Brennende Hunde
gewisser Lou Rivers, sein Geschäft, das
amtlich nicht einmal registriert war, als Ein-Mann-Unternehmen betrieb und sich
zum Zeitpunkt der Befragungen bereits mit seinen beiden Passagieren auf See
befunden hatte. Dann jedoch kehrte er mit seinem Schiff, der Holy Moly, zurück
nach Marina del Rey, und die Hafenbehörde hatte Capt. Looney davon in Kenntnis
gesetzt, weil eine entsprechende Order der Polizeibehörde vorlag, die
vorschrieb, alle einlaufenden Schiffe, die in L.A. registriert und nicht länger
als zehn Tage auf See gewesen waren, zu melden.
Dess war mit Dr. Chairman zum Hafen gefahren, um Rivers
ein paar Fragen zu stellen. Vor allem galt es zu klären, wann genau er mit der
Holy Moly ausgelaufen war und ob er Passagiere an Bord gehabt hatte.
Ja, bestätigte Rivers, er habe ein Pärchen an Bord
gehabt, und wie sich zeigte, war er nicht gut auf die weibliche Hälfte dieses
Paares zu sprechen. Rivers nämlich kehrte von der Reise mit einem gebrochenen
Nasenbein zurück und erzählte, wie es dazu kam. Daß die junge Frau vier Tage
zuvor an Deck gesessen hätte, und zwar topless, um sich zu sonnen. Unvorsichtigerweise
habe er eine leicht anzügliche Bemerkung gemacht, woraufhin ihm die Frau ohne
Vorwarnung mit dem Knie die Nase eingeschlagen habe.
Damit hatte Dess den entscheidenden Hinweis bekommen. Präziser
konnte eine Personenbeschreibung nicht sein. Dess und Dr. Chairman erfuhren
außerdem, daß Riley sich Rick Saunders genannt und den Charterpreis in bar
bezahlt hatte. Ziel ihrer Reise war Ocean Falls in British Columbia, Kanada,
gewesen.
„Eine Frage, Mr. Rivers“, hatte Dr. Chairman ihn zur Rede
gestellt. „Sind Sie nicht eigentlich dazu verpflichtet, sich von Personen, die
das Territoium der Vereinigten Staaten verlassen wollen, Ausweispapiere zeigen
zu lassen?“
„Ab einer gewissen Summe“, hatte Rivers erwidert, „hört
man auf, irgendwelche Fragen zu stellen. Außerdem wirkten die zwei nicht wie
Verbrecher auf mich.“
Dess zeigte ihm, um auf Nummer sicher zu gehen, ein Bild
von Carry und Riley, das er dessen Biografie entnommen hatte.
„Ja, genau die beiden waren es. Was haben sie denn
ausgefressen?“
„Slick Riley? Noch nie von gehört?“
„Nicht daß ich wüßte“, gab Rivers zur Antwort. „Ich bin
oft draußen, müssen Sie wissen, da bekommt man vieles nicht mit.“
Dr. Chairman hatte sich nach der Unterhaltung mit Rivers
mit den kanadischen Behörden in Ocean Falls in Verbindung gesetzt. Sie
vermutete, Riley und Carry Meyers hätten sich einen Wagen gemietet, wurde aber
enttäuscht. Keine der Autovermietungen hatte einen Wagen an jemanden mit dem
Namen Saunders, Simmons, Riley oder Meyers abgegeben. Bei den
Flugzeug-Chartergesellschaften war es das gleiche. Niemand war unter besagten
Namen in Erscheinung getreten, keiner hatte den berühmten Rockstar erkannt oder
gesehen.
Dess hatte darum vorgeschlagen, selbst hinauf nach Ocean
Falls zu reisen, in der Hoffnung, dort die Spur der Gesuchten wieder aufnehmen
zu können.
„Tun Sie das“, hatte Dr. Chairman gesagt. „Aber ich komme
mit. Schließlich handelt es sich um Ermittlungen der Bundesbehörde.“
Dess hatte bis dahin keine klare Vorstellung von der
kanadischen Wildnis und den zahlreichen Schwierigkeiten, mit der sie aufwarten
konnte, gehabt. Keinen Augenblick hatte er in Erwägung gezogen, während der
Verfolgung die geordnete Welt der Zivilisation verlassen zu müssen. Doch
schnell stellte sich in Ocean Falls heraus, daß die Gesuchten nur zu Fuß aufgebrochen
oder in einen der Überlandbusse gestiegen sein konnten, und Dess war sich
sicher, diese Idee stammte von Carry. Sie war clever und konnte sich ausrechnen,
daß Riley auch in Kanada überall erkannt werden würde. Wenn die beiden also ihre
Spur verwischen wollten, galt es, wenn möglich, jede größere Ortschaft zu
meiden.
Dess und Dr. Chairman beschlossen, sich ein Zimmer zu nehmen
und herauszufinden, welche Richtung Riley und seine Freundin eingeschlagen
hatten. Wohin waren sie unterwegs? Mit dem Bus oder zu Fuß? Es glich der Lösung
einer Gleichung, die aus lauter Unbekannten bestand, und ihnen war klar, daß es
vermutlich leichter war, in Los Angeles einen ehrlichen Gebrauchtwagenhändler
zu finden, als in diesem riesigen Land zwei Flüchtige ausfindig zu machen.
Beide saßen sie abends im Hotelrestaurant. Vor ihnen auf
den Tellern dampfte der Lachs.
„Wie sind Sie Detektiv geworden?“ fragte Dr. Chairman
unvermittelt. „Meinen Nachforschungen
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