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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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fügt er hinzu: »Wenn Sie Informationen wollen – wenn Sie wissen wollen, was zwischen Franny und mir tatsächlich passiert ist –, dann werde ich Ihnen sagen, was Sie hören wollen. Aber Ihre Neugier wird Sie etwas kosten.«
    »Wie meinen Sie das?« frage ich. »Was soll mich das kosten?«
    »Zeit«, antwortet er. »Einen Abschnitt Ihres Lebens.«
    Seine Antwort verwirrt mich.
    »Sie wollen Informationen über Franny – ich werde Sie Ihnen geben. Aber glauben Sie bloß nicht, daß Sie alle Antworten beim Abendessen bekommen. Es wird lange dauern. Vielleicht sogar Monate. Vielleicht werden Sie heute abend noch gar keine Antworten bekommen. Betrachten Sie unsere … wie sollen wir es nennen? Eine Allianz? Betrachten Sie unsere Allianz als fortschreitenden Prozeß der Enthüllung.«
    Das klingt zu einfach. »Was springt für Sie dabei heraus?« frage ich. »Warum sind Sie bereit, das zu tun?«
    Er legt die Lachsfilets unter den Grill. »Weil ich meinen Spaß haben will«, antwortet er schließlich. »Nur deshalb.«
    »Das Ganze ist für Sie bloß ein Spiel, stimmt’s?«
    »Ganz genau.« Er nimmt mein Weinglas und drückt es mir in die Hand. »Also, wie wichtig ist es Ihnen, die Wahrheit zu erfahren?«
    Ich überlege einen Augenblick und nippe an meinem Wein. Ich könnte – und sollte – einfach gehen. Aber unsere Schicksale sind an dem Tag zusammengewürfelt worden, an dem Franny starb – eine wahrhaft unheilige Allianz. Ich weiß, daß er sich nicht absichtlich verraten wird, aber auch kluge Leute machen Fehler. Soll er doch sein Spiel spielen, seinen Spaß haben  – das wird mir nur helfen, die Schlinge um seinen Hals enger zu ziehen.

    »Wichtig genug«, antworte ich.
    Er nimmt die Salatschüssel und trägt sie ins Eßzimmer. »Vielleicht sind Sie ja doch eine Herausforderung für mich«, sagt er, als er an mir vorbeigeht. »Franny war zwar ein liebes Mädchen, aber von einer Herausforderung konnte bei ihr nicht die Rede sein.«
    Vielleicht bin ich mehr, als du ahnst, denke ich, während ich ihm folge.

7
    Ich war schon auf zu vielen Beerdigungen: auf der von Billy, der von meinen Eltern und dann der von Franny. Sie sind alle nebeneinander auf dem Friedhof von Davis begraben. Ohne Ian hätte ich Frannys Beerdigung nicht durchgestanden. Wir waren zu dem Zeitpunkt noch kein Liebespaar, eigentlich noch nicht einmal richtig befreundet, aber er kam an jenem Morgen in aller Frühe vorbei, um zu fragen, ob ich Hilfe brauchte – was ich auch tat. Dringend sogar. Maisie, meine beste Freundin, die ebenfalls beim Bee arbeitet, hatte sich angeboten, bei mir zu bleiben, aber ich hatte abgelehnt, weil ich mit meiner Trauer allein sein wollte. Billys Beerdigung und die meiner Eltern hatte ich ohne fremde Hilfe durchgestanden. Deswegen glaubte ich, daß ich die von Franny genauso meistern würde. Aber als der Tag gekommen war, begann ich durchzudrehen.
    Ich wohnte damals noch in Sacramento, in einem kleinen Haus in der Nähe des McKinley Park, und als Ian an jenem Morgen ohne Voranmeldung an meiner Tür klingelte, war ich noch immer nicht angezogen, sondern lief völlig aufgelöst in Slip und schwarzen Strümpfen herum. Er stand in einem schwarzen Anzug in der Tür und sperrte mit seinem massigen Körper die Sonne aus. Sein blondes Haar war zurückgekämmt,
und trotz seiner eins fünfundachtzig sah er aus wie ein ängstlicher Teenager, der befürchtete, einen Fehler gemacht zu haben und gleich von mir weggeschickt zu werden. Er wartete im Wohnzimmer, während ich wieder ins Schlafzimmer ging, um mich fertig anzuziehen. Der Schlafzimmerschrank war viel zu klein, er nahm nur die halbe Länge der Wand ein und war hinter weißen Falttüren verborgen, die wie ein Akkordeon auf- und zugingen. Plötzlich begann ich, all meine Sachen auf den Boden zu werfen. Dann entleerte ich die Schubläden meiner Kommode. Als Ian sie auf den Boden knallen hörte, kam er ins Zimmer gelaufen.
    »Ich weiß nicht, was ich anziehen soll«, erklärte ich ihm.
    Er nahm mich in den Arm, versuchte mich zu trösten, aber ich schob ihn weg. »Laß mich in Ruhe«, sagte ich plötzlich wütend. »Ich kann dich hier nicht brauchen.«
    Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Er setzte sich auf mein Bett und begann die Pullis, Slips und BHs zusammenzulegen, die ich einfach auf den Boden geworfen hatte.
    »Du weißt nicht, wie das ist«, sagte ich. »Sie hätte nicht auf diese Weise sterben dürfen.« Meine Stimme klang traurig und nervös

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