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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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ins Schloß schiebt. Er tritt ins Haus und ruft meinen Namen. Ich habe ein ungutes Gefühl und gebe ihm keine Antwort. Ich muß an Cheryl Mansfield denken.
    Er kommt ins Wohnzimmer und stellt seine Sachen ab, eine Sporttasche und einen Schläger. Jeden Dienstag spielt er im Fitneßclub Squash, er trägt noch schwarze Shorts und ein weißes T-Shirt. Er wirkt müde, und das blonde Haar hängt ihm in die Augen. Er sieht aus wie ein kleiner Junge, der den ganzen Tag gespielt hat und erschöpft nach Hause kommt. Lächelnd denke ich, wie abwegig es war, auch nur in Betracht zu ziehen, daß er etwas Böses getan haben könnte. Er kommt zu mir herüber und küßt mich auf die Wange. Seine Lippen sind weich und warm.
    »Hat er dich wieder geschlagen?« frage ich.
    Ian läßt sich stöhnend auf die Couch fallen. »Ich weiß nicht, wie er es macht«, sagt er. »Der Kerl ist gut.«
    Er spricht von M., den er als Philip Ellis kennt. Zu meinem
Leidwesen kommen er und Ian sich immer näher. Sie spielen zusammen Squash. Immer dann, wenn ich mit Joe im Paragon bin. Ich glaube, M. tut das absichtlich, er will mich dafür bestrafen, daß ich mit Joe rede. Als ich ihm sagte, daß ich mich auch weiterhin mit Joe treffen würde, ob es ihm paßte oder nicht, rief er noch am selben Abend und in meiner Gegenwart Ian an und lud ihn ein, am Dienstag mit ihm Squash zu spielen. Seitdem treffen sie sich jede Woche.
    »Heute hat er mich zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen. Deswegen bin ich so spät dran. Du hast doch meine Nachricht abgehört, oder?«
    Plötzlich habe ich einen Kloß im Hals. Ich greife nach der Fernbedienung und schalte den Fernseher aus. »Du warst zum Abendessen bei ihm?« frage ich.
    Ian lehnt sich mit geschlossenen Augen zurück. Müde sagt er: »Er wohnt bloß ein paar Blocks von dir entfernt. Die Montgomery hinunter und dann nach rechts, wo die älteren Häuser sind. Ein schönes Haus.«
    »Ich finde, du solltest dich von ihm fernhalten. Der Typ ist irgendwie unheimlich.« Ich höre den bissigen Unterton in meiner Stimme.
    Ian macht die Augen auf und sieht mich befremdet an. »Nein, ist er nicht. Außerdem weigerst du dich doch beharrlich, dich mal mit uns zu treffen. Woher willst du da wissen, wie er ist? Unheimlich oder sonstwie?«
    Ich zucke die Achseln. »Mir kommt er eben seltsam vor. Vergiß nicht, ich habe damals, als ich das Interview machte, viel Zeit mit ihm verbracht. Ein dubioser Typ. Dem Mann ist nicht zu trauen.«
    Ian setzt sich gerade auf. »Das stimmt nicht, Nora. Ich weiß nicht, warum du ihn nicht magst, aber er ist mein Freund. Es ist schön, einen Mann zu haben, mit dem man reden kann.«
    »Du hast doch viele Freunde.«
    »Ja, und mit den meisten rede ich über die Arbeit, über
Sport oder darüber, was in der Welt vor sich geht. Über alles mögliche, bloß nicht über unsere wahren Gefühle. Philip hat keine Angst, über heikle Themen zu reden. Es gefällt mir, einen Mann zu haben, mit dem ich reden kann. Wir haben vieles gemein.«
    Das läßt mich hellhörig werden. Abgesehen von mir haben Ian und M. überhaupt nichts gemeinsam. »Worüber redet ihr denn?« frage ich.
    Ian zögert. Er kratzt sich am Bein, um Zeit zu schinden. Schließlich sieht er mich an und sagt: »Alles. Natürlich auch über Sport und die Arbeit. Aber auch über andere Dinge. Wir reden über unsere Probleme. Wir reden über Frauen. Wir reden über dich.«
    »Mich?« frage ich. In meinem Kopf geht eine Alarmglocke los. »Ihr redet über mich?«
    »Nora«, setzt Ian an, hält dann aber inne und schüttelt den Kopf. Nachdenklich starrt er auf die Bücherregale an der gegenüberliegenden Wand. Als er von neuem zu sprechen beginnt, klingt seine Stimme bekümmert. »Manchmal habe ich das Gefühl, verrückt zu werden, Nora. Du redest nicht mehr mit mir. Wir haben Probleme, aber wir sprechen nicht darüber. Ich muß mit jemandem darüber sprechen. Deswegen rede ich mit Philip.«
    Ich sitze auf der vordersten Kante der Couch und schnappe nach Luft. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich bin wütend. »Du erzählst ihm von mir? Du erzählst ihm von unseren Problemen?« Meine Worte klingen wie Vorwürfe, nicht wie Fragen. »Wie konntest du das tun? Du hast mich nicht einmal um Erlaubnis gefragt.«
    Leise und sarkastisch sagt er: »Ich wußte nicht, daß ich deine Erlaubnis brauche.«
    Meine Stimme wird lauter. »Du hast mein Vertrauen mißbraucht. Was zwischen uns passiert, geht nur uns etwas an.«

    »Zwischen uns passiert doch

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