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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Haken verfangen, einem Teil des Andockmechanismus, der zwei Stockwerke unter dem Aussichtsdeck aus der Bordwand ragte.
    Sie hing kopfüber mit dem Rücken zur Wand an der Seite des Luftschiffs. Vorsichtig drehte sie sich um und zog sich mit den Händen am eigenen Körper empor, bis sie die Arme um den Metallspieß schlingen konnte. Wahrscheinlich, so kam ihr in den Sinn, war dies das erste und letzte Mal in ihrem Leben, dass sie allen Grund hatte, die lächerlichen Modeerscheinungen wertzuschätzen, die ihrem Geschlecht von der Gesellschaft aufgezwungen wurden. Dann wurde ihr bewusst, dass sie immer noch schrie, und ein wenig beschämt über sich selbst verstummte sie. In ihrem Verstand herrschte ein Durcheinander besorgter Gedanken. Würde der kleine Metallhaken, an dem sie hing, halten? War Madame Lefoux in Sicherheit? War ihr Sonnenschirm mit ihr über Bord gegangen?
    Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus, um sich zu beruhigen, und versuchte dann, ihre Situation einzuschätzen: Nein, sie war noch nicht tot, aber sie befand sich auch nicht gerade in Sicherheit . »Hallo-o!«, rief sie laut. »Ist da jemand? Ein wenig Unterstützung, wenn Sie so freundlich wären.«
    Der kühle Äther strömte an ihr vorbei und umhüllte ihre Beine, die nur noch von ihren Unterhosen geschützt und solche Zurschaustellung nicht gewohnt waren. Niemand antwortete auf ihren Hilferuf.
    Erst dann wurde ihr bewusst, dass ungeachtet der Tatsache, dass sie aufgehört hatte zu schreien, das Schreien nicht aufgehört hatte. Über sich konnte sie vor dem weißen Hintergrund des Ballons die Gestalt von Madame Lefoux ausmachen, die mit einem in einen Mantel gehüllten Gegner rang. Wer auch immer es war, der Alexia über die Reling gestoßen hatte, wollte offenbar, dass Madame Lefoux ihr folgte. Doch die Erfinderin setzte sich heftig zur Wehr. Tapfer kämpfte sie mit wild herumrudernden Armen, sodass ihr der Zylinder hektisch auf dem Kopf hin- und herschwankte.
    »Hilfe!«, schrie Alexia in der Hoffnung, dass sie jemand über den Lärm hinweg hörte.
    Über ihr wurde noch immer gerungen. Abwechselnd neigten sich zuerst Madame Lefoux und dann ihr verhüllter Widersacher rücklings über die Reling, nur um im letzten Augenblick zurückzuweichen und weiterzukämpfen. Dann gelang es Madame Lefoux, sich loszureißen, und sie fuchtelte mit etwas herum. Ein lautes Zischen von Druckluft erklang, und das ganze Luftschiff ruckte unvermittelt zur Seite.
    Alexias Griff lockerte sich, und die eigene unmittelbarere Gefahr lenkte sie von dem Kampf über ihr ab, während sie verzweifelt versuchte, an dem rettenden kleinen Metallspieß neuen Halt zu finden.
    Wieder erklang das Geräusch von Pressluft. Der Schurke im Mantel verschwand aus ihrem Sichtfeld, und ließ Madame Lefoux zusammengesunken an der Reling zurück. Das Luftschiff tat erneut einen Satz, woraufhin Alexia ein kleines » Iiiep!« der Bedrängnis ausstieß.
    »Hallooo! Madame Lefoux, ein wenig Unterstützung, wenn Sie so freundlich wären!«, schrie sie aus Leibeskräften. Sie hatte allen Grund, ihre Lungenkapazität und das Stimmtraining zu schätzen, das sie ihrem Leben mit einem herausfordernden Ehemann und einem Rudel renitenter Werwölfe zu verdanken hatte.
    Madame Lefoux drehte sich um und sah nach unten. »Aber, Lady Maccon! Ich war überzeugt, Sie wären zu Tode gestürzt! Wie wunderbar, dass Sie noch am Leben sind!«
    Alexia konnte kaum verstehen, was die Französin rief. Die normalerweise melodische Stimme der Erfinderin klang hoch und blechern, ein durch Helium bewirktes Quieken. Der Auftriebsapparat des Luftschiffs musste ein ernstzunehmendes Leck davongetragen haben, wenn es sich sogar bis hinunter zum Aussichtsdeck auf die Stimme auswirkte.
    »Nun, allzu lange werde ich nicht mehr hier sein«, schrie Alexia zurück.
    Der Zylinder nickte zustimmend. »Halten Sie durch, Lady Maccon! Ich hole Besatzungsmitglieder, die Sie wieder an Bord holen werden!«
    »Was?«, brüllte Alexia. »Ich kann Sie überhaupt nicht verstehen. Sie klingen ganz quiekig!«
    Madame Lefoux’ Zylinder und der dazugehörige Kopf verschwanden.
    Also konzentrierte sich Alexia voll und ganz darauf, sich so gut sie konnte festzuhalten und der Form halber noch ein wenig weiterzuschreien. Sie war herzlich dankbar für die paar flauschigen Wolken, die unter ihr vorbeizogen, da sie den weit entfernten Erdboden vor ihren Blicken verbargen. Sie wollte gar nicht wissen, wie tief genau sie fallen würde.
    Schließlich

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