Brennende Kontinente
eine Mission für den Pralinigen erfüllen, die mich in die Nähe eines Dampfbades bringt!« Er deutete an sich herab.
»Schaut Euch das an. Eure Schuld!«
»Meine Schuld? Hm, meine Anweisung lautete nicht, mit Malchios ins Dampfbad zu gehen.« Perdor griente. »War es schön?«
»O ja. Ich liebe es, nackt, verschwitzt und gedemütigt durch die Straßen zu laufen, wie eines Eurer Bonbons zu stinken und mich von einer Wache aufgabeln zu lassen.« Er täuschte Begeisterung vor.
»Wir können es ja mal gemeinsam versuchen, Majestät. Das gefällt Euch sicherlich, wenn Eure Bartlöckchen sich strecken und die Brust kitzeln. Nicht zu vergessen die lustigen kleinen Kinder, die hinter einem her rennen und lachen. Hach, das bringt Freude in mein düsteres Gemüt.«
»Du hattest demnach keinen Erfolg?« Er suchte in dem Fach unter dem Sitz nach einer Ration Pralinen, fand die Schachtel und hielt sie seinem Vertrauten anbietend hin.
»Wie man es nimmt.« Rasch fasste Fiorell die Ereignisse in dem Haus und im Dampfbad zusammen.
»Dann ging er zurück in den Nebel, während ich keine Kleider mehr fand. Ein Handtuch, so klein wie ein Brief, habe ich mir genommen, um meine Blöße zu bedecken. Also, an einer Stelle.« Fiorell schnaubte. »Dieser Malchios ist bösartig.« Er nahm sich eine
Praline, schob sie sich den Mund und klaubte vier weitere
heraus. »Danke.«
»Und wir haben ihn unterschätzt, genau wie er sagte.«
Perdor machte ein vorwurfsvolles Gesicht, als er die Plünderung seiner Vorräte bemerkte. »Doch wir bekommen die Feinde an einen Tisch. Das hat Vorteile.« Er berichtete von seiner Unterredung mit Nech und Arbratt.
»Schon wieder Krieg«, seufzte Fiorell. »Wenn wir ihn nicht verhindern.«
»Ich bitte dich. Du bist meine beste Waffe dagegen.«
Fiorells Augen wurden zu Schlitzen. »Was kommt jetzt, Ihro Schokoladigkeit? Ihr plant doch schon wieder etwas mit mir.« Er steckte sich eine weitere Praline zwischen die Lippen. »Kein Dampfbad«, sagte er undeutlich und balancierte das Konfekt auf seiner Zunge aus.
»Hör auf herumzualbern!«
Fiorell schluckte die Praline. »Aber ist das nicht der Auftrag eines Hofnarren?«, säuselte er.
»Du bist schon lange kein richtiger Hofnarr mehr, und im Augenblick bist du mein Spion.« Er gab dem Kutscher die Anweisung, zum Haus von Caldüsin zu fahren. »Wirf einen Blick aus dem Fenster«, bat er.
Fiorell schaute hinaus, sah den Hafen. »Ich sehe die Galeeren und das Nicti‐Schiff. Was ist daran Besonderes?«
»Dass es nicht mehr Schiffe geworden sind.« Perdor spielte mit seinen Bartlocken. »Nech hat irgendwann behauptet, dass sich eine angorjanische Flotte auf den Weg macht. Ich bin kein guter Seemann, doch ich glaube, dass Angor nicht so weit entfernt ist. Hätte die Flotte nicht schon lange eintreffen müssen?«
»Hm.« Fiorell blickte über die Hafenmauer. »Vielleicht warten sie auf dem offenen Meer oder sind in einer Bucht vor
Anker gegangen ?«
»Das kann sein.« Der König belohnte sich für seine erfolgreiche Unterredung mit Fark und Arbratt mit einer weiteren Praline. »Aber es kann ebenso gut sein, dass es diese Flotte niemals gab.«
Jetzt zog Fiorell den Kopf zurück, richtete den Blick auf Perdor. »Wie kommt Ihr darauf? Habt Ihr ein Schokoladenorakel befragt und die Schmelzspuren auf Euren Händen gedeutet?«
»Ich denke, dass unser guter Nech Fark Narsʹannam ein gefährliches Spiel betreibt. Er täuscht sowohl uns als auch die Nicti.«
»Wie, bei Ulldrael, gelangt Ihr denn zu dieser Weisheit?«
Perdor massierte sich die Schläfen. »Ich habe mir verschiedene Zeugen eingeladen, die an dem Tag, als das Attentat geschah, eine gute Sicht auf das Ereignis hatten. Caldüsin half mir dabei, die Leute ausfindig zu machen. Gibt es über den Ablauf nun keinen Zweifel mehr, so erinnere ich mich doch an eine Kleinigkeit, die mir berichtet wurde. Eine Kleinigkeit an Nech Fark Narsʹannam. Seine Gürtelschnalle und die Rüstung trugen zur Zier einen längs halbierten Raubtierkopf aus Gold.«
»Was für ein Raubtier?«
Perdor hob den Finger. »Eine Krabanta‐Katze! Sie steht für den Gott Angor. Aber es geht mir weniger um die Art des Tieres, sondern um die Bedeutung, dass er nur die Hälfte der Insignien auf der Rüstung trug. Lubshä dagegen hatte das Emblem eines vollständigen Krabanta‐Katzenkopfes auf sei‐
nem Harnisch.«
»Sozusagen ein halber Kaiser?«
»Das wäre möglich. Ich dagegen hege eine andere Theorie.«
Er deutete auf
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