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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dem König melden konnte. Er wusste jetzt schon, dass sie große Aufregung auf dem Kontinent auslösen würden. Es gab neue Invasoren, die sich auf eine vermutlich friedliche, unaufdringliche Weise auf Ulldart ausbreiten und in jeden Winkel der Länder kriechen würden. Wie Ratten.

    Kontinent Ulldart, Königreich Tersion, Baiuga, Spätwinter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
    Das Gebäude als Palast zu bezeichnen, traf es nicht einmal im Ansatz. Fiorell kannte Schlösser seines Herrn Perdor, die weniger opulent erschienen, sowohl von innen als auch von außen. Alles war in weißem Marmor gehalten, von den Säulen bis zur Decke, gelegentlich setzte grüner Marmor wohl gewählte Schwerpunkte, und auch das Mobiliar diente einzig und allein dazu, die raffinierte Schönheit der Bauweise zu betonen. Fiorell konnte sich sehr gut vorstellen, dass Gesandte, die zum ersten Mal nach Baiuga kamen und die Regentin aufsuchen wollten, irrtümlich hier vorsprachen.
    »Dort entlang«, bat der Diener ihn und zeigte auf eine vier
    Schritt hohe Doppeltür, hinter der gedämpfte Musik erklang.
    Fiorell hatte seine Maske schon lange aufgesetzt, ein schlichtes Modell aus weißem Pappmache, das Augen und Nase verdeckte. Auf der Stirn saß ein einzelner Diamant, dessen Feuer bei jedem noch so kleinen Lichtschein aufloderte. Einen besseren Blickfang würde es kaum geben. Außer der Maske trug er ein Figur betontes, knöchellanges Männerkleid aus weißer Seide, wie es in Baiuga derzeit Mode war, hoch geschlossen und eng bis zur Taille, von da an schwingend und sehr elegant. Zu Fiorells eigener Überraschung hatte es nichts Weibisches an sich; es erinnerte ihn an die tarpolischen Wintermäntel, die einen ähnlichen Schnitt aufwiesen, jedoch aus einem gänzlich anderen Stoff geschneidert waren.
    »Bitte sehr. Seht, genießt und schweigt darüber, wenn Ihr das Haus verlasst«, mahnte der Diener und stieß die Türen auf.
    Die Musik traf Fiorell mit ganzer Macht. Der Festsaal war voller maskierter Menschen, Frauen und Männer standen und saßen herum, hier wurde gegessen, da getanzt, dort geplaudert. Nichts unterschied das, was er sah, von einem Maskenball, so wie er ihn kannte. Er trat ein, schaute nach rechts und links, nickte den Nächststehenden zu und ging auf einen Bediensteten zu, der ein Tablett mit gefüllten Weingläsern trug. Er nahm sich eines, schob sich in den Schatten einer Säule und beobachtete.
    In der Mitte stand eine Bühne, auf der Musiker mit verbundenen Augen spielten, im hinteren Bereich, zwischen den Treppen in den oberen Stock, standen Tische, an denen Würfel rollten und Karten flogen.
    Der Saal war zudem mit unzähligen Nischen ausgestattet,
    die sich geschickt in die Architektur einfügten und durch Statuen, Säulen oder Kunstwerke halb verdeckt wurden. Bei manchen waren Vorhänge zugezogen, bei anderen sah Fiorell, wie sich Maskierte unterhielten, bei wieder anderen sah er nur ein Bein oder einen Ellbogen. Seine Phantasie reichte aus, um sich vorzustellen, was in den Nischen geschah, die durch den Stoff vor neugierigen Blicken geschützt waren.
    Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, die Berührung war leicht und liebkosend. Er wandte sich um und sah eine blonde Frau mit einer schwarzen Maske vor sich stehen. Das Kleid ließ viel von ihrem Dekolletee sehen, die Seitenschlitze reichten hinauf bis zu ihrer Hüfte. »Du bist zum ersten Mal hier, Diamant.«
    »Woran erkennt man das?« Fiorell lächelte entschuldigend.
    »Dass du dir etwas zu trinken nimmst und zuschaust, bevor du etwas tust.« Sie lachte. »Bei mir war es genauso.« Ihre blauen Augen glitten an ihm hinab, musterten ihn und versuchten zu erahnen, was unter der weißen Seide steckte. Sie hatte ihre Hand nicht von ihm genommen. »Kann es sein, dass dir niemand gesagt hat, wie die Regeln lauten?«
    Fiorell schluckte. »Ich fürchte, ich bin nicht gut vorbereitet.«
    »Wer hat dich ausgesucht?«
    »Sein Name...
    Sie hob rasch die Hand. »Nein, keine Namen, Diamant! Bei Angor, du würdest das erste Gesetz schon nach wenigen Augenblicken brechen, mein Lieber. Welche Maske trägt er?«
    »Die Alligatormaske.« Fiorell spürte, wie sich der Schweiß auf seiner Stirn sammelte und in die Augenbrauen lief. Diese Mission wurde heikel und delikat zugleich. Sie schüttelte den Kopf. »So etwas. Er hätte dich einweihen müssen, anstatt dich wie ein kleiner Junge herum stolpern zu lassen. Ich bin Nacht.« Sie fasste ihn bei der Rechten und

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