Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
nicht, sondern reckte die bezaubernde kleine Nase leicht in die Luft und gab vor, damit beschäftigt zu sein, die Rüschen an Lady Maccons Kleid aufzuschütteln.
Madame Lefoux verabschiedete sich von allen.
»Angelique«, wandte sich Lady Maccon danach an ihre Dienerin. »Was war das denn?«
»Es war nischts Wischtiges, Mylady.«
Lady Maccon entschied, dass die Angelegenheit bis zu einem späteren Zeitpunkt warten konnte, und folgte dem Steward in ihre Kabine.
Sie blieb nicht lange drinnen, denn sie wollte das Schiff erkunden und an Deck sein, wenn es abhob. Schon seit Jahren war sie erpicht darauf, einmal durch den Äther zu fahren, und sie verfolgte die Entwicklung der Luftfahrttechnologie schon seit sehr jungen Jahren in den Publikationen der Royal Society. Sich endlich an Bord eines Luftschiffs zu befinden war eine Freude, die von französischen Eigenheiten nicht gedämpft werden sollte.
Sobald die letzten Passagiere an Bord waren und ihre Kabinen zugewiesen bekommen hatten, warf die Mannschaft die Halteleinen los, und das große Schiff erhob sie langsam in den Himmel.
Lady Maccon schnappte nach Luft, als die Welt unter ihnen immer kleiner wurde, Menschen mit der Landschaft verschmolzen, die Landschaft zu einem Flickenteppich wurde und schließlich der unwiderrufliche Beweis erbracht wurde, dass die Welt tatsächlich rund war.
Sobald sie die normale Luft durchflogen hatten und sich hoch oben im Äther befanden, warf ein junger Mann, der auf gefährliche Weise direkt auf der Maschine saß, den Propeller an, und während große weiße Dampfwolken seitlich und hinten aus der Maschine quollen, trieb das Luftschiff vorwärts, in nördliche Richtung. Es gab einen leichten Ruck, als es von der magnetischen Ätherströmung erfasst wurde und Geschwindigkeit aufnahm. Es flog schneller, als es seinem Anschein nach in der Lage war mit den riesigen bootsähnlichen Passagierdecks, die unter dem gigantischen mandelförmigen Ballon aus Leinwand hingen.
Miss Hisselpenny, die sich zu Lady Maccon an Deck gesellt hatte, erholte sich von ihrer eigenen Ehrfurcht und fing an zu singen. Ivy hatte eine nette, feine Stimme, unausgebildet, aber lieblich. »Ye’ll take the high road,« sang sie, »and I’ll take the low road, and I’ll be in Scotland afore ye.« Du nimmst den Weg über die Höhen und ich den Weg durch die Täler, und ich werde vor dir in Schottland sein .
Lady Maccon lächelte ihre Freundin an, stimmte aber nicht mit ein. Sie kannte das Lied. Wer tat es nicht? Es war Teil der Werbekampagne der Giffard-Luftschiffsreisen. Doch Alexias Stimme war dazu geschaffen, eine Armee in der Schlacht zu befehligen, nicht um zu singen, wie jeder, der sie jemals singen gehört hatte, ihr bisher versichert hatte.
Lady Maccon fand die ganze Erfahrung äußerst belebend. Die Luft war hoch oben kälter und irgendwie frischer als die in London oder auf dem Land. Sie fühlte sich davon seltsam gelabt, als wäre es ihr Element. Das musste am Äther liegen, vermutete sie, mit seiner gasförmigen Mischung magnetischer Partikel.
Allerdings gefiel es ihr am nächsten Morgen weit weniger, als sie mit flauem Magen und einem sowohl innerlichen als auch äußerlichen Gefühl des Schwebens erwachte.
»Luftreisen wirken sich auf manche so aus, Mylady«, sagte der Steward und fügte erklärend hinzu: »Sie bringen die Verdauungsorgane durcheinander.« Er schickte eine der Stewardessen mit einer Tinktur aus Minze und Ingwer vorbei.
Es gab nur wenig, was Alexia vom Essen abhalten konnte, und mithilfe der Tinktur hatte sie mittags einen Großteil ihres Appetits zurückgewonnen. Zum Teil rührte das Unwohlsein wohl daher, dass sie sich wieder an den Rhythmus des Tageslichtvolks gewöhnen musste, nachdem sie monatelang all ihre Angelegenheiten hauptsächlich nachts erledigt hatte.
Felicity bemerkte nur, dass Alexias Wangen wieder Farbe bekamen.
»Natürlich sieht einfach nicht jeder gut mit einem Sonnenhut aus. Aber ich glaube wirklich, dass du dieses Opfer bringen solltest, Alexia. Wenn du klug bist, dann nimmst du meinen Rat an. Ich weiß, dass Sonnenhüte heutzutage nicht mehr oft getragen werden, aber ich denke, bei jemandem mit deiner unglückseligen Neigung zur Hautbräune muss man über dieses altmodische Accessoire entschuldigend hinwegsehen. Und warum stromerst du zu jeder Tageszeit mit diesem Sonnenschirm herum, wenn du ihn nicht benutzt?«
»Du klingst immer mehr wie Mama«, entgegnete Lady Maccon.
Ivy, die gerade von einer Seite
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