Brennende Herzen, brennende Kuesse
sie. „Brechen wir auf.“
Je schneller sie es hinter sich brachte, desto besser.
Taft ritt mit Maya im Sattel zum Wanderweg voran und führte Alex’ Pferd an der Leine hinter sich her. Laura bildete das Schlusslicht. Eine sanfte Brise wehte ihr durch das Haar.
Die Situation kam ihr auf eine fast gespenstische Art vertraut vor – fast wie ein Déjà-vu. Sie brauchte nicht lange, um zu erkennen, warum. So einen Ausritt hatte sie sich nämlich immer ausgemalt, als sie noch jung und voller Träume gewesen war. Sie hatte sich vorgestellt, wie Taft und sie an einem schönen Frühlingsnachmittag lachend und plaudernd mit ihren Kindern ausritten und dabei immer wieder stehen blieben, um einander zu küssen. Sie waren damals geradezu süchtig nach Küssen gewesen.
Jetzt waren sie zu Pferd, hatten die Kinder dabei, und es war ein schöner Frühlingsnachmittag, aber alles andere … würde nie Realität werden, niemals!
Laura richtete die Aufmerksamkeit auf den Weg vor sich und lauschte dabei Alex’ aufgeregtem Geplapper. Er kommentierte absolut alles – eine doppelstämmige Tanne am Wegesrand, Caidys Hund, der sie begleitete, und seine Zuneigung zu Pete. Wie befürchtet wollte er jetzt tatsächlich ein eigenes Pferd und einen Hund haben.
Es duftete nach Tannennadeln, Salbei, Erde und Frühling. Die Gerüche in Madrid waren ganz anders gewesen – dort hatte es nach Blumen, Gewürzen und frischem Brot gerochen –, doch das hier war ihr Zuhause. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie die Bergluft in Spanien vermisst hatte.
Sie gewannen schneller an Höhe als gedacht. Als sie schließlich an einer Lichtung ankamen, lag die Ranch schon weit unter ihnen. Der Fluss, der sich in deren Nähe fast zu einem Hufeisen krümmte, glitzerte in der Nachmittagssonne und reflektierte die Berge und die Bäume rings herum.
Laura blieb noch eine Weile stehen, um den Anblick zu genießen, während Taft mit Maya abstieg.
„Ich kann mir vorstellen, dass du eine Pause gebrauchen kann“, sagte er zu Alex.
Der Junge kicherte. „Sì.“ Manchmal verfiel er noch ins Spanische. „Mein Po tut weh, und ich muss mal.“
„Kein Problem. Maya, bleib hier sitzen, während ich deinem Bruder helfe.“ Taft setzte das Mädchen auf einen großen Felsbrocken und hob Alex vom Pferd. Dann drehte er sich zu Laura um. „Was ist mit dir? Brauchst du auch Hilfe?“
„Nein, nicht nötig.“ Es wäre keine gute Idee, sich von ihm vom Pferd helfen zu lassen.
Sie stieg ab und dehnte die steifen Glieder. „Komm mit, Alex, ich gehe mit dir zum nächsten Busch. Maya, musst du auch mal?“
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
„Ich passe so lange auf sie auf“, sagte Taft. „Oder soll ich den Baumdienst übernehmen?“
Laura schüttelte den Kopf. Wider Willen musste sie über den eigenwilligen Ausdruck lächeln. „Nein, nicht nötig.“ Irgendwie waren sie ein gutes Team … fast wie in ihrer Fantasie. Hastig verdrängte Laura diesen Gedanken wieder.
Als sie und Alex zu den anderen zurückkehrten, lief Caidys Hund King auf sie zu und legte dem Jungen einen Stock vor die Füße. Offensichtlich wollte er spielen. Alex hob den Stock auf und warf ihn weg.
Der Hund stürmte hinterher, und Maya klatschte aufgeregt in die Hände. „Ich auch!“, rief sie.
Während die beiden mit dem Hund beschäftigt waren, lehnte Laura sich wohlig seufzend gegen einen sonnenbeschienenen Fels und sah ihnen zu. Im Hintergrund sang eine Feldlerche Idaho ist ein schönes Fleckchen Erde. Zumindest hatte ihre Mutter das früher immer behauptet. Die Vorstellung brachte Laura zum Lächeln.
„Früher hast du genau so ausgesehen wie jetzt. Dein Haar war zwar länger, aber ansonsten hast du dich kaum verändert.“
Taft hatte sich inzwischen zu ihr gesellt.
Sie reagierte sofort auf seine Nähe und seinen vertrauten Geruch. Hastig rückte sie ein Stück zur Seite. „Ich fürchte, du irrst dich“, antwortete sie steif. „Ich habe mich verändert. Aber wer täte das nicht in zehn Jahren?“
„Du hast vermutlich recht, ich bin auch nicht mehr derselbe wie damals. Inzwischen weiß ich genau, was mir wichtig ist.“
„Reitest du öfter aus?“
Das Flackern in seinen Augen verriet ihr, dass er ihren Ablenkungsversuch durchschaute. „Nicht so oft, wie ich möchte. Meine Nichte Destry reitet gern, und Gabi hat auch schon Feuer gefangen. Sie versuchen ständig, einen von uns zum Ausreiten zu überreden. Ich bin allerdings seit Monaten nicht mehr dazu
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