Brenda Joyce
umarmte sie. »Alles wird wieder gut werden, da bin ich mir sicher.« Über
Connies Kopf hinweg warf sie Francesca einen bösen Blick zu.
»Beth Anne, ich weiß, wie nahe du und Connie
euch steht, aber Francesca ist ihre Schwester und steht ihr nun einmal noch
näher. Würdest du uns wohl für ein paar Minuten allein lassen?«, fragte Julia.
Beth Anne starrte sie ungläubig an. Dann warf sie einen Blick auf
Connie, aber die schien nicht für sie eintreten zu wollen.
»Also schön«, sagte sie schließlich, bedachte Francesca mit einem weiteren
finsteren Blick und erhob sich.
Francesca unterdrückte den Drang, ihren Blick
zu erwidern. Es fiel ihr schwer, geduldig und freundlich mit Beth Anne umzugehen,
aus der sie sich nie etwas gemacht hatte. Francesca hielt Connies Freundin für
eine fürchterliche Wichtigtuerin.
»Und noch etwas, Beth Anne. Du wirst doch
gewiss niemandem ein Wort über diese Sache erzählen, nicht wahr?«, fuhr Julia
mit einem Lächeln fort. »Damit würdest du Connie nämlich nur schaden.«
»Meine Lippen sind versiegelt«, versicherte Beth Anne mit fester
Stimme.
Francesca
gab ein verächtliches Schnauben von sich.
Beth Anne blickte sie ein letztes Mal böse an und verließ dann das
Zimmer.
Für einen Moment wurde es still in dem Salon. »Falls ich etwas
falsch gemacht haben sollte, so tut es mir furchtbar Leid«, sagte Francesca
nach einer Weile.
Connie blickte auf ihren Schoß
hinunter. »Du hast nichts falsch gemacht, Fran«, sagte sie leise. »Ich habe
dich gefragt, ob du etwas weißt, und du hast es mir erzählt. Dafür danke ich
dir.«
»Bist du dir auch ganz sicher,
dass ein Irrtum ausgeschlossen ist, Francesca?«, fragte Julia.
»Absolut
sicher, Mama«, erwiderte Francesca.
»Tja, das Kind ist nun einmal in den Brunnen gefallen. Jetzt
müssen wir an die Zukunft denken.« Julia nahm Beth Annes Platz auf dem Sofa
neben Connie ein. »Du musst wieder nach Hause zurückkehren, mein Schatz, bevor
du tatsächlich einen Skandal verursachst.«
Connie nickte. »Ich weiß.« Die Aussicht darauf schien sie
allerdings nicht sonderlich zu begeistern.
Francesca überkam eine große Erleichterung. »Neil liebt dich
wirklich, Con. Davon bin ich überzeugt.«
Connie sah sie an. »Vielleicht.«
Francesca wollte schier das Herz brechen.
»Ich bin nicht überrascht, dass Montrose auf
Abwege geraten ist, mein Kind«, sagte Julia. »Das ist nun einmal der Lauf der
Dinge. Nur wenige Männer sind dazu imstande, auf Dauer treu zu sein.«
Francesca schnappte nach Luft. »Mama! Damit willst du doch wohl
nicht behaupten, dass die meisten Männer irgendwann vom Pfad der Tugend
abkommen?«
»Doch, genau das behaupte ich. Oder besser
gesagt, die meisten außergewöhnlichen Männer tun es hin und wieder. Ich hätte
nur nicht gedacht, dass es schon so früh passieren würde, Connie. Aber ein
gebrochenes Herz heilt wieder. Und ich stimme Francesca zu: Montrose liebt
dich. Und jetzt musst du wirklich nach Hause gehen, bevor du einen Skandal
verursachst.«
»Du hast leicht reden«, flüsterte Connie.
»Connie, je länger du hier bleibst, desto
wahrscheinlicher ist es, dass die Gesellschaft erfahren wird, was geschehen
ist. Du solltest noch heute Abend zu Neil zurückkehren und so tun, als wäre
nichts geschehen. Verblüffe ihn mit deiner Freundlichkeit, und er wird
überwältigt sein von Schuldgefühlen.«
»Ich finde, sie sollte ihm die Leviten lesen. Ich würde es
tun«, mischte sich Francesca ein.
Julia warf ihr einen scharfen Blick zu. »Der Bund der Ehe wird für
ein ganzes Leben geschlossen, Francesca. Und einen Feldzug gegen den eigenen
Mann zu führen trägt wohl kaum zur Verbesserung der Beziehung bei. Connie muss
zurückkehren und weitermachen, als ob nichts geschehen sei. Es ist genug
geredet worden. Neil ist bewusst, dass Connie Bescheid weiß, und sie kann ihm
auf subtile Art und Weise deutlich machen, dass sie so etwas nicht noch einmal
hinnehmen wird. Andrew wird sich auch einschalten, natürlich ganz diskret. Aber
sollte Neil tatsächlich das Missfallen der Familie auf sich ziehen, so sähe
seine Zukunft nicht sehr rosig aus.«
Francesca blickte ihre Mutter verblüfft an.
Wollte sie damit etwa andeuten, dass Andrew Neil damit drohen könnte, ihn zu
enterben? Sie war erschüttert. Und Julia konnte doch unmöglich erwarten, dass
Connie wieder nach Hause zurückkehrte, als sei nichts geschehen!
»Sind wir uns einig?«, fragte Julia und legte Connie die Hand auf
die Schulter.
Connie sah
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