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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sagen. Nicht jetzt.
    Sie brausten über das Land, vorbei an Dörfern, an Köhlerhütten, Einsiedlerhöfen und menschenleeren Ebenen, deren Schneeflächen unberührt wie ein weißer Teppich rechts und links der Straße lagen. Gegen Nachmittag erreichten sie ein Gehöft, und es wurde eine Rast befohlen, um den Pferden Ruhe und den Menschen eine warme Mahlzeit zu gönnen.
    Nur Torben und Sotinos ließ man hocken. Zwei Wärter bewachten sie, standen vier Schritte von ihnen entfernt, unterhielten sich dabei leise und für die beiden unverständlich.
    »Ist das die Gelegenheit, von der wir gesprochen haben?«, wisperte Sotinos Torben mit blauen Lippen zu.
    »Ich denke, ja.« Er grinste. Sein Verstand hatte einen freibeuterwürdigen Plan ersonnen. Er schaute auf die Fußfesseln, die ihnen wenig Bewegungsfreiheit erlaubten, doch es würde genügen. »Auf drei springen wir gegen sie und reißen sie um.«
    Sotinos blickte zu den Männern. »Und dann?«
    »Sehen wir weiter.« Torben spannte seine Muskeln an. »Drei.«
    Sie drückten sich gleichzeitig von dem Wagen ab und flogen auf die überrumpelten Männer zu, warfen sie um und drückten sie mit den Gesichtern nach unten in den Schnee; nach ein paar kräftigen Fausthieben lagen sie still. Noch hatte keiner etwas von ihrem Fluchtversuch mitbekommen ‐ dabei genügte ein zufälliger Blick aus dem Fenster, und alles wäre zu Ende.
    »Hier, die Schlüssel!« Sotinos hatte sie gefunden und öffnete die Fesseln. Torben zog die Männer näher an den Schlitten. Er hätte vor Schmerzen schreien können, sein vom Kampf gegen die Tzulandrier verletzter Arm war noch lange nicht wieder geheilt. »Los, zieht ihnen die Mäntel aus. Sie bekommen unsere, und wir nehmen ihre.«
    »Weswegen?«
    »Werdet Ihr gleich sehen.«
    Hastig nahmen sie den Tausch vor, danach wuchteten sie die Ohnmächtigen auf die Pritsche des Schlittens und trieben die Pferde mit Schlägen und Schreien an. Das Gefährt scherte aus der Schlange aus und raste über die offene Fläche, hielt auf einen kleinen Wald zu.
    »Haltet sie!«, schrie Torben aus vollem Hals und bedeutete Sotinos, sich in den Schnee zu legen. »Sie haben uns überwältigt!« Die Türen des Gehöftes flogen auf, Wächter rannten hinaus und starrten dem flüchtenden Schlitten nach. »Da! Los, ihnen nach!« Torben tat so, als sei er verwundet und könne sich nicht an der Hatz beteiligen. Das Pochen und Reißen in seinem Arm machte sein Schauspielern glaubwürdiger Fluchend bestiegen die Wärter Schlitten und Pferde und jagten dem Köder, den Torben und Sotinos ausgelegt hatten, hinterher. Die Ablenkung war gelungen. Niemand achtete auf die beiden, als sie mit gesenkten Köpfen ins Haupthaus humpelten und in der Küche verschwanden.
    »Die Götter sind auf unserer Seite«, raunte Sotinos. »Das Mädchen am Herd sieht aus wie eine von Elenjas Zofen.«
    »Fragen wir sie einfach.« Torben trat rechts, Sotino» links
    neben die Zofe, die gerade damit beschäftigt war, Tee für ihre
    Herrin zuzubereiten. Er zog seinen Schal etwas nach unten. »Keinen Laut, oder du wirst es bereuen«, sagte er leise zu ihr.
    »Wir suchen die Kabcara.« Erschrocken fuhr das Mädchen herum. Sotinos fing die Teetasse, die ihren Fingern entglitten war, gerade noch rechtzeitig auf. »Ihr? Ihr seid doch die ...«
    »Wo?«, knurrte Torben und sah durch sein heruntergekommenes Äußeres sehr gefährlich aus. Gefährlich genug, um eine verwöhnte, weiche Zofe einzuschüchtern.
    »Im obersten Stock, das letzte Zimmer links am Ende des Ganges«, stammelte sie kreidebleich.
    »Sehr schön.« Er zog seinen Schal nach oben. »Wir begleiten dich. Einer muss der Kabcara doch von der Flucht ihrer Gefangenen erzählen.«
    Sotinos stapelte das Tablett voll, sie nahmen die Zofe in ihre Mitte und achteten nach wie vor darauf, dass man kaum etwas von ihren Gesichtern sah. Die Leibwächter auf dem Gang schlugen sie rasch nieder und fingen sie auf, damit das Poltern der kraftlosen Körper nicht neue Wärter nach sich zog. Die Zofe pochte gegen die Tür und betrat nach der gehusteten Aufforderung das Zimmer. Elenja, die ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid an ihrem dürren Leib trug, saß am Fenster und verfolgte anscheinend die Bemühungen ihrer Leute, den Schlitten einzuholen. »Stell den Tee auf den Tisch«, befahl sie schnarrend, ohne sich umzudrehen.
    Sotinos schob sich vor die Tür und schloss sie, dann drückte er die Zofe auf einen Stuhl; Torben näherte sich der Kabcara. Ihr schwarzer

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