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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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sowieso nicht mehr viel. Das ist ein Teil unseres Problems.«
    Ian spielt auf die Tatsache an, daß wir kaum mehr miteinander schlafen. Von der Leidenschaft, die ich einmal für ihn empfunden habe – und diese Leidenschaft war groß –, ist nichts übriggeblieben. Nach meinen Sitzungen mit M. habe ich Ian außer Schuldgefühlen nichts mehr zu geben. Dazu kommt das Problem, daß ich die Sache vor ihm geheimhalten muß. Es dauert jedesmal eine Weile, bis die Striemen auf meinem Po heilen. Solange sie rot und deutlich zu sehen sind, ziehe ich mich im Dunkeln aus. Dann lasse ich nicht zu, daß Ian mich nackt sieht oder mich anfaßt. Das verwirrt ihn, und meine Weigerung, darüber zu reden, verwirrt ihn noch mehr. Er muß denken, daß ich langsam frigide werde, und wahrscheinlich hätte er damit sogar recht. Sexuell empfinde ich für ihn fast überhaupt nichts mehr.
    Ian sagt: »Du hast fast nie mehr Lust, mit mir zu schlafen. Du reagierst überhaupt nicht mehr auf mich.«
    »Und das hast du ihm erzählt?« Ich spüre, wie mir die Zornesröte ins Gesicht steigt. »Mein Gott! Das hast du ihm wirklich erzählt?«
    Er seufzt. »Mit wem soll ich denn sonst darüber reden, Nora?«
    »Mit niemandem!« antworte ich laut, fast schreiend. Ich stehe auf und gehe in die Küche hinüber. Ian folgt mir.
    »Na wunderbar«, sagt er, jetzt seinerseits wütend. »Nur zu, lauf einfach davon. Das ist ja in letzter Zeit deine Antwort auf alle unsere Probleme.«
    »Laß mich in Ruhe. Verschwinde und laß mich in Ruhe.«
    Er steht vor mir, und ich merke an der starren Linie seines Kinns, wie sehr er sich ärgert. »Nein.«
    »Nein? Nein?! Falls du es vergessen hast, dies ist mein Haus. Und ich will dich nicht mehr hier haben.«
    »Tu das nicht, Nora. Tu es nicht.« Seine Worte sind eine
Warnung, es nicht zu weit zu treiben. Sein Gesicht ist vor Wut ganz rot.
    Ich zögere. Wir starren uns an. Ian holt tief Luft. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hat, kommt er zu mir und legt mir die Hände auf die Schultern. »Tu das nicht«, sagt er leise. »Du meinst das doch gar nicht so. Du bist bloß wütend.«
    Er hat recht: Ich bin wütend. Und ich will nicht, daß er geht. Ich will nicht, daß es so endet. Ian ist nicht perfekt. Manchmal ist er sinnlos eifersüchtig, und es paßt mir nicht, daß er sich M. anvertraut, aber im Grunde meines Herzens weiß ich, daß er ein guter Mensch ist. Ich lehne den Kopf gegen seine Brust und spüre, wie die Wut aus meinem Körper strömt. Ich merke, daß ich ihn beinahe verloren hätte. Beinahe hätte ich etwas sehr Zerbrechliches zerschlagen, etwas, das ich dringend brauche. Ich bin Ian dankbar für seine Reife, dankbar, daß er mir noch eine Chance gibt.
    »Es tut mir leid«, sage ich. Er legt die Arme um mich, und wir halten einander schweigend fest.
    Nach einer Weile sagt er: »Ich liebe dich, Nora. Wenn ich mit Philip rede, dann nur, weil ich jemanden brauche, dem ich mich anvertrauen kann. Ich kann nicht mehr lange so weitermachen. Es muß wieder besser werden zwischen uns. Wenn du mit mir reden würdest, wenn du mir sagen würdest, was los ist, dann bräuchte ich mein Herz nicht bei Philip auszuschütten. Irgendwann wirst du mit mir reden müssen. So kann es nicht weitergehen.«
    Ich nicke. Auch mir ist klar, daß es so nicht weitergehen kann. Wir werden unser Problem bald lösen müssen, so oder so.
     
    Später liegen Ian und ich nebeneinander im Bett. Wir sind nur mit einem weißen Laken zugedeckt, und zwischen uns steht ein qualvolles Schweigen. »Ich hole mir ein Glas Wasser«, erklärt er schließlich. »Bist du auch durstig?«

    Ich sage nein, und er steigt aus dem Bett. Er zieht seine Unterwäsche an und verläßt den Raum. Ich höre, wie er in der Küche das Licht anschaltet, den Küchenschrank aufmacht und das Wasser laufen läßt. Ich rolle mich auf die Seite und presse das Laken mit den Armen an meinen Körper. Wir haben versucht, miteinander zu schlafen, aber es klappte nicht besonders gut; bei mir klappte es überhaupt nicht. Wenn Ian mich küßt, fühle ich nichts. Nein, das stimmt nicht. Da sind die Gewissensbisse. Aber ich empfinde kein Verlangen mehr nach ihm. Als wir ins Bett gingen, glitt er neben mich und küßte mich langsam. Dann ließ er die Hand an meinem Körper hinuntergleiten, über die Rundung meines Busens, meinen flachen Bauch, das warme Fleisch an der Innenseite meiner Oberschenkel. Ich lag da und ließ zu, daß er mich berührte. Dabei hatte ich das Gefühl, seine

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