard.
    Sie schritt zu dem Fenster hinüber und
schloss die Vorhänge. Dann nahm sie eine leichte Kaschmirdecke von dem Sessel,
der vor dem Kamin stand, und kehrte zu Hart zurück. Um ihn nicht zu wecken,
deckte sie ihn vorsichtig zu, und genauso vorsichtig zog sie ihm die Hausschuhe
aus. Dann lächelte sie zufrieden.
    »Vielleicht würden Sie mich noch gern ins Bett
bringen?«, murmelte er, woraufhin sie erschrocken zusammenfuhr.
    »Ich wollte Sie nicht wecken«, brachte sie
heraus.
    »Das dürfen Sie jederzeit gern tun.« Er öffnete nicht einmal die
Augen.
    Sie starrte
ihn an. »Hart?«, flüsterte sie.
    Seine Atmung war tief und gleichmäßig. Er schien wieder zu
schlafen, denn sie erhielt keine Antwort.
    Francesca wandte sich langsam ab und durchquerte erneut das
elegante, aber überladene Zimmer. An der Tür verharrte sie für einen Moment,
und ein eigenartiger Drang brachte sie dazu, zurückzublicken. Calder schlief
tief und fest, und selbst im Schlaf wirkte er faszinierend und gefährlich auf
sie.
    Sie kam zu dem Schluss, dass er ein sehr
interessanter Mann war.

Kapitel 14
    SONNTAG, 2. FEBRUAR 1902 –19 UHR
    Francescas Kutsche fuhr hinter einem anderen Brougham die Fifth Avenue hinunter. Da es
Sonntagabend war und zudem schneite, herrschte nicht viel Verkehr auf

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