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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Tastatur ein.
    Gefechtsbereitschaft herstellen.
    Das Aggregat summte vernehmlich.
    Wie Musik klang es in seinen Ohren.
    Gefechtsbereitschaft hergestellt, meldete der Bildschirm.
    Kleine Dosis. 95 Gigahertz.
    Sie sollen jetzt erst mal was Richtiges spüren.
    Angst kriegen.
    Fahrt zur Hölle!
    Feuer!
    * * *
    Der Schlag traf Dengler mit einer solchen Vernichtungskraft ins Kreuz, dass er dachte, er würde bei lebendigem Leibe auseinandergerissen. In seinem Inneren explodierten glühende Sonnen und verbrannten seine Gedärme. Wie von einer Urgewalt getroffen, bäumte er sich auf.
    Sarah Singer schrie in einem grässlich hohen Ton. Sie hatte Augen und Mund weit aufgerissen. Ein Krampf schien ihren Körper um die eigene Achse drehen zu wollen.
    Dengler griff mit der linken Hand unter die Bettkante und zog, so fest er konnte. Kurz bevor er ohnmächtig wurde, fiel er aus dem Bett. Die Schmerzen ließen sofort nach. Noch benommen, richtete er sich auf. Sarah Singer schrie und wälzte sich im Bett.
    Dengler torkelte ans Bettende. Zweimal musste er zugreifen, bevor er ihre Füße zu fassen bekam. Dann zog er sie aus dem Bett. Sie hörte auf zu schreien, sah ihn aber mit aufgerissenen Augen an.
    »Weg hier«, schrie er sie an. »Laufen Sie hin und her. Immer bewegen.«
    Sie schien ihn verstanden zu haben. Mühsam richtete sie sich auf.
    Dengler rannte die Treppe hinunter. Im Laufen zog er die Waffe aus dem Schulterhalfter und legte den Sicherungsbügel um.
    * * *
    Wo sind sie?
    Singer starrte auf den Laptop, der ihm das leere Bett zeigte.
    Er hatte sie getroffen.
    Doch wo waren sie jetzt?
    Er hämmerte auf die Tastatur.
    200 Gigahertz.
    Finale Ladung.
    Den nächsten Treffer würde keiner überleben.
    Er bewegte den Joystick nach links.
    Nach rechts.
    Viel zu schnell.
    Das Bild auf dem Laptop konnte sich nicht so schnell aufbauen, wie er den Hebel bewegte.
    Langsam.
    Du kriegst sie.
    Er fuhr einmal im Kreis. Im Schlafzimmer waren sie nicht mehr. Hebel nach links.
    Im Kinderzimmer waren sie auch nicht.
    Die Treppe.
    Er sah eine Bewegung.
    Ihr Kopf.
    Feuer!
    Die Salve kam zu spät.
    Egal.
    Er drückte den Hebel tiefer und sah auf dem Laptop, wie sich das Bild des Flurs aufbaute.
    Langsam hin- und herfahren.
    Da war sie.
    Wollte in den Keller.
    Singer lachte.
    Jetzt hab ich dich.
    * * *
    Ihre Finger gehorchten ihr nicht.
    Beide Hände zitterten so stark, dass sie den Schlüssel nicht zu fassen bekam.
    Sie musste sich verstecken. Sie war verloren, wenn die Tür zum Keller nicht endlich aufging.
    Sarah Singer wollte sich nur noch verstecken. Sie nahm sich zusammen. Drehte den Schlüssel um, suchte den Lichtschalter an der Wand, drehte das Licht an und stieg mit wackligen Knien die Treppen hinab.
    * * *
    Dengler stieß die Haustür auf und rannte auf die Straße. Er sah sich um.
    Nichts Verdächtiges zu sehen.
    Er entschied sich, die Straße hinunterzulaufen. Warum, wusste er nicht. An der Kreuzung blieb er stehen, die Pistole in der Linken.
    Nichts zu sehen.
    Kein Mensch, kein Auto – nichts.
    Willkürlich entschied er sich für rechts.
    Er rannte los.
    Nichts.
    Nach hundert Metern drehte er um.
    Lief in die andere Richtung.
    Nichts.
    Oder doch?
    War da ein Schatten unter dem großen Baum?
    * * *
    Kühl beobachtete Singer seine Frau, die zitternd die Treppe hinunterging, sich mit der rechten Hand an der Wand abstützend. Als sie unten war, fokussierte er eine Ladung auf ihren Kopf. Plötzlich drehte sie sich um, und er sah ihr angstverzerrtes Gesicht.
    Wie von einer Tarantel gestochen fuhr er zurück und ließ den Hebel los.
    »Scheißegal«, sagte er laut zu sich, und sein Finger tastete zum Abzugsknopf auf dem Joystick.
    * * *
    Dengler rannte auf den schwarzen Kastenwagen zu. Die Nummer konnte er nicht erkennen. Aber er sah die Stummelantenne auf dem Dach.
    Er blieb stehen und schoss zweimal.
    * * *
    Das erste Geschoss durchschlug die Karosserie des Wagens und ließ Metallsplitter auf Singer regnen. Das zweite Geschoss traf etwas tiefer und raste auf Kopfhöhe durch den Aufbau. Singer sah zwei sternförmig klaffende, zerfranste Ein- und Ausschusslöcher.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang er auf, stieß die Tür auf und rannte auf der vom Schützen abgewandten Seite zur Fahrerseite. Als er die Fahrertür aufriss, hörte er einen fast unmenschlichen Schrei.
    »Florian! Bleib stehen!«
    Aber er saß schon hinter dem Lenker.
    Er startete den Wagen.
    Sah die Gestalt mit der Waffe.
    Erster Gang.
    Vollgas.
    Mit quietschenden Reifen

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