Brenda Joyce
geschneiderten marineblauen Kostüm wunderschön,
elegant und sehr gefasst aus. So gefasst, dass es Francesca beinahe schon
unheimlich war.
Auf sie richteten sich jetzt alle Augen.
»Du hast deiner Schwester also erzählt, dass Montrose eine
Geliebte hat«, sagte Julia grimmig.
Francesca nickte, und mit einem Schlag wurde ihr klar, woher der
Wind wehte. »Con? Gott sei Dank, es geht dir gut!«, rief sie und eilte auf ihre
Schwester zu.
Connie blickte sie an. Sie versuchte sich an einem Lächeln, was
ihr aber nicht richtig gelingen wollte. »Ja, es geht mir gut«, sagte sie.
Francesca ließ sich neben ihre Schwester auf das Sofa sinken und
ergriff ihre Hände. Aus der Nähe wirkte Connie wie eine Puppe aus hauchdünnem
Porzellan, die jeden Augenblick zerbrechen konnte.
»Wie konntest du ihr nur so etwas sagen?«, rief Beth Anne aufgebracht,
und ihre grünen Augen funkelten.
Francesca wandte sich Connies Freundin
ungläubig zu. »Sie hat mich gefragt, ob ich etwas wüsste! Hätte ich etwa lügen
sollen?« Sie wusste, dass Beth Anne eine Klatschbase war, die um nichts in der
Welt ein Geheimnis für sich behalten konnte, und fand es ziemlich dreist von
ihr, sie nun zu kritisieren.
»Ich glaube nicht, dass es dir zustand, etwas auszuplaudern – und
wir wissen ja alle, wie oft du etwas Unpassendes sagst!«, rief Beth Anne.
»Bitte streitet nicht«, sagte Connie leise. Ihre Stimme klang vor
Anspannung unnatürlich hoch.
»Ich wünschte, du wärest erst zu mir gekommen«, mischte sich Julia
ein.
Francesca sah ihre Mutter an und sagte nervös: »Er hat wirklich
eine Geliebte, Mama. Ich habe sie zusammen gesehen. Und ich kann Connie doch
nicht anlügen.«
Julia starrte sie zornig an. »Wir werden uns gleich unter vier
Augen unterhalten, Francesca.«
Francesca wollte protestieren, schüttelte
dann aber nur den Kopf. Allmählich wurde sie wütend. Ganz offenbar wollte man
ihr Vorwürfe machen, obwohl doch alles Neils Schuld war. Sie wandte sich wieder
an Connie. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Geht es dir wirklich
gut?«
»Ja, es geht mir gut«, sagte Connie mit
derselben hohen Stimme wie zuvor und entzog Francesca ihre Hände. Ihr Lächeln
schien in ihr Gesicht eingemeißelt zu sein, und Francesca stellte fest, dass
es ihrer Schwester entgegen ihren Beteuerungen offenbar gar nicht gut ging.
»Connie, wir haben uns solche Sorgen gemacht ... Neil auch«, sagte
Francesca.
Connie schwieg.
»Musst du dich etwa schon wieder einmischen?«, fragte Beth Anne.
Francesca erhob sich und sah Beth Anne zornig
an. »Neil macht sich wirklich Sorgen, und er bereut ganz schrecklich, was er
getan hat, da bin ich mir sicher!«
»Und genauso sicher bist du dir auch, dass Neil Connie betrogen
hat, nicht wahr?«, sagte Beth Anne herausfordernd. »Aber was ist, wenn du dich
geirrt hast? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er es jemals fertig
bringen würde.«
Francesca hätte Beth Anne am liebsten angeschrien und ihr
unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich nicht geirrt, sondern dass sie
die beiden in flagranti erwischt hatte, aber nachdem sie einen Blick auf Connie
geworfen hatte, in deren Augen Tränen schimmerten, schwieg sie.
Julia erhob sich und sagte: »Was passiert ist, ist passiert, und
jetzt ist gewiss nicht der richtige Augenblick, um darüber zu streiten. Beth
Anne, wir wissen, wie sehr du an Connie hängst, und wir danken dir für deine
Hilfe, aber das hier ist eine Familienangelegenheit.«
Beth Anne schien kurz davor zu stehen, in
Tränen auszubrechen. »Mrs Cahill, wie Sie wissen, bin ich seit vielen Jahren
Connies beste Freundin. Ich finde, Francesca hatte weder das Recht, Neil
nachzuspionieren noch Connie davon zu erzählen.«
»Ich konnte doch meine eigene Schwester nicht anlügen! Wie sollte
ich denn ahnen, dass sie ihren Mann verlassen würde!«, rief Francesca.
»Connie hatte ein perfektes Leben, und du hast es zerstört«,
erwiderte Beth Anne mit scharfer Stimme.
Francesca erstarrte. »Ich habe Montrose nicht gezwungen, sich mit
...« – sie zögerte einen Moment lang – »sich mit einer anderen Frau
einzulassen!«
»Falls es überhaupt jemals eine andere Frau gegeben hat!«, rief
Beth Anne mit bebenden Nasenflügeln.
Francesca hätte sie am liebsten erwürgt. Diese Frau ging ihr
wirklich auf die Nerven! Wie hielt Connie es nur mit ihr aus?
»Bitte streitet euch doch nicht«, wiederholte Connie.
Beth Anne setzte sich auf die andere Seite neben sie auf das Sofa
und
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