Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
Erfinderinnen abkommandiert war, sie diejenige war, die ihrem Mann beim Ankleiden würde helfen müssen. Es war eine gelinde Katastrophe: Seine Halsbinde geriet schief und sein Kragen schlaff. Alexia fand sich damit ab. Schließlich hatte sie den größten Teil ihres Lebens als alte Jungfer zugebracht, und eine Halsbinde zu binden war keine Fertigkeit, die sich alten Jungfern im Allgemeinen aneigneten.
»Mein werter Gemahl«, sagte sie, als sie fertig waren und sich nach unten zum Abendessen begaben, »hast du schon einmal darüber nachgedacht, deine mehrfache Ur-Enkelin zu verwandeln?«
Abrupt blieb Lord Maccon auf dem Treppenabsatz stehen und knurrte: »Wie, um alles auf Gottes grüner Erde, hat es dieses verdammte Weibstück geschafft, dich von ihrer Sache zu überzeugen?«
Alexia seufzte. »Es ergibt Sinn und ist eine elegante Lösung für die gegenwärtigen Probleme des Kingair-Rudels. Sie erfüllt doch bereits die Funktion eines Alphas, warum sie also nicht auch zu einer machen?«
»So einfach ist das nich’, Weib, und das weißt du genau! Und ihre Überlebenschancen …«
»… sind sehr gering. Ja, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst.«
»Nicht nur gering, sie sind praktisch nicht vorhanden. Wenn man’s auf den Punkt bringt, schlägst du mir vor, die letzte noch lebende Maccon zu töten.«
»Aber wenn sie überlebt …«
»Wenn.«
Lady Maccon legte den Kopf schief. »Sollte sie nicht selbst entscheiden, ob sie dieses Risiko eingehen möchte?«
Er antwortete ihr nicht, sondern setzte seinen Weg die breite Treppe hinunter fort.
»Du solltest darüber nachdenken, Conall, nicht zuletzt als BUR -Beauftragter. Es wäre die logischste Handlungsoption.«
Unbeirrt ging er weiter. Da war etwas an der Art, wie er die Schultern gestrafft hielt …
»Warte mal einen Augenblick!« Plötzlich war sie argwöhnisch. »Das war der Grund, warum du überhaupt hierher zurückgekommen bist, nicht wahr? Dieses Familienproblem. Du hast vor, die Sache mit dem Kingair-Rudel wieder in Ordnung zu bringen. Trotz ihres Verrates.«
Er zuckte die Achseln.
»Du wolltest sehen, wie Sidheag hier klarkommt. Ist es nicht so?«
»Da ist immer noch dieses Problem mit der Vermenschlichung«, erinnerte er ausweichend.
Alexia grinste. »Nun ja, davon mal abgesehen. Du gibst also zu, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege?«
Er drehte sich zu ihr um, um sie finster anzustarren. »Ich hasse es, wenn du recht hast.«
Alexia eilte die Treppe hinunter, bis sie Nase an Nase vor ihm stand. Allerdings stand sie auch eine Stufe höher als er. Sanft küsste sie ihn. »Ich weiß. Aber ich bin einfach so unheimlich gut darin.«
12
Große Enthüllungen
E s wurde beschlossen, dass die Mumie zum Nervenkitzel der Damen gleich nach dem Abendessen enthüllt werden sollte. Alexia war nicht gerade überzeugt davon, dass das ein kluger Plan war. In Anbetracht von Miss Hisselpennys Konstitution, so befürchtete sie, könnte das Abendessen möglicherweise wieder hervorkommen, wenn die Mumie nur grauenvoll genug aussah. Doch man war der Ansicht, dass sich für ein solch illustres Ereignis Dunkelheit und Kerzenlicht am besten eigneten.
Keine der anwesenden Damen hatte je zuvor an einer Mumien-Party teilgenommen. Lady Maccon äußerte einen gewissen Kummer darüber, dass Madame Lefoux und Tunstell das Vergnügen versäumen würden. Lord Maccon, er wenig Interesse an der Sache hatte, schlug vor, dass er Tunstell ablöste, um es zumindest dem Claviger zu ermöglichen, an dem Ereignis teilzuhaben. Tunstell, das wusste jeder, liebte jede Art von Drama.
Alexia musterte Miss Hisselpenny aufmerksam, doch Ivy blieb angesichts der Aussicht, sich mit einem rothaarigen Schauspieler und einer nackten Mumie im selben Raum aufzuhalten, ungerührt und gelassen. Felicity leckte sich erwartungsvoll über die Lippen, und Lady Maccon bereitete sich auf ein unvermeidliches Theater vor. Doch es war sie, nicht Felicity oder Ivy, die sich in Gegenwart der antiken Gestalt am wenigsten wohlfühlte.
In Wahrheit sah die Mumie ziemlich jämmerlich aus. Sie ruhte in einem nicht sehr großen, kistenähnlichen Sarkophag, der nur dürftig mit Hieroglyphen verziert war. Sobald man sie aus dem Sarg geholt hatte, zeigte sich, dass ihre Binden recht spärlich mit einem einzigen wiederkehrenden Motiv bemalt waren: etwas, das wie ein kaputtes Anch, ein ägyptisches Kreuz, aussah. Das tote Ding rief bei Alexia weder Ekel hervor, noch ängstigte sie sich davor, und sie hatte in
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